Der Broadway beehrt die JazzLights
Standing Ovations für Topact Ute Lemper beim Oberkochener Jazzfestival
- Der Name hält, was er verspricht: Für den gut zweistündigen Auftritt von Topact Ute Lemper bei den JazzLights in Oberkochen hat es am Ende in der Carl-Zeiss-Kulturkantine begeisterten Beifall gegeben. Eine große Stimme, geballte Bühnenerfahrung, eine große Künstlerin – der Broadway mit all seinem Glanz, Glamour und Grazie hat die JazzLights beehrt. Dem Festival-Organisationsteam ist tatsächlich ein großer Wurf gelungen.
Extra für dieses Konzert aus New York angereist, hatte sie tags zuvor auf Schloss Kapfenburg der Show noch den letzten Schliff gegeben. Schließlich war es ja eine Deutschland-Premiere ihres neuen Programms. So mancher Besucher war sich nicht ganz sicher, was an diesem Abend auf ihn zukommen wird. Lange war es um den 1963 in Münster geborenen Musicalstar etwas ruhiger geworden. Jetzt kehrte Ute Lemper mit „Time Traveler“, einer Art gesungener und gesprochener Memoiren, zurück. Das Oberkochener Publikum erlebte eine musikalische Reise durch Karriere und Leben der Ute Lemper – von Münster über Wien, Weimar, Berlin, Paris, Buenos Aires und London und schließlich
New York, wo sie heute noch lebt.
„Ich hätte so viel zu erzählen, da reicht ein einziger Abend gar nicht“, vertröstete sie die Zuhörerinnen und Zuhörer kurz vor Ende des Konzerts, in dem sie knapp zwei Stunden lang eine Performance auf höchstem Niveau – mal die Band führend vorn an der Bühne, mal lesend im Sessel, mal lässig auf dem Barhocker neben dem Flügel – geboten hatte.
Gespickt mit großen Namen: Kurt Weill, Bert Brechts „Nannas
Lied“, „La vie en rose“von Edith Piaf, Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, „Donna Donna“von Joan Baez, „All that Jazz“aus dem Musical „Chicago“, Friedrich Hollaenders „Ich bin die fesche Lola“als Hommage an ihr großes Idol Marlene Dietrich, Bob Dylan, George Gershwin, Jacques Brel, Bukowski, Neruda, Coelho, und, und, und... Ein schier unerschöpfliches Reservoir an großer Kunst, großer Künstlerinnen und Künstlern.
Und dazwischen, eingestreut zwischen die Lieder, ihre eigenen Gedanken zum Leben, zu ihrer über 40-jährigen Laufbahn, „ein Teufelsritt mit Engelsf lügeln“, wie sie selbst sagt. Gedanken über Vergänglichkeit, Lebensgefühl, Zeitlosigkeit und das Rad der Zeit – zum Alter und zum Tod, über richtige und falsche Entscheidungen. Aber auch darüber, was eine solche Karriere für den malträtierten Körper bedeutet, Bandscheibenvorfälle, Entsagungen, Tourneeleben.
Das alles eingebettet in Musik auf höchstem Niveau. Die Band, bei der vor allem Vana Gierig am Flügel und Peter Materna an den Saxofonen herausragten, war – angenehm zurückhaltend – ganz zugeschnitten auf den Star im Zentrum einer eher schmucklosen Bühne. Der Star ist der Star.
Denn Ute Lemper beherrscht alle Raffinessen, die eine menschliche Stimme zu bieten hat – jenseits aller Kategorien und Genres, munter und sicher wechselnd im Dreieck zwischen Jazz, Chanson und Pop. Fazit: eine außergewöhnliche Bühnenpräsenz, eine tolle Stimme, eine souveräne Band und schließlich die ganz persönliche Bilanz eines Lebens auf der Bühne. Ute Lemper, eine Diva im besten Sinn.
„Ich hätte so viel zu erzählen – da reicht ein einziger Abend gar nicht“, sagt Ute Lemper kurz vor Ende des Konzerts.