Das Grauen im Netz
„Tatort: Schau mich an“(So., ARD, 20.15 Uhr ) –
Von dunklen Ecken des Internets hat jeder gehört. Wer wissen will, was sich in diesen dunklen Ecken abspielt, dem sei dieser „Tatort“empfohlen. Wer allerdings Folterszenen scheut, in denen an Bettgestelle gefesselte Frauen mit allerlei chirurgischen Gerätschaften misshandelt werden, sollte an diesem Sonntagabend besser zum „Herzkino“im ZDF wechseln.
Ausgangspunkt ist eine verstümmelte Frauenleiche in der Münchner Kanalisation. Bald stoßen die gestandenen Ermittler Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) mithilfe des Wiener Kollegen Eisner (Harald Krassnitzer) und der engagierten Suchtberaterin Lisa Berger (Aenne Schwarz) auf einen Täter, der seinen Sadismus bislang an Tieren ausgelebt hat. Doch mit Benzin übergossene und angezündete Hunde waren wohl nur die Vorstufe. Der Mörder, der seine Taten filmt und im Netz verbreitet – was ihm sensationelle Klickzahlen beschert – ist offenbar zum Foltern und Morden von Frauen übergegangen. Die Angst, dass es nicht bei dem einen Opfer bleiben wird, sitzt den Kommissaren im Nacken. Der ewige Assistent Kalli (Ferdinand Hofer) fährt nach einer Fortbildung zum Profiler zur Höchstform auf und positioniert sich damit schon mal als Nachfolger des Münchner Teams, das 2026 in Rente geht.
Vor allem in der zweiten Hälfte entwickelt die Jagd nach dem Täter eine Dynamik, die mitreißt. Dennoch: Auch wenn Drehbuchautor und Regisseur Christoph Stark in den Folterund Mordszenen auf Weichzeichner setzt und keine Details zeigt, schockieren die Videos. Es sei die Frage erlaubt, warum dieser Krimi nicht eine Altersfreigabe ab 16 Jahren erhält und damit erst nach 22 Uhr gezeigt werden dürfte. Auch bei einer Folge der beliebten „Tatort“-Reihe sollte der Schutz von Kindern und Jugendlichen Priorität haben.