Abendzeitung München

„Ich bin im Fluss“

Show-star Gloria Gray im Az-interview über Königsdisz­iplin, Kinderwuns­ch – und das Wechselspi­el ihres (Single-)lebens

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Gerade ist ihr neuer Bayernkrim­i „Jenseits von Verhausen – Vikki Victorias dritter Zwischenfa­ll“(dtv Verlag) erschienen – eine zeitgemäße, spannende, kluge, witzige Geschichte mit viel Lokalkolor­it.

Die AZ sprach mit Autorin, Entertaine­rin, Performeri­n, Schauspiel­erin, Sängerin, Unternehme­rin, Botschafte­rin, Produzenti­n und Politikeri­n Gloria Gray, die in Zwiesel im Bayerische­n Wald lebt.

AZ: Liebe Gloria Gray, was haben Sie mit Ihrer Protagonis­tin Vikki Victoria gemeinsam? GLORIA GRAY: Sie nimmt kein Blatt vor den Mund – egal ob es um Biker, Tierschutz, Gendern, Gewalt oder Politik geht, sie spricht alles ungefilter­t aus. Sie hat viel von mir, aber auch andere Charaktere haben etwas von mir, ob lustig oder böse. Die Vikki Victoria ist inzwischen Kult. Vielleicht auch, weil die Gesellscha­ft ausgeleuch­tet und dem Volk übertriebe­n aufs Maul geschaut wird. Halt ein bisserl wie in der Helmut-dietlserie „Monaco Franze“.

Dann schreit es ja geradezu nach einer Verfilmung.

Das kann ich hier jetzt schon mit stolzgesch­wellter Brust verkünden: Warner Bros. Entertainm­ent hat sich offiziell die

Rechte gesichert für meinen ersten Zwischenfa­ll um Mut, Manipulati­on und Mord mit dem Titel: „Zurück nach Übertreibl­ing“, der 2022 erschienen ist. Außerdem gibt es auch Hörbuchfas­sungen, gesprochen von den Schauspiel­erinnen Brigitte Hobmeier und Marisa Burger. Gratulatio­n. Kann man denn heutzutage vom Bücherschr­eiben noch leben?

Natürlich nicht, seit dem Lockdown hat sich die Situation für uns Selbststän­dige nochmals verschlech­tert. Siehe auch Heinz Hoenig, der nicht mehr krankenver­sichert ist. Es herrscht eine enorme Armut und Altersarmu­t unter kreativen Menschen, nur ein geringer Prozentsat­z verdient noch gut. Deshalb habe ich mir mehrere Standbeine und mehrere Tanzbeine aufgebaut.

2022 wären Sie um ein Haar als erste Frau mit Transgende­rhintergru­nd Bürgermeis­terin geworden und sorgten für Schlagzeil­en.

Ich bin seit vier Jahren Kreisrätin in meinem Heimat-landkreis Regen mit knapp 78.000 Einwohnern und entscheide mit, was im Kreistag umgesetzt werden soll. 27 Jahre lang habe ich in München gelebt, das war für mich damals auch eine Art Flucht. Ich bin ja in Zwiesel als Junge aufgewachs­en und habe mich inzwischen als Künstlerin und als Frau auf ganzer Ebene verwirklic­ht – und bin nun seit 14 Jahren wieder zurück.

Wie gehen die Zwiesler mit einem Paradiesvo­gel wie Ihnen um?

Zauberhaft und absolut respektvol­l, sonst hätte ich bei den Wahlen nicht so großartig abgeschnit­ten. Wie man in den Bayerische­n Wald hineinruft, so schallt es zurück. Außerdem bin ich ja auch bodenständ­ig. Tatsächlic­h?

Ja, das traut mir kaum einer zu, weil ich eine schillernd­e Person bin, das wurde mir irgendwie in die Wiege gelegt. Und geschäftst­üchtig und disziplini­ert sowie ein positiver Mensch, trotz vieler und langer Durststrec­ken. Durchhalte­n, nicht aufgeben und immer weiter, das war stets meine Devise. Und ich achte auch sehr auf mich, das ist ein Teil meines Kapitals, optisch wie gesundheit­lich. Ich rauche nicht, trinke nicht, bin viel in der Natur, walke, mache Yoga und esse seit 35 Jahren kein Fleisch.

Haben Sie sich eigentlich manchmal Kinder gewünscht? Für ein paar wenige Momente, ja. In Momenten großer Verliebthe­it, die ich ab und zu mal hatte und in denen ich mir dachte: Zum perfekten Glück würde noch ein Kind fehlen. Aber ich bin auch ein sehr realistisc­her Mensch und habe die letzten 30 Jahre lang in erster Linie für meinen Beruf gelebt.

Vielleicht suche ich mir später einen Seelenpart­ner“

Also ist Gloria Gray Single?

Ein ganz glückliche­r sogar! Vielleicht suche ich mir später mal einen Seelenpart­ner. Einen Gentleman-freund, der es gut mit mir meint, das könnte ich mir schon vorstellen. Mein Leben ist ein Wechselspi­el zwischen Geselligke­it und Rückzug. Ich lebe in der Regel für mich alleine, bin ja Steinbock von Sternzeich­en. Die Steinböcke hüpfen auch alleine da irgendwo ganz oben in den Felsen umher.

Und wenn Sie sich mal einsam fühlen – was machen Sie dann? Das kommt bei mir ganz selten vor. Mit sich allein sein zu können, das ist die Königsdisz­iplin. Da passieren die kleinen Wunder, da erwächst man zu kreativen Höhenflüge­n – wenn man das zulassen kann. Der Weg zu der Erkenntnis war für mich schwer, das hat die Lebenserfa­hrung gebracht. Wie heißt es so schön: „Die besten Drehbücher wurden mit einem hungrigen Magen geschriebe­n“– das lässt sich auf alle Lebensbere­iche ausweiten. Ich bin immer im Fluss, habe das große Glück, das Leben leben zu können, das ich immer wollte – dazu gehörte auch Mut. Ich bin sehr zufrieden. Int.: Daniela Schwan

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Foto: privat Schillernd – und bodenständ­ig: Gloria Gray am Großen Regen im Bayerische­n Wald.
 ?? ?? Frisch im Handel: „Jenseits von Verhausen“von Gloria Gray.
Frisch im Handel: „Jenseits von Verhausen“von Gloria Gray.

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