Berufliche Schulen eröffnen neue Wege
Technische Schule, Kaufmännische Schule und Justus-von-Liebig-Schule stellen neue Angebote vor
- Gute Neuigkeiten von den drei größten Schulen ihrer Art im Ostalbkreis. Erstens: Auch nach dem offiziellen Anmeldeschluss zum 1. März nehmen die Technische Schule Aalen, die Kaufmännische Schule Aalen und die Justus-von-Liebig-Schule Aalen in vielen Schularten und Bildungsgängen weiter Anmeldungen fürs kommende Schuljahr entgegen. Und zweitens: Alle drei beruflichen Schulen erweitern ihr Angebot derzeit um neue, innovative Ausbildungsgänge.
„Die beruflichen Schulen stehen in engem Austausch mit den Betrieben und bilden als Dienstleister für den Ostalbkreis die Fachleute aus, die in der Wirtschaft der Region gebraucht werden“, sagt Schulleiter Bernhard Wagner von der Technischen Schule. „Wir sind sehr breit aufgestellt“, ergänzt Claudia Wildner, die stellvertretende Schulleiterin der Justus-von-Liebig-Schule.
Das Angebot am Beruflichen Schulzentrum an der Steinbeisstraße reicht von der Ausbildungsvorbereitung über die Ausbildung in zahlreichen Berufsfeldern bis hin zu den beruflichen Gymnasien und der Weiterbildung junger Menschen, die bereits im Berufsleben stehen. Rund 3000 Schülerinnen und Schüler sowie 160 Lehrkräfte gibt es an der Technischen, 1250 Schülerinnen und Schüler und 72 Lehrkräfte an der Kaufmännischen und 850 Schülerinnen und Schüler sowie 100 Lehrkräfte an der Justusvon-Liebig-Schule. Was es nicht gibt, ist Stillstand. „Mit unserer Innovationskraft reagieren wir gemeinsam mit dem Ostalbkreis als Schulträger auf die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft“, erklärt Jochen Wörner, der Schulleiter der Kaufmännischen Schule.
Diese Innovationskraft hat an der Kaufmännischen Schule Aalen, an der bislang für elf Berufe ausgebildet wurde, im aktuellen Schuljahr zu einer Erweiterung auf 13 Angebote geführt. Neu eingeführt worden sind zwei duale IT-Ausbildungsgänge: der Kaufmann oder die Kauffrau für Digitalisierungsmanagement und der Kaufmann oder die Kauffrau für IT-Systemmanagement. „Im ersten Beruf geht es um die Digitalisierung von Prozessen und Kundenbetreuung, im zweiten um die Beschaffung, Vertrieb und Administration von IT-Systemen“, erläutert Wörner. Bei beidem kooperiert die Kaufmännische Schule im ersten Ausbildungsjahr
mit der Technischen Schule, wo die Ausbildung zum Fachinformatiker lange etabliert ist.
Viele Ausbildungsbetriebe unterschiedlicher Branchen im Ostalbkreis begrüßen diese Initiative. „Der Bedarf für IT-Berufe steigt, und das Angebot in Aalen als zentralem Standort ist auch für Auszubildende aus Ellwangen und Schwäbisch Gmünd gut erreichbar“, freut sich Wörner. Bleibe die Frage, ob sich auch genügend Schülerinnen und Schüler mit einem unterschriebenen Ausbildungsvertrag an der beruflichen Schule einfinden. „Früher haben wir uns gegen die Jugendarbeitslosigkeit gestemmt, heute beschäftigt uns die Jugendlosigkeit“so Wörner: Vielen Ausbildungsplatzangeboten der Betriebe stehen nicht ausreichend geeignete Bewerbungen gegenüber.
Auch die Technische Schule Aalen reagiert mit neuen Schularten auf den Bedarf, den die Transformation der Wirtschaft bei den Betrieben hervorruft. Neu ist erstens die Ausbildung zum System- und Hochvolttechniker, einem Beruf, der im ersten Jahr dem des Kfz-Mechatronikers entspricht, dann aber andere Schwerpunkte setzt, so Schulleiter Wagner. Der Bedarf an solchen Fachleuten steige mit der Zahl der E-Fahrzeuge auf den
Straßen, haben Gespräche mit der Innung und den Betrieben gezeigt. „Wir werden unsere Ausstattung für den Unterricht in den nächsten Jahren weiter stark ausbauen“, verspricht Wagner. Die Hochvolttechnik werde in den Kfz-Betrieben künftig eine große Rolle spielen.
