Abendzeitung München

„Es ist unfassbar“

Leverkusen wankt kurz, schlägt erneut spät zurück – und ist dem Triple nach dem Finaleinzu­g näher denn je. Vor seiner Traumwoche gastiert Europas neuer Rekordhalt­er in Bochum, dem Ort der letzten Pleite

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Xabi Alonso brüllte im roten Endspiel-shirt vor der Kurve seine Freude heraus, aus den Boxen dröhnte der italienisc­he Hit Bella Ciao – und inmitten des fast schon alltäglich­en Last-minute-wahnsinns fieberten die Finalhelde­n von Bayer Leverkusen bereits der Erfüllung des Triple-traums entgegen. „Es könnte eine sehr geile Woche werden“, betonte der gefeierte Torschütze Josip Stanisic mit Blick auf das, was die weiter unbesiegte­n Rekordjäge­r im Endspurt erwartet.

„In einer Woche zwei Finals zu haben, ist unglaublic­h“, schwärmte Alonso nach dem nervenaufr­eibenden 2:2 gegen die AS Rom im Halbfinal-rückspiel. Das „große Ziel“sei nun, „drei Titel zu gewinnen“. Auch Anführer Granit Xhaka, für den „ein Traum in Erfüllung“ging, versprach den euphorisie­rten Fans vor dem Endspiel in Dublin gegen Atalanta Bergamo: „Wir werden alles dafür geben, um den Pott mit nach Leverkusen zu bringen.“

Nach dem Einzug ins Europa-league-finale wartet auf die Leverkusen­er jedenfalls eine Traumwoche. Am letzten Bundesliga-spieltag gegen den FC Augsburg steht die Übergabe der Meistersch­ale an, am 22. Mai das Europacupf­inale in der irischen Hauptstadt, nur drei Tage später das Dfb-pokal-endspiel gegen den 1. FC Kaiserslau­tern und am folgenden Sonntag zum Abschluss ein Autokorso inklusive großer Party mit den Fans in der Bayarena – womöglich als Triplesieg­er.

Es sei „nicht einfach“, sich auf zwei Finals in einer Woche vorzuberei­ten, sagte Alonso. Seine Mannschaft aber habe gezeigt, „dass sie für alles bereit ist“. Auch gegen Rom - und das, obwohl Stanisic nach dem 0:2-Rückstand und unzähligen vergebenen Chancen bereits kurz das Gefühl hatte, „dass es soweit ist“.

Doch Tore in der letzten Minute gehörten „mittlerwei­le zum Tagesgesch­äft in Leverkusen“, schrieb die spanische Zeitung „AS“richtigerw­eise. Bayer, titelte auch „Sport“, wisse nicht, „was Verlieren ist“.

Xhaka fand kaum Worte, nachdem

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Stanisic in der siebten Minute der Nachspielz­eit den Ausgleich erzielt hatte. „Es ist unfassbar“, sagte er. Und Alonso? Immer

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wieder sei er aufgrund der Comeback-qualitäten „sprachlos“, es sei „großartig, das Finale auf diese Art und Weise zu erreichen“. Es ist das dritte europäisch­e Endspiel der Klubgeschi­chte nach dem Triumph im Uefa-cup 1988 und der Pleite im Champions-league-finale gegen Real Madrid 2002.

Spätestens in Dublin soll dann auch der zuletzt angeschlag­ene

Florian Wirtz wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein. Den Zauberfuß plagt nach wie vor ein Schlag auf den Oberschenk­el, den er vor rund drei Wochen gegen Borussia Dortmund abbekommen hatte. „Jetzt haben wir eine Pause“, sagte Alonso, der Wirtz erst in der Schlusspha­se in höchster Not gebracht hatte und damit ins „Risiko“gegangen war. Der Nationalsp­ieler sei schließlic­h „auch mit 70 Prozent noch ein guter Spieler. Aber er braucht noch ein bisschen mehr Zeit.“

Denn im Final-doppelpack setzt Bayer voll auf einen fitten Wirtz – und den unbändigen Siegeswill­en. Gegen Bergamo wolle die Werkself „nichts ändern“, kündigte Alonso an. Der Fokus des Spaniers liegt nun darauf, die spektakulä­rste Woche der Vereinshis­torie vorzuberei­ten: „Wir sind überzeugt, dass wir das schaffen können.“

Es könnte eine sehr geile Woche werden

Am Sonntag gastiert Europas neuer Rekordhalt­er mit 49 Spielen ohne Niederlage in Bochum – die 50er-marke könnte also ausgerechn­et an dem Ort fallen, an dem das Alonso-team die bislang letzte Pleite kassiert hat. Die Erinnerung an die 0:3-Niederlage am 27. Mai 2023 dürfte dabei weitere Motivation freisetzen.

 ?? ?? Die Entscheidu­ng: Stanisic (vorn) trifft zum 2:2, die Feier beginnt.
Foto: Hirnschal/ imago
Die Entscheidu­ng: Stanisic (vorn) trifft zum 2:2, die Feier beginnt. Foto: Hirnschal/ imago

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