Kein Festzelt, aber die Halbe könnte teurer werden
Veranstalterin kündigt Vertrag mit der Stadt und verabschiedet sich von dem Rummel auf dem Greutplatz
- Noch dreieinhalb Wochen, dann steigt vom 27. April bis 5. Mai das Aalener Frühlingsfest auf dem Greutplatz. Trotz Kritik vieler Bürger im vergangenen Jahr wird es auch heuer kein Festzelt geben. Ein solches lohne sich angesichts der restriktiven Öffnungszeiten, die das Ordnungsamt der Stadt Aalen vorschreibt, nicht, sagt die Veranstalterin Désirée Papert. Ob die Preise für Essen und Getränke in diesem Jahr anziehen, könne sie derzeit noch nicht sagen. Sicherlich werde sich aber unter anderem die Mehrwertsteuererhöhung auf die Halbe sowie auf Pommes und Co. niederschlagen.
Mit der Ausrichtung des mittlerweile 76. Frühlingsfests nimmt die P&L Event GmbH mit Sitz im fränkischen Bechhofen ihren Abschied von Aalen. Den Vertrag mit der Stadt haben wir gekündigt, sagt Désirée Papert. Diese Entscheidung sei zum einen der Tatsache geschuldet, dass das Frühlingsfest in der Kreisstadt von der Lage und insofern logistisch gesehen nicht in die Tour des Unternehmens reinpasse, das vor allem im mittelfränkischen Raum auf Volksfesten präsent sei. Zum anderen seien die von der Stadt vorgegebenen Öffnungszeiten ein großes Thema gewesen, sagt Papert. Von Sonntag bis Donnerstag sei das Veranstaltungsende auf 22 Uhr terminiert, Musikende sei um 21 Uhr. Freitag und Samstag müsse um 23 Uhr das Fest beendet sein, Ausschankende sei um 22.30 Uhr. Dass die Öffnungszeiten so restriktiv seien, sei uns bei der Bewerbung als Veranstalter vor vier Jahren nicht bewusst gewesen. Vor allem, da sie in der Ära des Vorgängers Georg Löwenthal, Inhaber der Essinger Firma GrundLöwenthal, lockerer gehandhabt worden seien.
Wegen diesen lohne sich auch das Aufstellen eines Festzelts nicht. Dafür, dass ein solches fehlte, hagelte es im vergangenen Jahr Kritik. Papert könne nachvollziehen, dass die Besucher lieber in einem solchen feiern, doch wenn Bands an manchen Tagen bereits um 21 Uhr auf hören müssten zu spielen, sei ein kostendeckender Betrieb nicht möglich. Als Alternative sei im vergangenen Jahr ein kleines Zelt aufgebaut worden, in dem es auch Musikdarbietungen gegeben habe. Da dieses allerdings nicht angenommen worden sei, gebe es in diesem Jahr eine überdachte Pergola, sagt Papert.
Bereits im vergangenen Jahr mokierten sich manche Besucher über die Preise für die Halbe für 5,50 Euro oder für Pommes für 4,50 Euro. Das seien allerdings volksfesttypische Preise gewesen, die auch den explosionsartigen Kosten im Rahmen der Energiekrise und des Ukrainekriegs geschuldet gewesen seien. Dass diese purzeln, sei angesichts der Mehrwertsteuererhöhung von sieben auf 19 Prozent nicht zu erwarten.
Der Kreisstadt als Veranstalter Ade sagen möchte Papert mit vielen Attraktionen, auf die sich die Besucher freuen dürfen. Dazu gehörten ein Riesenrad, die Fahrattraktion Scheibenwischer, ein Spiegellabyrinth, das Fahrgeschäft Twister und natürlich der legendäre Autoscooter. Für die kleineren Besucher werde es einen Babyflug und ein Kinderkarussell geben.
Auch ein Schießwagen und das beliebte Entenangeln seien ebenso im Angebot wie Stände, an denen es Lángos, Crêpes, Schokofrüchte und viele weitere deftige und süße Schmankerl gibt. An einem speziellen Stand würden überdies Pommes in allen Facetten und mit sämtlichen Soßen angeboten. „Jetzt hoffen wir, dass das Wetter passt und viele Besucher auf den Aalener Greutplatz kommen“, sagt Papert.
Mitte des Jahres will die Stadt die Ausrichtung für das Frühlingsfest neu ausschreiben, sagt die Pressesprecherin Karin Haisch. Einer, der sich bewerben möchte, ist der Aalener Schausteller Dietmar Kübler. Schon deshalb, weil es seinem 16-jährigen Sohn David, der einmal den über 100 Jahre alten Schaustellerbetrieb in der fünften Generation übernehmen möchte, am Herzen liege, die Tradition in Aalen zu bewahren. Ideen, wie alte Zöpfe abgeschnitten werden könnten und die Veranstaltung wieder eine Qualität bekomme, habe Dietmar Kübler bereits. Das Frühlingsfest dürfe allerdings nicht mehr die Veranstaltung eines Organisators sein, sondern auch die Stadt und der Citymanager müssten dahinter stehen. „Nicht finanziell, aber mit Ideen.“
Nach Ansicht von Kübler sei das Frühlingsfest im Laufe der Zeit stehen geblieben. Zu überlegen sei auch, ob dieses parallel zum Stuttgarter Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen über die Bühne gehen muss. Sinnvoll sei es zudem, die Veranstaltung auf dem Greutplatz zu verkürzen. „Lieber weniger als neun Tage, aber dann mit Vollgas.“
Nicht mehr bewerben wird sich Georg Löwenthal, der 2004 bis 2019 die Kirmes organisierte und damit in die Fußstapfen seines Schwiegervaters Erich Grund getreten ist, unter dessen Regie 1949 das erste Frühlingsfest über die Bühne ging, für das er bis 2004 verantwortlich zeichnete. Die Reißleine habe Löwenthal gezogen, weil es über die Jahre immer schwieriger geworden sei, Schausteller vor allem mit Attraktionen nach Aalen zu holen. Zudem sei in seinen letzten Jahren als Veranstalter das Festzelt mit Blick auf die Besucherzahlen nur noch schleppend gelaufen. „70 Hektoliter Bier sind nicht ausreichend, um kostendeckend arbeiten zu können.“Auch eine Außengastronomie als Alternative habe sich angesichts des unbeständigen Wetters nicht bewährt. Wenn das Frühlingsfest in Aalen Bestand haben soll, sei das für einen Privatunternehmer nur in Verbindung mit der Stadtverwaltung möglich.
„Die von der Stadt vorgegebenen Öffnungszeiten sind zu restriktiv“, sagt Désirée Papert.
„Lieber weniger als neun Tage, aber damit mit Vollgas“, sagt Dietmar Kübler.