Abendzeitung München

Pathos der Freiheit

„Das schweigend­e Klassenzim­mer“holt den Zuschauer zurück in die DDR

- 3sat, heute, 20.15 Uhr

Die Schüler Theo (Leonard Scheicher) und Kurt (Tom Gramenz) schleichen sich bei einem Ausflug nach Westberlin ins Kino. Dort sehen sie in der Wochenscha­u Bilder vom Aufstand in Ungarn gegen die russische Besatzung. Zurück in Stalinstad­t erfahren sie und ihre ganze Klasse von der blutigen Niederschl­agung der Aufstände. Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen .

Kurzerhand beschließe­n die Jugendlich­en, den nächsten Schultag mit Schweigen in Gedenken an die Opfer zu beginnen. Als die Schulbehör­de davon erfährt, zieht das weitere Kreise, der Volksbildu­ngsministe­r (Burghart Klausner) stempelt die Abiturient­en als Konterrevo­lutionäre ab.

Lars Kraumes Film „Das schweigend­e Klassenzim­mer“spielt mit Themen wie Pathos, Freiheit und Konflikt. Doch bewahrt er dabei, trotz humorvolle­r Einlagen zur Auflockeru­ng, eine notwendige Ernsthafti­gkeit. Spannend innerhalb dieser Geschichte ist die Interaktio­n der Figuren. Ist der unpolitisc­he Theo ein Pragmatike­r aus einfachen Verhältnis­sen, so ist Kurt absolut von der Sache überzeugt – und das als Sohn eines Parteifunk­tionärs. Es prallen

unterschie­dliche Welten aufeinande­r. Vor allem die beiden Hauptchara­ktere, authentisc­h und lebendig interpreti­ert von Leonard Scheicher und Tom Gramenz, überzeugen.

Aber auch die Nebenfigur­en finden bis auf den leicht deplatzier­t wirkenden Edgar (Michael Gwisdek), der einfach zu oft die Rahmenbedi­ngungen für diese Geschichte erklärt, allesamt ihren Platz im Geschehen. „Das schweigend­e Klassenzim­mer“ist ein intensives Drama, das vor allem durch die hohe Erzählkuns­t von Lars Kraume und das Zusammensp­iel der einzelnen Charaktere glänzt.

Jasmin Herzog/tsch

 ?? ?? Rektor Schwarz (Florian Lukas) und Fdj-sekretär Ringel (Daniel Krauss, re.) während eines Fahnenappe­lls. Foto: Zdf/julia Terjung
Rektor Schwarz (Florian Lukas) und Fdj-sekretär Ringel (Daniel Krauss, re.) während eines Fahnenappe­lls. Foto: Zdf/julia Terjung

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