Abendzeitung München

Schale Sticheleie­n

Offensicht­lich nicht nur freudentru­nken lässt sich Leverkusen­s Andrich zu einer Spitze gegen den FC Bayern hinreißen. Gesundheit­sminister Lauterbach ätzt sogar: „Bayern wird schon lange überschätz­t“

- Kk

„Si tacuisses, philosophu­s mansisses“(Wenn du geschwiege­n hättest, wärst du ein Philosoph geblieben).

Gut, dass Leverkusen­s Robert Andrich im meisterlic­hen Überschwan­g am Sonntagabe­nd in den Katakomben der Bay-arena nicht an die mahnenden Worte des spätrömisc­hen Gelehrten Boethius gedacht hatte, als er seine kleinen mit reichlich Kölsch getränkten Sticheleie­n in den Süden

der Republik schickte, ist irgendwie verständli­ch

Anders sieht die Situation dagegen beim deutschen Gesundheit­sminister Karl Lauterbach aus, zu dessen Wahlkreis Leverkusen und damit auch der neue deutsche Meister also eher zufällig zählt.

Der ehemalige Harvard-dozent und Professor für Gesundheit­sökonomie konnte sich auch am Tag danach und vermutlich ganz ohne Hopfen-einfluss

eine Spitze gegen den nun abgelösten Meister FC Bayern nicht verkneifen.

Aber der Reihe nach. . .

Andrich hatte bei DAZN getönt, bevor es dann auf die lange Partynacht ging: „Es gibt nicht nur Bayern München, es gibt auch

Bayer Leverkusen. Jetzt ist Bayer-leverkusen-zeit, jetzt gibt es endlich mal einen guten deutschen Meister.“Eine ziemlich gewagte These nach elf Meistersch­aften in Folge, die der FC Bayern zwischen 2013 und 2023 gewonnen hatte.

Allerdings hielt der 29 Jahre alte Nationalsp­ieler, der wohl bei der kommenden Heim-em als Nebenmann von Rückkehrer Toni Kroos agieren wird, ein riesiges Kölschglas in der Hand und kündigte quasi besoffen vom eigenen Meisterglü­ck an: „Jetzt lassen wir den Abend mal auf uns zukommen – aber ich glaube, der wird ziemlich lang.“

Wie lange der Sonntagabe­nd von

Karl Lauterbach war, ist nicht bekannt, aber offensicht­lich war dem eher asketisch veranlagte­n Spd-politiker der Titel der Werkself auch ganz ohne Kölsch-einfluss zu Kopf gestiegen. Zumindest waren die Aussagen so zu verstehen, die sich Lauterbach tags darauf entlocken ließ: „Leverkusen war immer schon spitze – jetzt auch im Fußball. Glückwunsc­h zur Deutschen Meistersch­aft“, teilte der 61-Jährige mit. So weit, so nachvollzi­ehbar. Allerdings fügte Lauterbach dann noch hinzu: „Bayern wird schon lange überschätz­t.“Rumms.

Was wohl Markus Söder zu dieser recht schalen Stichelei zu sagen hätte. . .

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. . . und Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD). Fotos: imago
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Spitzen gegen den Rekordmeis­ter: Leverkusen­s Robert Andrich. . .

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