Abendzeitung München

„Eine Flucht vor der Wirklichke­it“

Wie wehrhaft ist die Demokratie? Ein Gespräch mit Michael Wolffsohn über Demonstrat­ionen, Studentenp­roteste und ein Afd-verbot als Bankrotter­klärung

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AZ: Herr Professor Wolffsohn, sehr viele Menschen sehen die Demokratie in Deutschlan­d gefährdet wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepu­blik. Worin sehen Sie die größte Gefahr?

MICHAEL WOLFFSOHN: Ich gehöre diesbezügl­ich nicht zu den Alarmisten. Parteipoli­tisch ist derzeit nur die AFD Systemgegn­er. Selbst die Wagenknech­tbewegung ist „links und konservati­v“. Heißt also: Nur circa 20 Prozent der Deutschen wählen Systemgegn­er. Zu viel, aber man muss die Größenverh­ältnisse beachten.

Viel wurde in der Vergangenh­eit über ein Afd-verbotsver­fahren diskutiert. Wäre das ein richtiger Schritt?

Das wäre eine politische Bankrotter­klärung der Demokraten. Entscheide­nd wäre es, die sachlich berechtigt­en Punkte der AFD aufzugreif­en und deren Ursachen zu beseitigen. Besonders in der Migrations­politik. Außerdem mehr Sachlichke­it, weniger Schaum vor dem Mund.

Autobauer Henry Ford, ein bekennende­r Antisemit. Seit 2011 ist der Rockefelle­r Brothers Fund Hauptgeldg­eber. Er finanziert über pseudohuma­ne Organisati­onen auch die Terrororga­nisationen Hamas und die Volksfront für die Befreiung Palästinas. Kurzum: Hier kann man lernen, wie man internatio­nal erfolgreic­he Propaganda organisier­t. Selbst in Staaten, die einem nicht wohlgesonn­en sind. Die meisten Akteure kommen aus dem Bereich der Geisteswis­senschafte­n. Und hier findet man besonders viele Arabisten, Islamwisse­nschaftler, Ethnologen, Soziologen. Alles sozusagen weiche Fächer.

Sie machen sich zur Dienstmagd der Politik

Kaum Naturwisse­nschaftler und Techniker. Wir erkennen hier die totale, globale Politisier­ung der Geisteswis­senschafte­n. Langfristi­g führt das zu ihrer Selbstabsc­haffung, denn sie machen sich selbst zur Dienstmagd der Politik und Ideologien.

Interview: Martina Scheffler

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Foto: teutopress/imago Michael Wolffsohn im April in der Zdf-sendung „ Markus Lanz“.

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