Egoist trifft Streuner
Unter tierischer Mithilfe lernt Mark Wahlberg in „Arthur der Große“, dass Gewinnen doch nicht alles ist
Die Größe der Gefahr: Sie ließ sich in Steven Spielbergs „Der weiße Hai“und „Jurassic Park“immer nur erahnen. Denn ganz bewusst beließ es der Meisterregisseur bei kurzen szenischen Fress-attacken, um die Fantasie der Zuschauer zu kitzeln. Die Kunst der Andeutung, sie bemüht auch Simon Cellan Jones in „Arthur der Große“, auch wenn das tierische Weniger-ist-mehr-prinzip in einer harmloseren Variante daherkommt.
Der emotionale Anker seines Films hört auf den Namen Arthur, benannt nach der mittelalterlichen Sagengestalt. Ein sagenhafter Kämpfer ist auch dieser Straßenhund, wenn er angeschlagen und ausgehungert in den Gassen von Santo Domingo um sein Leben rennt. Bis er endlich seinen menschlichen Beschützer Michael (Mark Wahlberg) kennenlernt, dauert es eine Filmstunde. Eine lange Zeit, weil Szenen und Sympathien einseitig verteilt sind. Denn viel zu ausführlich widmet sich „Arthur der Große“dem Schicksal von Michael, einem gealterten, aber immer noch breitbeinig auftretenden Extremsportler, der zerfressen ist von dem Gedanken ein Gewinner sein zu müssen.
Als sich für diesen Egomanen, der noch lernen muss, wie essenziell humane Eigenschaften sind, ein letztes Mal die Chance ergibt, bei der Adventure Racing Weltmeisterschaft mitzumachen, greift er zu. Dabei könnte ihn, den Familienvater, die zehntägige Kletter-bikeund Kajaktour durch den Dschungel der Dominikanischen Republik durchaus das Leben kosten.
In seinem Rennteam befinden sich dann, so will es das amerikanische Sport-drama, weitere Underdogs, die sich – und dem Zuschauer – noch etwas „beweisen“müssen. Der Erfahrene (Ali Suliman) hat ein kaputtes Knie, der Youtuber (Simu Liu) zu wenig Follower und Olivia (Nathalie Emmanuel) klettert für den sterbenskranken Papa.
Immerhin gelingt es dem Film bei allen Klischees, die Strapazen realistisch, ohne Computertricks anschaulich zu machen. Ein Highlight ist hier eine schwindelerregende Fahrt über eine kaputte Seilrutsche.
Und doch ist es Arthur, der sich trotz anfangs weniger Auftritte als einziger in die Herzen der Zuschauer bellt. Der Streuner wird im Basislager von Michael gefüttert und drängt sich mit seiner Spürnase bald als fähiges Teammitglied auf. Die Nähe von Hund und Tier wird aber nicht absurd überhöht, als wäre Arthur plötzlich Lassie.
Der Wille zur Bodenhaftung speist sich auch aus der Vorlage: Den schwedischen Athleten Mikael Lindnord begleitete 2014 ein Arthur getaufter Hund bis zum Ende eines Rennens in Ecuador. Eine Doku und Bücher folgten und machten dann nicht nur ihn, sondern vor allem den tierischen Helden zum Star.
Florian Koch
Kino: Cinemaxx, Leopold, Mathäser, Royal R: Simon C. Jones
(USA, 106 Min.)