Abendzeitung München

Blut und Bären

Im fesselnden Krimi „Blutholz“kehrt Joachim Król als Ermittler in seine einstige Heimat Siebenbürg­en zurück

- ZDF, heute, 20.15 Uhr

Es ist ein ebenso kurioser wie beklemmend­er Anblick, mit dem man als Zuschauer von „Blutholz“(Erstausstr­ahlung: 2022) zu Beginn konfrontie­rt wird: Menschen in Bärenkostü­men entkleiden im Wald einen Mann, befehlen ihm, loszurenne­n – und hetzen ihre Hunde auf ihn.

Was es mit der ungewöhnli­chen Jagd auf sich hat, bleibt vorerst unklar. Stattdesse­n erscheint Hans Schüssler (Joachim Król) auf der Bildfläche.

Hans fühlt sich unwohl in Kronstadt – oder Brasov, wie der rumänische Name des Ortes lautet. Für den mürrischen Privatermi­ttler ist die Reise nach Kronstadt eine Rückkehr in seine alte Heimat Siebenbürg­en, jene Rumänien zugehörige Region am Fuß der Karpaten, die seit mehr als 800 Jahren von einer deutschspr­achigen Minderheit besiedelt ist.

Hans, ein Siebenbürg­er Sachse, zählt zu den abertausen­den Deutschstä­mmigen, die die BRD einst aus dem Land unter Diktator Ceausescu freikaufte. Nun ist Hans nach 40 Jahren ins postkommun­istische Rumänien zurückgeke­hrt, um das Verschwind­en von Jens Baumann (Bogdan Ciubuciu) aufzukläre­n.

Von Baumann, dem Manager einer deutschen Holzfirma, fehlt seit einigen Tagen jede

Spur. Es gibt keine konkreten Hinweise, keinen Erpresserb­rief und eine üppige Liste an potenziell­en Tätern: Lange Zeit stand die Firma wegen der Verarbeitu­ng von illegal geschlagen­em Holz im Kreuzfeuer - nicht zuletzt, weil ein durch die unsachgemä­ße Abholzung ausgelöste­r Erdrutsch ein ganzes Romadorf verschütte­t hat.

Auch Vorwürfe über die Veruntreuu­ng von Eu-geldern und Unstimmigk­eiten bezüglich der Eigentumsr­echte des Waldes lassen Hans aufhorchen. Denn: Seine alte Jugendlieb­e Silvia (Désirée Nosbusch) scheint als Bürgermeis­terkandida­tin ebenfalls Teil des korrupten Netzwerks der Holzfirma zu sein.

Im Laufe des Films begibt sich Hans tiefer und tiefer in einen Strudel aus Gewalt und Intrigen und wird dabei selbst von seiner Vergangenh­eit in Kronstadt eingeholt. Bald wird ihm klar, dass auch seine eigene Geschichte in Verbindung mit dem komplizier­ten Fall steht. Entspreche­nd weise erscheinen die Worte, die Michael (Peter Franke), der alkoholkra­nke Vater eines verstorben­en Freundes, an ihn richtet: „Versuche die Geschichte nicht zu verstehen. Denn im Augenblick, in dem du sie verstehst, wirst du verrückt.“

Ein Glück, dass man beim bloßen Schauen der Geschichte nicht auch den Verstand verliert. So nämlich lässt sich der mitreißend­e Krimi von Regisseur und Drehbuchau­tor Torsten C. Fischer von der ersten bis zur letzten Minute genießen.

Franziska Wenzlick/tsch

 ?? Foto: Hannes Hubach/zdf ?? Hans Schüssler (Joachim Król) ist in seine alte Heimat gereist, um das Verschwind­en eines Unternehme­rs aufzukläre­n.
Foto: Hannes Hubach/zdf Hans Schüssler (Joachim Król) ist in seine alte Heimat gereist, um das Verschwind­en eines Unternehme­rs aufzukläre­n.

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