Aalener Kantorei stimmt mit Bach auf Ostern ein
Viele Besucher tauchen am Palmsonntag in der Stadtkirche in den Kosmos von Johann Sebastian Bach ein
- Mehrere Hundert Besucherinnen und Besucher sind am frühen Abend des Palmsonntag in der Stadtkirche in den musikalischen Kosmos von Johann Sebastian Bach eingetaucht und haben sich auf die Worte des Evangelisten Johannes über das Leiden und Sterben Jesu Christi eingelassen. Der profane Alltag bei dieser musikalischen Vorbereitung auf das Osterfest konnte für gut zwei Stunden getrost draußen vor den Türen der Stadtkirche bleiben.
Die Johannespassion, BWV 244, ist ein überaus anspruchsvolles Werk, entsprechend umfangreich und aufwendig waren die Vorbereitungen und die Proben der Aalener Kantorei und der Chorschule zusammen mit dem kleinen Orchester und den Solisten. Aber es hat sich gelohnt. Chor, Orchester und Solisten gelang eine eindrucksvolle, die Zuhörer berührende Aufführung des vielschichtigen, umfangreichen Werkes.
Am stärksten gefordert war aus dem Solistenquintett der Tenor Marcus Elsäßer, der zum einen die Rezitative vorzutragen, aber auch Arien zu singen hatte, wie etwa die anspruchsvolle Coloratur-Arie „Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken…“, die er dynamisch kontrastreich mit kraftvoller,
energischer Stimme interpretierte.
Einen ganz besonderen Eindruck hinterließ der Bassist Lukas Krimmel als Christus mit seiner voluminösen, tragfähigen Stimme sowohl in der Arie „Eilt, ihr angefocht’nen Seelen“zusammen mit den beiden Frauenstimmen von Anne Schneider (Sopran) und Alexandra Uchlin (Alt), als auch im innigen und berührenden Arioso „Betrachte, meine Seel“. Den – freilich traurigen –
musikalischen „Höhepunkt“der Passion hörte man mit der Arie „Es ist vollbracht“, die die Altistin Alexandra Uchlin – begleitet von der Viola da Gamba (Friederike Baumgärtel) – mit samtweicher Stimme wunderschön sensibel und ergreifend gestaltete.
Im reizvollen Gegensatz dazu erklang die in die Arie eingebettete lebhafte Passage „Der Held aus Juda siegt mit Macht“mit ausgedehnten Coloraturen. Sopranistin Anne Schneider musste in der
anspruchsvollen Trauerarie „Zerf ließe, mein Herze“stark forcieren. An dieser Stelle hätte man sich eine zurückhaltendere, sensiblere Interpretation durchaus vorstellen können.
Bassist Oliver Nilles komplettierte das Solistenquintett mit den kraftvoll gesungenen Stimmen von Pilatus und Petrus und der gemeinsam mit dem Chor tröstlich gestalteten Arie „Mein teurer Heiland“. Der Chor sang die Choräle sehr besinnlich und
agierte in den lebhaften TurbaeChören wie etwa „Kreuzige ihn“, mit denen Bach die Stimmen und das „Geschrei“des Volkes darstellt, aufmerksam und präzise.
Das Orchester – in der Johannespassion ohne Pauken und Trompeten – überzeugte durch eine sensible und dynamisch zurückhaltende Begleitung der Gesangssolisten. Thomas Haller hielt mit ruhiger und sicherer Hand Chor, Orchester und Solisten perfekt zusammen.