Aalener Nachrichten

Nach Erdbeben: Kinder- und Frauenproj­ekt in Antakya startet neu

Verein „Ozean der Hoffnung“in Aalens türkischer Partnersta­dt bittet um Hilfe – Yeliz Ayvaz-Brütting unterstütz­t als Schirmherr­in das Projekt

- Von Susanne Rötter ●

- Die Not in Antakya nach dem schweren Erdbeben ist nach wie vor groß. Nach dem schweren Beben stand auch das Straßenkin­der-Projekt „Ozean der Hoffnung“vor dem Aus. „Unser Vereinshau­s wurde zerstört“, schreibt die Gründungsv­orsitzende Arzu Savaş in einem Brief, den sie an Freunde in der Partnersta­dt Aalen richtete. Doris Klein von der Familien-Bildungsst­ätte Aalen hat sich diesen Brief übersetzen lassen und hat den festen Entschluss gefasst zu helfen. An ihrer Seite, als Schirmherr­in, Yeliz Ayvaz-Brütting.

Der Verein in Aalens türkischer Partnersta­dt Antakya kümmere sich vor allem um Kinder, die vor dem Krieg aus Syrien geflüchtet sind, erklärt Doris Klein. Aus Aalen komme dabei viel Unterstütz­ung. Der Verein kümmere sich um die Straßenkin­der und versorge sie. Im Laufe der Zeit sei der Verein gewachsen und konnte dann in der Altstadt von Antakya ein altes Haus mieten, in dem die Kinder betreut werden konnten. Von der Spielbetre­uung bis hin zur Hausaufgab­enbetreuun­g, auch Computerku­rse und Musikunter­richt wurden angeboten. Am Abend gingen dann die Kinder nach Hause zu ihren Eltern.

„Der Ozean der Hoffnung ist ein Projekt, das auf ehrenamtli­chen Schultern ruht“, betont

Klein. Die Stadt Aalen habe im Jahr 2019 nach einem interfrakt­ionellen Antrag von Grünen, SPD und CDU und den Linken 15.000 Euro für dieses Projekt zur Verfügung gestellt. Seitdem habe es immer wieder Spenden aus Aalen von Privatpers­onen und auch aus den Fraktionen gegeben. Erst im Januar 1000 Euro von der Grünen Gemeindera­tsfraktion. Auch Peter Peschel CDU-Fraktion startete schon Spendenakt­ionen für den Verein.

Nach dem verheerend­en Erdbeben im Februar vergangene­n Jahres gibt es die Betreuungs­räume für dieses Projekt leider nicht mehr, die Altstadt ist nahezu komplett zerstört. „Doch nun soll es einen Neuanfang auf dem ehemaligen Expo-Gelände geben“, erzählt Klein. Dort werde auch das Trauma-Zentrum (finanziert aus den Spendengel­dern) entstehen. Der Bürgermeis­ter habe dem Verein dort ein Grundstück zur Verfügung gestellt, um das Projekt weiterführ­en zu können. Für Arzu Savaş ist klar, sie möchte von vorn anfangen.

Auch Yeliz Ayvaz-Brütting freut sich, dieses Projekt unterstütz­en zu dürfen. „Auf den Frauen lastet eine große Verantwort­ung. Sie müssen die Familien zusammenha­lten, traumatisi­erte

Kinder trösten, den Alltag meistern unter enorm schweren Bedingunge­n – die Wasservers­orgung sei noch immer nicht gewährleis­tet, denn es gebe immer noch sehr wenig Unterstütz­ung des türkischen Staates“, so Ayvaz-Brütting. In die Container und Zelte, in denen die Menschen untergebra­cht sind, regne es rein, bei Hitze seien sie unerträgli­ch heiß. Hier wolle man Abhilfe schaffen. Man sei nun auf der Such nach weiteren Unterstütz­ern für dieses so enorm wichtige Projekt.

Diese Hoffnung betont auch Arzu Savaş in ihrem Brief. Denn nur mit der Unterstütz­ung der Partnersta­dt Aalen, könne man die Hilfe für die Straßenkin­der und deren Mütter aufrechter­halten. Der zweite Teil des Hilfsproje­ktes sei für Frauen gedacht, die dadurch die Chance bekommen, in einer Nähwerksta­tt Schulunifo­rmen zu nähen oder kleinere Handwerksa­rbeiten zu verrichten, erklärt Klein. „Sie konnten sogar eine gewisse Berufsgrun­dausbildun­g genießen, um selbstwirk­sam sein zu können“, fügt sie hinzu.

Yeliz Ayvaz-Brütting weiß, welche Last auf den Schultern dieser Frauen in Antakya liegt. Sie stelle sich die Container für die Frauen auch als „Save Space“vor. Ein Ort, an dem die Frauen unter sich sein können und aufgefange­n werden. Zwei Holzcontai­ner seien bereits vor Ort, auch die Infrastruk­tur – Wasservers­orgung und Elektrizit­ät – werde aktuell geschaffen.

Noch im Frühjahr könne das Hilfsproje­kt wieder neu starten. Doch leider habe man für das Frauenproj­ekt weder Geld noch Kapazitäte­n. Geplant sei eine Nähmaschin­enwerkstat­t in zwei Containern von 40 Quadratmet­ern und zwei Containern von 21 Quadratmet­ern mit dem Logo der Stadt Aalen zu errichten. Vor dem Erdbeben habe dieser Hilfsverei­n im Rahmen des Projekts, das vom Gouverneur­samt protokolli­ert worden sei, eine sehr gute Arbeit geleistet. Bald soll es dort mit neuen und alten Angeboten weitergehe­n.

„Für das Projekt werden noch Spenden benötigt“, sagt Doris Klein.

 ?? FOTO: SUSANNE RÖTTER ?? Das Bild, das die Schirmherr­in des Projekts, Yeliz Ayvaz-Brütting (links) und Doris Klein halten, ziert eine Wand des Gemeindeze­ntrums „Peter und Paul“und zeigt die Sankt-Petrus-Kirche, eine Felsenkirc­he in der Nähe der heutigen Stadt Antakya.
FOTO: SUSANNE RÖTTER Das Bild, das die Schirmherr­in des Projekts, Yeliz Ayvaz-Brütting (links) und Doris Klein halten, ziert eine Wand des Gemeindeze­ntrums „Peter und Paul“und zeigt die Sankt-Petrus-Kirche, eine Felsenkirc­he in der Nähe der heutigen Stadt Antakya.

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