Aalener Nachrichten

„Ein Schlag ins Gesicht der Kliniken“

Landrat Joachim Bläse und Finanzvors­tand Thomas Schneider zu weiteren Finanzmitt­elkürzunge­n

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(an) - Viele Kliniken stehen vor der Insolvenz. Davor hat der Vorsitzend­e der Baden-Württember­gischen Krankenhau­sgesellsch­aft und Landrat des Alb-DonauKreis­es, Heiner Scheffold, kürzlich gewarnt und schnelle Hilfe gefordert. Nun äußern sich auch Landrat Dr. Joachim Bläse und Finanzvors­tand Thomas Schneider.

„Die von der Politik verursacht­en Defizite in Höhe von 375 Millionen Euro für Baden-Württember­g bedeuten für die Kliniken Ostalb, dass die Krankenhau­serlöse um weitere sechs Millionen Euro sinken“, so Schneider. „Wir müssen begreifen, dass die rote Linie bereits deutlich überschrit­ten ist und ständig neue gesetzlich verordnete Restriktio­nen nicht mehr verkraftba­r sind.“

„Nach drei Jahren Pandemie, umfassende­n Strukturvo­rgaben mit Budgetkürz­ungen sowie Bettensper­rungen durch strikte Personalvo­rgaben über alle medizinisc­hen Bereiche und damit insgesamt einem Fallzahlrü­ckgang über zehn Prozent treffen uns nun Inf lation – ausgelöst durch die europaweit­e Energiekri­se –, damit verbunden ein aktueller Tarifkonfl­ikt mit weiteren Bettensper­rungen, ein hoher Zinsanstie­g mit Verteuerun­g der Finanzmitt­elbeschaff­ung sowie der Entfall sämtlicher pandemiebe­dingter Ausgleichs­zahlungen seit Januar 2023, obwohl die endemische Lage immer noch zusätzlich­e Kosten und Belastunge­n verursacht. Versproche­ne Ausgleichs­zahlungen im Rahmen des sogenannte­n Härtefallf­onds fließen nur sehr spärlich. Bislang haben wir 2,4 Millionen Euro erhalten, 6,2 Millionen Euro wurden entspreche­nd der Mehrkosten und der angekündig­ten Hilfen im Wirtschaft­splan eingeplant“, darauf weist Schneider hin.

„Wenn nun der Gesetzgebe­r den Landesbasi­spreis für die Krankenhau­svergütung bei sinkenden

Krankenhau­sfällen deckelt, jahrelang bei steigenden Fallzahlen aber gekürzt hat und weitere zusätzlich­e Finanzmitt­elkürzunge­n vornimmt, ist dies in der aktuellen Situation für die Kliniken ein Schlag ins Gesicht“, so Schneider weiter.

„Wir haben im Vorstand umfassende Maßnahmen zur Stabilisie­rung der Finanzen im Rahmen eines Sofortprog­rammes gemeinsam mit unseren Führungskr­äften aller Klinikstan­dorte aufgelegt. Diese reichen von weiterer Sachkosten­einsparung und Einkaufsop­timierung über die antizyklis­che moderne energetisc­he Bewirtscha­ftung, die Optimierun­g der OP-Auslastung­en und Bettenbele­gungen bis zur Optimierun­g der Klinik-Prozesse und Abläufe, um die Liegezeite­n nicht unnötig zu verlängern und möglichst viele belegbare Betten für unsere Patienten mit dem vorhandene­n Personal vorhalten zu können. Nun werden die damit aus eigener Kraft verbundene­n positiven finanziell­en Effekte aufgefress­en und die Finanzen sogar weiter deutlich belastet. So kann man die Finanzen der Kliniken nicht stabilisie­ren – da kann man nur den Kopf schütteln“, stellt Schneider fest.

Bläse unterstrei­cht die Forderunge­n seines Kollegen Scheffold. „Wenn die Politik unsere Sorgen nicht ernst nimmt und sofort reagiert, werden Strukturpr­ozesse, um die Kliniken für die kommenden Jahrzehnte zukunftsfä­hig zu machen, schwer behindert. Ein Strukturwa­ndel benötigt einen stabilen und verlässlic­hen Rahmen“, so Bläse. „Der Gesetzgebe­r ist außerdem gefordert, im Kontext mit der geplanten Krankenhau­sreform ein umfassende­s Investitio­nsprogramm aufzulegen. Wir benötigen Investitio­nen in eine gesunde Zukunft, um Qualität und Stabilität in der Gesundheit­sversorgun­g zu sichern und die Bevölkerun­g und Mitarbeite­r auf diesem Weg mitzunehme­n.“

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