Blaue Rettung
Geburtstagskind Fynn Lakenmacher lässt die Löwen in Essen jubeln und schießt sie mit seinem ersten Auswärtstor im letzten Auswärtsspiel zum Klassenerhalt. Für RWE platzt der Aufstiegstraum
Es lief die 24. Spielminute im Stadion an der Hafenstraße, da marschierte Löwe Mansour Ouro-tagba auf Essens Abwehr zu. Mit etwas Mühe setzte er sich durch, der Ball landete bei Morris Schröter. Der bediente schließlich einen jungen Mann, der seinen 24. Geburtstag feierte und dem nie zuvor ein Auswärtstor für 1860 geglückt war. Fynn Lakenmacher fackelte keinen einzigen Augenblick – und schoss Sechzig bei seinem letzten Gast-auftritt in Führung.
Der 1:0-Führungstreffer des Torjägers des TSV 1860 im vorletzten Drittliga-duell bei RW Essen stieß das Tor zum Klassenerhalt weit, weit auf für Sechzig und schockte RWE derart, dass der eigene Aufstiegstraum lähmte. Letzten Endes gelang den Blauen dank einer couragierten Leistung, aber auch einer Menge Dusel durch den ersten und gleichzeitig finalen Streich in der Fremde endlich der Klassenerhalt.
Sechzig ist, in einem Wort: Gerettet!
„Wir haben das Ziel erreicht“, sagte Trainer Argirions Giannikis gewohnt nüchtern, aber auch sichtlich erleichtert: „Die letzten Wochen waren nicht ganz einfach, aber wir haben ein leidenschaftliches Spiel gemacht mussten viel leiden.“In Summe habe sich Sechzig seine Rettung „erarbeitet.“
Giannikis hatte in der Startelf mit der mutigen Maßnahme überrascht, mit Lukas Reich (17) und Moritz Bangerter (19) gleich zwei Junglöwen reinzuwerfen. Auch Verteidiger Michael Glück (20), im Gegensatz zu den Debütanten geradezu ein Routinier,
durfte von Beginn an auflaufen.
Vor gut 18.600 Zuschauern wackelten die Giesinger zwar in mehreren Phasen des Spiels, doch das Spiel sollte bei den so heimstarken Rot-weißen nicht den von vielen erwarteten Verlauf nehmen. Stattdessen ging 1860, durch Lakenmacher, der zu Erstligaabsteiger SV Darmstadt 98 wechseln wird, in Führung. Ein Treffer der Kategorie: ausgerechnet! Der Sturm-bulle hätte nach Doppelpass mit Spielmacher Julian Guttau um ein Haar sogar noch das 2:0 nachgelegt, scheiterte aber an Torhüter Jakob Golz (33.). Es wäre auch zu viel des Guten gewesen: 1860 hatte zwar die ein oder andere Chance, doch stand phasenweise auch gehörig unter Druck.
Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer, darunter auch knapp 2.000 Löwen-fans, weiter ein packendes und umkämpftes Duell. RWE schnürte 1860 immer wieder ein, wie teils auch schon vor der Pause der Fall. Was dem Traditionsklub aber nicht gelang: Torhüter Marco Hiller zu überwinden.
Kapitän Jesper Verlaat wäre es um ein Haar gewesen, der ins Tor getroffen hätte – und zwar ins eigene: Der Niederlände fälschte unglücklich mit dem Knie ab, die Kugel ging aber nur an den Querbalken und sprang vor der Torlinie auf (62.). Wenig später schoss Brume scharf, traf aber nur den Pfosten (63.). Zehn Minuten später zog wieder Brume ab - und zielte erneut an den Pfosten. RWE erhöhte die Schlagzahl.
Der eingewechselte Marlon Frey wollte wohl für etwas mehr ausgleichende Gerechtigkeit sorgen und traf ebenfalls das Aluminium (81.). Sechzig brachte den Auswärts-dreier schließlich über die Bühne – durch eine leidenschaftliche Leistung und Lakenmachers Abschiedsgeschenk. Fazit Giannikis: „Fynn hat das Vertrauen zurückgezahlt. Er arbeitet immer viel für die Mannschaft. Das Tor macht er super!“
Der Rest ist weiß-blaue Erleichterung. ..