Pathos der Freiheit
„Das schweigende Klassenzimmer“holt den Zuschauer zurück in die DDR
Die Schüler Theo (Leonard Scheicher) und Kurt (Tom Gramenz) schleichen sich bei einem Ausflug nach Westberlin ins Kino. Dort sehen sie in der Wochenschau Bilder vom Aufstand in Ungarn gegen die russische Besatzung. Zurück in Stalinstadt erfahren sie und ihre ganze Klasse von der blutigen Niederschlagung der Aufstände. Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen .
Kurzerhand beschließen die Jugendlichen, den nächsten Schultag mit Schweigen in Gedenken an die Opfer zu beginnen. Als die Schulbehörde davon erfährt, zieht das weitere Kreise, der Volksbildungsminister (Burghart Klausner) stempelt die Abiturienten als Konterrevolutionäre ab.
Lars Kraumes Film „Das schweigende Klassenzimmer“spielt mit Themen wie Pathos, Freiheit und Konflikt. Doch bewahrt er dabei, trotz humorvoller Einlagen zur Auflockerung, eine notwendige Ernsthaftigkeit. Spannend innerhalb dieser Geschichte ist die Interaktion der Figuren. Ist der unpolitische Theo ein Pragmatiker aus einfachen Verhältnissen, so ist Kurt absolut von der Sache überzeugt – und das als Sohn eines Parteifunktionärs. Es prallen
unterschiedliche Welten aufeinander. Vor allem die beiden Hauptcharaktere, authentisch und lebendig interpretiert von Leonard Scheicher und Tom Gramenz, überzeugen.
Aber auch die Nebenfiguren finden bis auf den leicht deplatziert wirkenden Edgar (Michael Gwisdek), der einfach zu oft die Rahmenbedingungen für diese Geschichte erklärt, allesamt ihren Platz im Geschehen. „Das schweigende Klassenzimmer“ist ein intensives Drama, das vor allem durch die hohe Erzählkunst von Lars Kraume und das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere glänzt.
Jasmin Herzog/tsch