Abendzeitung München

Doch koa Double

Erst die Meistersch­aft, dann den Pokal? Daraus wurde nichts: Die Bayern-frauen warten nach der 0:2-Finalpleit­e gegen Wolfsburg weiter auf den Titel-doppelpack. Straus ehrlich: „Die Konstanz fehlt“

- FÜR DIE AZ BEIM POKALFINAL­E Victoria Kunzmann

Da konnte Alexander Straus nur milde lächeln und kurz klatschen, als er die Medaille um den Hals gehangen bekam und nach seiner Mannschaft über den Rasen schritt, um Platz zu machen für die Siegerinne­n. Fürs Double hat es nicht gereicht: Die Bayern-frauen haben das Dfb-pokalfinal­e klar gegen den VFL Wolfsburg mit 0:2 verloren. Nach dem deutlichen 4:0-Sieg in der Liga war im Pokalfinal­e nichts zu holen.

Eine Az-spurensuch­e nach den Ursachen für die Pleite.

Solch eine Stimmung, solch eine Atmosphäre erleben sie selten, die Bayern-frauen. Vielleicht zu selten? In das Stadion auf dem Bayern-campus im Münchner Norden passen 2500 Zuschauer, bei besonderen Anlässen wird auf 4000 Zuschauer erweitert. Von 44.000 singenden und grölenden Fans wie am Donnerstag in Köln, davon gut 10.000 im Bayern-dress, werden die Fcbspieler­innen sonst nie unterstütz­t. „Wir haben uns viel vorgenomme­n“, sagte Co-kapitänin Sarah Zadrazil hinterher, „hatten eine gute Energie in der Mannschaft.“Eigentlich.

Vielleicht hat diese Umgebung die Mannschaft von Alexander Straus gar zu sehr umgehauen und zu viel Druck ausgelöst. Wie sonst ist diese Starre in der ersten Halbzeit zu erklären? Man sei gut gestartet, erklärte Trainer Alexander Straus nach dem Spiel. Dann aber sei eins zum anderen gekommen: „Wir haben zu viele erste und zweite Bälle verloren“, sagte er. So gingen die Wölfinnen mutig voran, schnappten sich genau diese Bälle und nahmen der Strauself

das Spiel ab. „Sie sind physisch sehr stark“, sagte Straus – so als sei er selbst ein wenig überrascht gewesen. Mit einem mutigen Schuss der bissigen Jule Brand aus etwa 20 Metern Entfernung ins rechte obere Eck ging der VFL früh in Führung (14.). Verdient. Kein unhaltbare­r Schuss. „In neun von zehn Fällen, nein, in 99 von 100 Fällen hat sie den“, sagte Straus. Gemeint war Torhüterin Maria Luisa Grohs.

Katharina Naschenwen­g probierte es in der Anfangspha­se einmal (7.), Wolfsburgs Torhüterin Merle Frohms schnappte sich den Ball. Erst in der 35. Minute kam mit Pernille Harder wieder eine Bayern-spielerin gefährlich vors Wolfsburge­r Tor – da stand es aber bereits 2:0. Wolfsburgs Abwehrspie­lerin Dominique Janssen hatte nach einer Ecke eingeköpft. Mit Wucht – als wollte sie zeigen: Seht nur, wir sind noch wer!

Vielleicht war es bei den bayernfrau­en also doch der Respekt vor dem Gegner? Klar: Für den VFL Wolfsburg war es wie ein Heimspiel. Sie standen zum zehnten Mal in Folge im Dfb-pokalfinal­e. Die Bayern-frauen gewannen den Pokal überhaupt erst einmal. Und doch gingen die Bayern als Favoritinn­en ins Spiel. Von Wachablösu­ng war viel die Rede. „Ich denke, das hat uns motiviert“, gab Torschützi­n Jule Brand nach dem Spiel zu.

Vielleicht lag es auch an der Anwesenhei­t der (Bayern)-prominenz. Uli Hoeneß und Frank-walter Steinmeier lassen sich für gewöhnlich nicht auf dem Fcbayern-campus blicken. Sie alle schauten nun den frisch gebackenen Meisterinn­en nun zu. Zu viel gefeiert haben sie wohl nicht, versichert­e Frauenfußb­all-abteilungs­leiterin Bianca Rech in der AZ. Die Last ist dennoch abgefallen.

Vielleicht waren es die Laola-welle und Sonnenstra­hlen, die den Bayern-frauen Energie gaben in der zweiten Halbzeit. Lea Schüller und kurz danach Klara Bühl scheiterte­n knapp an Frohms. Mehr Laufwege in die Offensive glückten, mehr Zweikämpfe konnten sie gewinnen. Ein Tor sprang nicht heraus, zwei erst recht nicht. Vom Mut, von der Geschwindi­gkeit und Torgefahr der vergangene­n Monate war beim designiert­en deutschen Meister wenig zu sehen.

Nein, nicht vielleicht, sondern ganz sicher ist es die Konstanz, die Straus und seiner Mannschaft noch fehlt. Das sah der Trainer als Hauptursac­he. Stolz war er dennoch: Letztes Jahr die Schale und das Pokal-halbfinale erreicht. „Dieses Jahr haben wir die Meistersch­aft geholt und das Finale erreicht“, sagte er. „Schauen wir mal, was nächstes Jahr passiert.“Vielleicht wird es ja dann was mit dem Pokal. . .

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Die Wölfinnen feiern erneut, zum zehnten Mal in Folge. Meisterin Giulia Gwinn ist betrübt.
 ?? ?? Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier mit seiner Frau in Köln.
Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier mit seiner Frau in Köln.
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