„Mit beiden Händen Aktien, Gold und Bitcoin kaufen“
Finanzbuchautor Friedrich über die „Insolvenzverschleppung“der EZB und Investments in Zeiten der Inflation
- Er nimmt kein Blatt vor den Mund und schreckt auch vor durchaus steilen Thesen nicht zurück. Entsprechend ist Marc Friedrich (Foto: oh), Betriebswirt, Unternehmer und Finanzbuchautor, auch nicht ganz unumstritten. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“erläutert der gebürtige Waiblinger, warum er unser Geldsystem am Ende wähnt und was er Anlegern deshalb empfiehlt. Seinen neuesten Bestseller „Die größte Revolution aller Zeiten“(ISBN 978-395972-406-7) hat er jüngst in Plochingen (Kreis Esslingen) vorgestellt, im ersten Bitcoin-Hotel Deutschlands.
Herr Friedrich, in Ihrem neuen Buch schreiben Sie „unser Geldsystem ist zum Scheitern verurteilt“. Wie kommen Sie zu dieser düsteren Einschätzung?
Dazu reicht ein Blick in die Geschichte: Geld kommt und geht. Wir hatten schon viele Geldsysteme im Laufe der Jahrhunderte und es wäre ein absolutes Novum, wenn es dieses Mal anders sein sollte. Im Schnitt hält Geld 80 bis 100 Jahre. Der Euro ist zwar erst 25 Jahre jung, hat in dieser Zeit aber schon 40 Prozent seiner Kaufkraft verloren. Wenn die EZB nicht alle Kriterien gebrochen und nicht bereits Billionen ins System gepumpt hätte, wäre der Euro schon längst passé. Durch die Inflation spüren wir es ja schon heute alle, dass das Geld nicht mehr reicht. Inflation ist Gift für Geld.
Was sind die Ursachen dieser Entwicklung?
Das Gelddrucken und die Struktur unseres ungedeckten Geldsystems. Wir lösen jede Krise auf die gleiche Weise: Zinsen senken, immer mehr Schulden machen und immer mehr zusätzliches Geld ins System pumpen. Wir lösen damit keine Probleme, sondern verschieben diese nur in die Zukunft – mit großen Kollateralschäden. Dort wuchern sie weiter vor sich hin wie ein Krebsgeschwür. Im Endeffekt betriebt die EZB eine Art gigantische Insolvenzverschleppung.
War es für Deutschland ein Fehler, beim Euro überhaupt mitzumachen?
Ja, es war ein Fehler. Denn Währungsunionen mit unterschiedlich starken Volkswirtschaften haben noch nie funktioniert. Volkswirtschaften wie Deutschland und Griechenland ins glei
che Zins- und Währungskorsett zu zwängen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Zudem hat der Euro uns in Deutschland verarmen lassen: Italiener, Griechen und andere Europäer haben inzwischen mehr Geldvermögen und mehr Immobilienbesitz als wir hier in Deutschland. Das ist doch absurd. Die Mittelschicht erodiert. Der Durchschnittsdeutsche kann sich schon längst keine Immobilie mehr leisten.
Was wird passieren?
Es ist auf jeden Fall nicht die Frage, ob der Euro scheitern wird, sondern nur noch wann. Ohne Deutschland als Zahlmeister der EU wäre das schon längst passiert. Die EZB wird weiterhin Gesetze brechen, um den Euro mit aller Macht am Leben zu erhalten. Sämtliche Maastricht-Kriterien sind bereits über Bord geworfen worden. Unser Geldsystem, in dem aus dem Nichts neues Geld geschöpft werden kann, animiert die Politik in Berlin und Brüssel immer weiter dazu, das Geld mit beiden Händen auszugeben. Es reicht nie!
Bald werden wieder Zinssenkungen kommen, wodurch wir eine zweite Inflationswelle erleben werden, die noch schlimmer als die erste ausfallen wird. In den nächsten zehn Jahren wird der Euro scheitern – definitiv. Im Übrigen läuft auch die EU Gefahr zu scheitern, wenn Deutschland durch Deindustrialisierung Wohlstand verliert und die EU nicht mehr maßgeblich finanziert. Wer kann uns denn als Rekordnettozahler ersetzen?
Wie sollten sich Anleger vor diesem Hintergrund positionieren?
Auf jeden Fall sollten sie raus aus dem Papiergeld gehen. Das heißt, nur wenig Tagesgeld halten. In einer inflationären Umgebung brauchen Sie durch die Natur oder die Mathematik limitierte Werte. Anleger müssen in fossile Energieträger investieren: Kohle, Öl und Gas. Auch Uran wird boomen, da fast alle Länder auf Atomkraft setzen. Wir sind hier in Deutschland die absoluten Geisterfahrer auf der Energieautobahn. Tun Sie genau das Gegenteil, was die Regierung proklamiert, dann liegen Sie richtig.
Was ist noch sinnvoll?
Auch Sachwerte wie Aktien werden gefragt sein. Durch die Inflation werden alle Vermögenswerte, die limitiert sind, weiter steigen. Neben Unternehmensanteilen sind das auch Gold, Grund und Boden sowie Bitcoin.
