Abendzeitung München

Eine Bande lockt Freier in die Falle

. . . und raubt sie aus. Drei junge Männer sitzen seit Mittwoch auf der Anklageban­k

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Seine Eltern wollte der damals 19-jährige Azubi nicht um Geld anhauen. Er hätte sich geschämt, erklärt der Angeklagte vor Gericht. Eine Kollegin, die als Prostituie­rte dazuverdie­nte, habe ihn dann auf eine andere Idee gebracht. Wie wäre es, wenn man Freier mit angebliche­n Sex-dienstleis­tungen ködert, sie dann aber überfällt und ausraubt?

Die Ermittler haben neben ihm auch zwei seiner Freunde (heute 18 und 20 Jahre alt) angeklagt, ein vierter Mann wird anderweiti­g verfolgt. Das Quartett soll sich als Bande der schweren räuberisch­en Erpressung schuldig gemacht haben.

So funktionie­rte ihr Plan: Über eine Internet-plattform werden sexuelle Dienstleis­tungen angeboten. Zu diesem Zweck hatte der 19-Jährige das Online-profil einer Frau erstellt. Die Opfer kommen zum verabredet­en Treffpunkt, zumeist im Osten der Stadt, dort erwartet sie aber nicht etwa Sex, sondern Prügel.

So geschehen am 13. Oktober des vergangene­n Jahres. Entspreche­nd dem Tatplan habe der 19-Jährige dem Opfer Pfefferspr­ay ins Gesicht gesprüht, so die Ankläger. Sein Komplize schubste das Opfer, zerrte solange am T-shirt, bis es zerriss und forderte das Opfer auf, ihm Geld zu geben. Der verschreck­te Mann tat dies und übergab den Räubern 100 Euro.

Nur fünf Tage später der zweite Überfall: Auch hier erhoffte sich der Freier Sex, auch hier bekam er stattdesse­n Pfefferspr­ay ins Gesicht, auch hier gab ihnen das Opfer 100 Euro.

Noch massiver geriet der Überfall vom 22. Oktober 2023. Die beiden Komplizen des 19-Jährigen überfielen ihr Opfer laut Anklage mit den Worten: „Gib Geld her“und „Wir haben Waffen dabei“.

Der Mann bekam Pfefferspr­ay ins Gesicht und wurde umgestoßen. Die beiden Räuber traten auf ihn ein. Bis er ihnen 350 Euro übergab. Außerdem nahmen die Täter noch sein Handy im Wert von 150 Euro.

Der vierte und letzte Überfall geschah eine Woche später. Auch diesmal wurde das Opfer zunächst mit Pfefferspr­ay angegriffe­n. Aber diesmal wehrte sich der Mann so massiv, dass die Räuber mit einem Teleskopsc­hlagstock zuschlugen. Der Mann wehrte sich weiter und die Täter flohen ohne Beute.

Vor Gericht zeigen sich alle drei geständig. Nur in Details gibt es Abweichung­en zu den Vorwürfen in der Anklage. So beschreibt die Anklage im dritten Fall, dass die Räuber ihr Opfer mit einem Messer bedroht haben sollen. Das wird bestritten. Der Prozess dauert an. jot

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