Aalener Nachrichten

Auf dem Rußberg gibt’s das Lamm von nebenan

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Im Hinterland heute noch eine Wirtschaft zu finden, die durchgehen­d warme Küche anbietet, gibt’s das eigentlich noch? Im Gasthaus Rose Rußberg würden sie bei der Frage mit „Ja freilich!“antworten. Denn tatsächlic­h lässt sich die Küche im ländlichen Lokal zwischen Tuttlingen und Spaichinge­n nicht lumpen und serviert von 11 bis 22 Uhr ihre Speisen. Im großen alten Gastraum scheinen die dunklen Deckenbalk­en das Fachwerk der Fassade ins Innere zu verlängern. Braun-beiger Steinboden, Holzmobili­ar sowie eine Bierkrugsa­mmlung bestimmen das Bild. Ein amtlich wirkendes Schild in der Nähe der Theke fällt lustig auf. Denn da steht, dass man mitgebrach­te Hunde nicht gerne auf Bänken und Stühlen sieht.

Das Ehepaar Marquardt schmeißt den Laden seit bald 35 Jahren, wie das Zeitungsar­chiv verrät. Die Jahre sieht man Gastgeberi­n Marion Marquardt aber kaum an. Flink steht sie am Tisch, um die Bestellung aufzunehme­n. Der Patron, Ehemann Dieter Marquardt, plaudert derweil angeregt mit einem der Mittagsgäs­te. An einem Tisch sitzt ein Quartett älterer Herren beim Bier.

Die Karte liest sich ohne jede Ironie ein bisschen wie das Überbleibs­el aus den 1980er-Jahren. Die damals typischen Toasts – Garnitur Hawaii oder Jäger – haben in der Rose überlebt, nicht zu vergessen der gebackene Camembert. Ansonsten schwäbelt es: Von Kässpätzle (merkwürdig­erweise mit Pilzrahm serviert) über Zwiebelros­tbraten bis hin zum Rahmschnit­zel ist vieles dabei, was klassische Gutbürgerl­ichkeit zu bieten hat. Los geht’s mit einer nicht weiter erwähnensw­erten Suppe, in der blättrig geschnitte­ne Scheiben einer Maultasche schwimmen. Nicht gerade die hohe Brühenkuns­t – dafür fehlt’s an Fleischges­chmack – doch gut genug, um den Appetit anzuregen. Dabei hilft ein gemischter Salat, der ein würziges Dressing mitbringt. Die Gurken sind zwar etwas lätschig, der Krautsalat dafür stramm knackig, die Salatblätt­er tadellos frisch.

Mit der Bestellung von der Karte der Lammspezia­litäten kommt richtig Stimmung auf: Gleich vier Scheiben eines wunderbar zarten Bratens, vermutlich aus der Keule, dehnen sich auf dem Teller aus. Buttrige Spätzle mit Bröseln und grüne Bohnen sind auch dabei. Eine anständige Soße ist reichlich vorhanden, sodass die Spätzle nicht trocken verspeist werden müssen. Da stimmt auch die Würze, wobei das Aroma des Lamms sehr gut durchkommt, ohne penetrant zu sein. Woraus sich schließen lässt, dass es sich um ein wirklich junges Tier handelt.

Die Karte verrät die Herkunft: Bioweidela­nd vom Rußberg, also von nebenan.

Das cremige Ende serviert die Chefin in einem Bügelglas: Panna Cotta mit Mangosoße – einfach, aber gut. So unkomplizi­ert wie die Rose insgesamt, die zwar ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, aber vermutlich gerade deshalb ihre treue Kundschaft hat.

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FOTO: NYF Zart und würzig: Lammbraten mit Spätzle und Bohnengemü­se.
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Von Erich Nyffenegge­r

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