Ist Bitcoin nicht hochriskant und viel zu spekulativ für Privatanleger?
Nein. Bitcoin ist das einzige Asset, bei dem wir sicher wissen, dass es endlich ist und wie viele Einheiten es davon gibt. Bei 21 Millionen Bitcoin ist Schluss. Mehr existieren nicht. Das garantiert eine natürliche Knappheit.
Welche Vorteile hat der Bitcoin noch?
Er trennt Staat und Geld. Das heißt, es gibt keine Notenbank, keine Firma und auch keinen Politiker dahinter. Entsprechend ist er auch sicher vor Inflation. Der
Bitcoin ist das erfolgreichste Asset der Menschheitsgeschichte, er hat bisher alles übertroffen – selbst die stärksten Aktien. Alles hat relativ gegenüber Bitcoin an Wert verloren. Er stellt eine Art Lebensversicherung für die eigene Kaufkraft dar und gegen die Inkompetenzen der Politik – und die ist sicherlich auf einem Rekordniveau.
Der Bitcoin steht aktuell bei rund 48.500 Euro beziehungsweise gut 52.000 US-Dollar. Ist das Niveau nicht schon viel zu hoch, um als Privatanleger noch einzusteigen?
Nein. Er wird weiter steigen, weil die Notenbanken mit der nächsten Krise wieder Geld drucken müssen. Wenn man noch gar keine Bitcoins hat, würde ich genau jetzt die erste Tranche setzen. Wenn es nochmal unter 35.000 oder sogar unter 30.000 Dollar geht, dann den Rest rein. Ich erwarte bis 2025/2026 sechsstellige Bitcoin-Kurse. Der Bitcoin steigt ja nicht im Wert, sondern die Papierwährungen wie der Euro oder der Dollar entwerten vielmehr. Sobald die EZB wieder die Zinsen senkt, sollte man in den Bitcoin gehen. Sicher wird es volatil bleiben. Aber der Bitcoin wird weiterhin die beste Anlageform bleiben.
Kommen nach der Entscheidung der US-Finanzaufsicht für Bitcoin-ETFs nun auch BitcoinFonds, in die Otto-Normal-Bürger investieren kann?
Ja. Das ist ein Meilenstein in der Geschichte des Bitcoins. Nun ist die Kryptowährung endgültig in der „alten Finanzwelt“angekommen. Jetzt ist auch ein befürchtetes Verbot vom Tisch. Wenn Blackrock, Fedility und Co. Geld einsammeln und in Bitcoin stecken, ist das ein Qualitätssiegel. Das „Teenageralter“des Bitcoins ist damit vorbei, er hat sich nun endgültig emanzipiert. Parallel werden die Einstiegshürden beim Bitcoin – gerade für Privatanleger – viel niedriger. Man wird künftig ganz einfach bei seiner Bank Bitcoin-ETFs kaufen können, ohne dass noch technisches Können erforderlich ist. Wenn Sie nur ein Prozent Bitcoin in Ihr Portfolio stecken, sinkt die Volatilität und die Renditen steigen deutlich.
Wo wird der Bitcoin Ende 2024 stehen?
Wir werden ein neues Allzeithoch sehen. Das letzte war bei 70.000 Dollar.
Wo in fünf Jahren?
Sechsstellig. Langfristig gehe ich sogar von siebenstellig aus. Jeder sollte Bitcoin besitzen – und vor allem auch verstehen. Deswegen habe ich das Buch geschrieben.
Die Inflation hat sich inzwischen deutlich abgeschwächt. Ist das nur ein Zwischentief?
Ja, eindeutig ja. Die offizielle Inflation des Euro seit seiner Einführung vor 25 Jahren beträgt rund 40 Prozent. Wenn Sie aber einen wahren Gegenwert wie Gold oder Immobilien dagegensetzen, sind wir in dieser Zeit schon bei 90 bis 95 Prozent. Je nach geopolitischer Entwicklung können wir schnell wieder bei einer Inflationsrate von zehn Prozent landen. Ich erwarte diese in den nächsten zwölf bis 18 Monaten.
Wenn wir jetzt eine gewisse Summe anlegen wollen, wie sollten wir diese aufteilen?
Ich würde auf jeden Fall Gold kaufen. Auch Aktien sind ein Muss. Hier erwarte ich aber noch im ersten Halbjahr 2024 eine Korrektur, sodass ich erst danach einsteigen würde. Wenn es rappelt, bin ich da und kaufe billig. Da bin ich ganz Schwabe. Ich kaufe auch Sommerkleidung im Winter – und umgekehrt.
Wie teilt sich das Anlage-Portfolio dann idealerweise auf?
30 bis 40 Prozent Aktien. 20 bis 30 Prozent Gold. Auch gerne rund 30 Prozent Immobilien. Da würde ich jetzt aber erstmal abwarten und noch nicht kaufen, da die Preise noch weiter sinken werden. Bitcoin mindestens ein Prozent. Wer daran glaubt, kann fünf bis zehn Prozent in Bitcoin investieren. Sobald es einen größeren Krach an den Börsen gibt, würde ich mit beiden Händen kaufen: Aktien, Gold und auch Bitcoin.