Lob für den Chefbalancierer
Das Duell gegen Berlin gibt dem FCBB einen Vorgeschmack auf die bald startenden Playoffs. Der Kampf um die beste Ausgangslage läuft
Als Niels Giffey vor inzwischen gut anderthalb Jahren zum FC Bayern Basketball wechselte, war der Aufschrei groß in seiner alten Heimat. Der Weltmeister, der einst Kapitän von Alba Berlin gewesen war, geht zum großen Rivalen – ausgerechnet, wie es in solchen Fällen gerne heißt. Wie kann er nur?
Mittlerweile hat sich dieser mit Emotionen durchsetzte Rauch verzogen. Wenn die beiden deutschen Top-teams sich am Sonntag (17 Uhr/dyn) duellieren, steht die sportliche Konstellation im Mittelpunkt.
Vier Spiele haben die Münchner noch, sie begegnen Alba ein weiteres Mal am 10. Mai, davor den Ludwigsburgern (8. Mai) und danach empfangen sie Rostock (12. Mai) zum Ausklang der Bundesliga-hauptrunde.
Ihr Ziel dabei: Tabellenplatz eins behaupten. Die Berliner sind direkter Verfolger – also müsste doch,
Herr Giffey, nach dem Kraftakt bei Titelverteidiger Ulm (81:74) auch besondere Würze in dem Duell liegen?
„Es geht nicht um Ulm oder Berlin, es geht um jedes Spiel“, sagte der 32-Jährige, was man als brisanzdämpfend abtun könnte. Giffeys Begründung: „Ab jetzt ist wichtig, dass wir die Intensität behalten, dass wir sie weiter aufbauen.“Am Pfingstwochenende beginnen schließlich die
Playoffs und jeder Auftritt ist eine Art Simulation des Ernstfalls. „Das Wichtigste ist“, beschrieb der Nationalspieler, „dass wir am Ende des Jahres in perfekter Form und alle gesund dastehen. Das ist das Ziel.“
Weil ein solch makelloser Zustand beste Voraussetzungen für die Titeljagd schafft. Giffey ist es ein Anliegen, die Arbeit seines mit reichlich Meisterdekor geschmückten Cheftrainers Pablo Laso zu würdigen: „Das hat der Coach gut hinbekommen, Leute in Form zu halten, Verletzungen auszubalancieren. Da muss man schon den Hut ziehen, da sieht man schon die Jahre an Erfahrung.“
Makellos war schließlich keine Eigenschaft, die die Bayern zutreffend charakterisierte in der jüngeren Vergangenheit. Die verpassten Meisterschaften der letzten beiden Jahre hatten auch mit personellem Aderlass zur Unzeit zu tun.
Diesmal liegt es an den Roten Riesen allein, ob sie den silbernen Bbl-pokal nach fünf Jahren des Darbens mal wieder in die Höhe stemmen. Der Eindruck ligaweit ist da konsensfähig. Die Kadertiefe des FCBB plus Top-spieler wie Serge Ibaka, Andreas Obst oder Sylvain Francisco kann kein Bbl-konkurrent matchen, wie man neudeutsch sagt.
Die Hinweise von Geschäfstführer Marko Pesic auf die Stärke der Gegnerschaft sind deswegen nicht weniger richtig, sie sind sogar geboten. „Die Playoffs sind ein ganz gefährliches Tier“, sagt der 47-Jährige, der gleichwohl für das Alba-duell eine klare Forderung an seine Mannschaft hat: „Das Spiel muss gewonnen werden, wenn du Erster werden willst. Wir müssen uns in Top-form zeigen.“
Laso ergänzt: „Es ist ein großes Spiel, Alba ist ein schwieriger Gegner.“Einer wie jeder andere, würde Giffey vielleicht sogar sagen. Ruben Stark