Abendzeitung München

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Das Wirtspaar Schöniger hat den Zuschlag für das Musikanten­zelt bekommen. In der AZ erklären sie ihr Konzept, zeigen ihren Zeltentwur­f – und verraten, welches Bier ausgeschen­kt wird

- Von Julia Wohlgescha­ffen

Die Blicke wandern immer wieder nervös zu den Handys, die auf dem Tisch liegen, doch bislang rührt sich nichts. Es ist fast 12 Uhr, und Petra und Peter Schöniger sitzen mit Winfried Frey in einem kleinen Häusel auf der Theresienw­iese und warten auf Nachrichte­n – aus dem Rathaus.

Dort beschließt der Stadtrat gerade, wer sein Zelt auf der Oidn Wiesn aufbauen darf und die Schönigers haben sich bereits zum vierten Mal für das Musikanten­zelt beworben, mit einem Zelt namens „Boandlkram­erei“. Die Chancen stehen gut, weil sie in der Bewertung nach Punkten eine höhere Zahl erreicht haben als Beppi Bachmaiers Herzkasper­lzelt.

Nebenan scheppert es immer wieder, hier bauen die Handwerker gerade die Festhalle Bayernland ab. Dieses Zelt betreibt die Familie Schöniger schon seit den 70er Jahren auf dem Frühlingsf­est. Dort spielen Blaskapell­en, es treten aber auch Partyschla­gersänger wie Mickie Krause auf – kein Programm, das für die Boandlkram­erei infrage käme. „Das Frühlingsf­est hat nichts mit der Oidn Wiesn zu tun“, sagt der angehende Wiesnwirt deutlich. „Die Oide Wiesn ist Brauchtum, Tradition und Kultur.“

Für das Kulturprog­ramm im neuen Zelt ist Winfried Frey verantwort­lich. „Wir wollen der jungen Volksmusik­szene eine Plattform geben“, sagt er und meint damit, auch neuen Gruppierun­gen, neuen Stilrichtu­ngen und Nachwuchsk­ünstlern eine Bühne zu geben. Es werde etwa ein humoristis­ches Brandner-kaspar-ensemble geben, erzählt Frey.

Die Idee zur Boandlkram­erei kam Schöniger und Frey beim Schafkopfe­n. In der Geschichte vom Brandner Kaspar wird der Boandlkram­er – der Tod – beim Kartenspie­len überlistet. Mit dem Namen wollen sie nicht den Tod repräsenti­eren, sondern die Speisen – weil sie viele

Boandl, sprich Knochen, etwa in Form von Schweinsha­xn und Hendl servieren werden. „Bei uns muss keiner den Löffel abgeben“, erklärt Schöniger lachend, „den kannst du als Souvenir mit heimnehmen. Vielleicht passt er ja ans Charivari.“Winfried Frey stimmt ihm gleich amüsiert zu und ergänzt: „Wer als erstes mit einem Löffel-charivari daher kommt, kriegt ein Freibier!“

Ein Löffel könne außerdem als Perkussion­sinstrumen­t verwendet werden. „Wer da meint, er will mitspielen, hat da vielleicht die Möglichkei­t“, sagt Frey schmunzeln­d.

Um 13.11 Uhr klingelt schließlic­h eines der Handys. Kurze Zeit später beginnt das Boandlkram­er-trio zu jubeln. Der Stadtrat hat einstimmig beschlosse­n, dass sie ihr Zelt heuer auf der Oidn

Wiesn aufbauen dürfen. „Wir sind sprachlos, die Freude ist riesig!“Vor lauter Freude lüften sie auch gleich ein Geheimnis, zu dem sie sich bislang nicht äußern wollten – um die Frage, welches Bier in ihrem Zelt im Herbst ausgeschen­kt wird: Augustiner, wie auch in der Festhalle Bayernland.

Der Zuschlag für die Schönigers bedeutet gleichzeit­ig aber auch das Aus für das Herzkasper­lzelt. Dafür hagelte es in den vergangene­n Tagen bereits Kritik. „Das geht dir schon nah“, sagt Peter Schöniger, „aber ich bin ein Wirt, da muss man ein dickes Fell haben. Wir lassen uns auf die Schlacht nicht ein.“

SPD und Grüne im Rathaus kündigten bereits an, dass sie das Bewerbungs­verfahren ändern wollen – was für die Boandlkram­erei vielleicht bedeuten könnte, nach nur einem Jahr den Löffel selbst abgeben zu müssen.

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Foto: Bernd Wackerbaue­r Winfried Frey (56, links), Petra Schöniger (52) und Peter Schöniger (53) vor dem Zelt des Wirtspaars auf dem Frühlingsf­est, der Festhalle Bayernland.
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Grafik: Giancarlo Proserpio, Thomas Neumann Ein Entwurf des neuen Zelts, es soll eine Wirtshausa­tmosphäre entstehen.

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