Zweitens bietet die Technische Schule Aalen als einzige in BadenWürttemberg neu die Ausbildung zum Feinoptiker im Berufskolleg an, fährt der Schulleiter fort. 80 Prozent der Azubis kämen mit einem Vertrag der Firma Zeiss, andere von weit her, etwa aus dem Raum Freiburg. Bereits jetzt erlernen Schülerinnen und Schüler in zwei Berufsschulklassen das hochfiligrane Handwerk. „Und der Bedarf steigt“, so Wagner. Hinzukommen werde die Möglichkeit, durch ein Jahr Zusatzunterricht die Fachhochschulreife zu erlangen. Was den Absolventen wiederum die Chance eröffnet, etwa an der Hochschule Aalen Optoelektronik zu studieren.
Auf der anderen Seite ist es den beruflichen Schulen Aalen ebenso wichtig, auch Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf auf dem Weg in ein geregeltes Arbeitsleben zu begleiten. Umso mehr, als mit der bevorstehenden Schließung des Berufsausbildungswerks (BAW) zum Schuljahresende
ein wichtiges Angebot in Aalen wegbrechen werde. Dann gebe es für förderbedürftige Jugendliche kein Angebot mehr zwischen Waiblingen und Heidenheim. Um diese Lücke schließen zu helfen, bietet die Technische Schule künftig die Fachwerker-Ausbildung im Malerbereich an. Die Beschulung der Verkaufspraktiker übernimmt weiterhin die Kaufmännische Schule, die Justus-von-LiebigSchule bietet Sonderberufsschülern die Ausbildung zum Fachpraktiker Hauswirtschaft an. „Für diese jungen Menschen muss im Sinne der Inklusion ein Angebot in Aalen erhalten bleiben“, fordern die Schulleiter. „Sie tun sich sonst schwer.“
Ganz auf die Bedürfnisse der Auszubildenden zugeschnitten ist auch ein neues Angebot der Justus-von-Liebig-Schule: der „Direkteinstieg Kita“nämlich an der Berufsfachschule für sozialpädagogische Assistenz. „Wichtig ist: Der Unterricht findet nur am Vormittag statt, damit Umschülerinnen mit Kindern dieses Angebot wahrnehmen können“, erklärt Claudia Wildner. Die auf zwei Jahre verkürzte, praxisintegrierte Ausbildung richtet sich an Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung, die in eine Kita wechseln wollen oder dort bereits als
Zusatzkräfte tätig sind. Diese Ausbildung qualif iziert zudem für die Schulkindbetreuung. „Wir haben top ausgebildete Lehrkräfte, sehr gute Kontakte zu den Trägern und eine breite Ausbildung, zum Beispiel auch zu Wald- und Naturpädagogik oder Ernährung in der Kita“, wirbt Wildner, und sie ergänzt: „Wir bieten hier eine qualitativ hochwertige Ausbildung mit hundertprozentiger Chance auf einen Arbeitsplatz.“Denn der Bedarf an den Kitas ist enorm. Mit dem Direkteinstieg Kita werde die JvL zum Komplettanbieter für alle Wege, die zum Beruf der Erzieherin und zur sozialpädagogischen Assistenz führen, so Wildner: „In Teilzeit, in Vollzeit, praxisintegriert oder auf dem bisher üblichen Weg. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Schule“, freut sie sich.
Neu ist zudem das zweijährige Berufskolleg für Ernährung und Haushaltsmanagement, das zur FH-Reife und zum Berufsabschluss als Hauswirtschaftsassistentin führt. „Wir haben diesen Bildungsgang aufgelegt, weil immer mehr Einrichtungen mit großen Küchen wie Pf legeheime oder Krankenhäuser Fachkräfte brauchen“, erklärt Claudia Wildner. Das Angebot sei bereits angelaufen, „die erste Klasse ist mit 33 Schülerinnen und Schülern voll“.