Abendzeitung München

Kampf der Erbschleic­her

Der amüsante Film „Zwei Erben sind einer zu viel“spielt an der Ostsee

- Freitag, ARD, 20.15 Uhr

Ex-knacki Konrad Kühn (Peter Heinrich Brix), ein Meister der Urkundenfä­lschung, wittert in „Zwei Erben sind einer zu viel“die Chance seines Lebens. Frisch aus dem Knast, sieht er kaum realistisc­he Möglichkei­ten, wieder ins Berufslebe­n einzusteig­en, und mit „Übergangsm­anagement“, so heißt das heute, mag er sich nicht lange aufhalten. Also ergreift er die erstbeste Gelegenhei­t zum schnellen Geld und gibt sich als Alleinerbe eines scheinbar unbewohnte­n Hauses in einem (fiktiven) Dorf namens Wollenweck an der Ostsee aus, das zum Verkauf steht.

Prompt wird aus Konrad Kühn Andreas Austermann. Doch der Mann mit der zweifelhaf­ten Moral hat die Rechnung ohne Clara Mensen (Katrin Röver) gemacht. Sie sieht sich selbst als Erbin und pocht darauf, wie eine Tochter für den Verstorben­en Hausherren gewesen zu sein. Im Bademantel,

in Wollsocken, mit Hund Marlene zu Füßen und dem Gewehr im Anschlag ist sie zu allem bereit, um ihre Option auf das Anwesen zu verteidige­n. Ein fulminante­r Auftakt und so flott geht es weiter. Auch wenn der Titel „Zwei Erben sind einer zu viel“zunächst wenig Interpreta­tionsspiel­raum lässt, wissen die Filmemache­r das Publikum mit der einen oder anderen überrasche­nden Wendung bei der Stange zu halten. Hinzukommt, dass der Schauspiel­er

und „Nord Nord Mord“-star Brix als wortkarger Zyniker eine gute Figur macht. Er macht seinem Ruf als „Meister der nonverbale­n Kommunikat­ion“alle Ehre. Denn in den ersten sieben Minuten des Films gibt Brix keinen Ton von sich. Die Rolle, die offensicht­lich ganz für ihn geschriebe­n wurde, half, um „textlastig­e Szenen auszufrisi­eren“, wie der Profi weiß. Als Zuschauer weiß man daher von Anfang an, was man bekommt – vor allem schwarzen Humor.

Unter der Regie von Friederike Heß schicken die Drehbuchau­toren Katharina Münk und Valentin Holch die Protagonis­ten in ein ewiges Hin und Her: Wer kann seinen Gegner schneller aus dem Haus vertreiben?

Was frühmorgen­s mit einem laufenden Rasenmäher und einem Eimer Wasser über dem Kopf beginnt, gipfelt irgendwann im totalen Chaos. Ein Hauch von „Tom und Jerry“weht hier durch den Freitagabe­nd im Ersten. Gemeinsam mit ihrer Freundin Valeska (Marion Kracht) wird Clara von Tag zu Tag kreativer, um den ungebetene­n Mitbewohne­r und vermeintli­chen Erben aus dem Haus zu ekeln.

Von Habgier getrieben geht Kühn derweil unbeirrt einen fragwürdig­en Deal mit Bürgermeis­ter Flasskamp (Tom Beck) ein. Dieser würde nur zu gerne sein eigenes Grundstück um das angrenzend­e Nachbarare­al erweitern, um endlich seine Hotelanlag­e bauen zu können.

Marina Birner/tsch

 ?? Foto: Boris Laewen/ndr ?? Wer macht das Rennen um das Anwesen? Erbschleic­her Konrad (Peter Heinrich Brix) oder Clara (Katrin Röver)? Schließlic­h war sie für den Verstorben­en wie eine Tochter.
Foto: Boris Laewen/ndr Wer macht das Rennen um das Anwesen? Erbschleic­her Konrad (Peter Heinrich Brix) oder Clara (Katrin Röver)? Schließlic­h war sie für den Verstorben­en wie eine Tochter.

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