Wenn der Ministerpräsident schwadro-söderisiert
Fußballer in Politik-talkshows? Kann man machen, muss aber nicht sein. Politiker in Fußball-sendungen? Kann man nicht verhindern, sollte man aber.
Früher wurden Stammtische wie der „Doppelpass“ja sehr gerne stoiberisiert. Lange her – das übernimmt nun der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der eine Einladung der Talkshow „Triple – der Schüttflix Fußballtalk“auf Sky annahm. Wahlkampf auf andere Art. Zwanglos, ungefährlich.
Der Landesvater hat im Gegensatz zu Edmund Stoiber, dem MP a. D., dem Mitglied des Aufsichtsrats, kein Amt beim FC Bayern inne. Er ist ja auch Club-fan. Aber aweng mitschwätzen, zwei, drei Gerüchte im Weggla, das geht immer bei Söder.
Bei der Trainersuche des FC Bayern ist er natürlich allerbestens informiert. „Rangnick hatte wohl tatsächlich zugesagt. Jedenfalls war das meine Information, definitiv.“Dann habe Rangnick, so schwadrosöderisierte er, in einem „denkwürdigen Telefonat irgendwie Gründe erläutert, bei denen wir alle sagen würden, na ja, okay.“
Auf Nachfrage verriet Söder die heiße Quelle seiner Recherche: „Ich will mich da nicht auslassen. Das ist alles nur vom Hörensagen.“Bratwürste
sind die besseren Grundlagen.
Söder haute noch ein paar Allgemeinplätze raus, wofür man von manchem Wähler ganz easy Applaus kassiert: „Manche Spieler verdienen zu viel für ihre Leistungen“. Auch Küchenpsychologie beherrscht er. Es bräuchte für Bayern einen Trainer, „der die richtige Mischung hat aus Autorität und Psychologie, aber auch einer, hinter dem der Vorstand steht.“Wirklich? Oder auch: „Beim FC Bayern ist es wie in meiner Partei. Immer großes Drama.“Sollte ein Witz sein, war aber keiner. Seine beste Finte.
Beruhigend, dass der MP, bevor er nach Rom reiste zum Papst-besuch und zur Meloniaudienz (Themenvorschlag: wer ist Italiens Rechtsaußen bei der EM?), noch die frohe Botschaft verkündete: „Der FC Bayern wird auf jeden Fall einen Trainer finden.“Allmächt! Erleichterung im Freistaat. Aufatmen am Tegernsee.
P. Strasser