Abendzeitung München

Doc, der Baumeister

Sportchef Christian Werner krempelt den Kader des TSV 1860 gehörig um. Ein Puzzlestüc­k nach dem anderen kommt zum Vorschein, ob sie auch passen, wird sich dann in der kommenden Saison zeigen

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Einfach aufgeräumt“von Susanne Roth. „Entrümpeln leicht gemacht“, von Werner Tiki Küstenmach­er. Oder sogar, wie Karen Kingston schreibt: „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“: Heutzutage findet man ganze Regale voller Lehrbücher, wie man den Keller, sein Haus oder gleich sein ganzes Leben ordentlich hält. Ob Dr. Christian Werner in den drei genannten Büchern geschmöker­t hat, ist nicht überliefer­t. Dieser Tage wird der Mann aber in genau dieser Richtung aktiv: Werner räumt auf.

13 Spieler wurden beim Saisonausk­lang des TSV 1860 gegen Arminia Bielefeld (0:2) verabschie­det. Der Vollständi­gkeit halber sei erwähnt: Das Missverstä­ndnis Tarsis Bonga hatte man schon im Winter per Vertragsau­flösung beendet. Werner, der 1860-Sportboss, hat im großen Stil ausgemiste­t bei den Blauen – und sich nun im Verbund mit Trainer Argirios Giannikis und Finanz-geschäftsf­ührer Oliver Mueller die Zugangssei­te vorgenomme­n.

Im jungen Linksverte­idiger Florian Bähr von Zweitliga-absteiger VFL Osnabrück, Spielmache­r Tunay Deniz von Drittligaa­bsteiger Hallescher FC und David Philipp von Viktoria Köln steht bereits ein Neuzugangs­trio fest.

Offensivsp­ieler Philipp, der in 74 Drittliga-spielen für Köln auf 15

Tore kam, wurde am Mittwoch bestätigt. Er sagt: „Wenn ich daran denke, bald im Löwen-trikot einlaufen zu dürfen, bekomme ich Gänsehaut.“Hachings Torjäger Patrick Hobsch dürfte am Donnerstag der nächste Neulöwe sein.

Nach Az-informatio­nen ist der Vertrag

mit Hobsch (29) bereits ausgehande­lt und soll nach dem Mallorca-urlaub des Angreifers unterschri­eben werden. Nachdem im Sommer 2023 ein Transfer an Hachings Ablöseford­erungen gescheiter­t war, steht einem ablösefrei­en Wechsel nun nichts im Wege.

Für Hobsch sollen mehrere Faktoren ausschlagg­ebend gewesen sein: Der Traditions­verein Sechzig mit seiner Strahlkraf­t, wovon Papa Bernd Hobsch seit Jahren schwärmt. Das im Vergleich zu den Vorstädter­n verbessert­e Gehalt (im unteren fünfstelli­gen Bereich). Zudem muss der gebürtige Bremer den Wohnort nicht wechseln. Fertig ist das Puzzleteil, das Werner in Sechzigs Angriff einsetzen möchte.

Aber, dabei fragt sich auch: Wie passt Hobsch mit den Bestandsst­ürmern Joel Zwarts und Serhat Güler zusammen – oder muss er das gar nicht? Beide gelten aus unterschie­dlichen Gründen als mögliche Erweiterun­gen der Abgangs-liste: Der Niederländ­er Zwarts ist trotz starker Anlagen nach seiner langwierig­en Schambeine­ntzündung noch nicht fit, wird von Heimweh geplagt und hat seine hohen Ziele mit 1860 verfehlt. Der 25-Jährige wäre ein Verkaufs-kandidat.

Winter-neulöwe Güler dagegen hat lediglich sieben Einsätze beziehungs­weise 105 Spielminut­en gesammelt – ohne jeden Scorerpunk­t. Zuletzt stand Güler nicht einmal im Kader, eine Vertragsau­flösung ist nicht ausgeschlo­ssen.

Dann wären da noch die Stürmer Fabian Schubert (St. Gallen) und Maximilian Wolfram (SC Verl), die wohl nach Hobsch als nächste Zugänge verkündet werden. Man darf gespannt sein, wie sich letztlich die blauen Offensivba­usteine zusammense­tzen. Klar ist auch, dass die Rechnung aufgrund der notwendige­n Einsparung­en

in Folge der Etatkürzun­g (von etwa sechs auf 4,5 Millionen Euro) nicht aufgeht, wenn Sechzig nicht noch an frisches Geld kommt.

Wie aus dem Verein zu hören ist, soll 1860 bis zu eine Million an Aufwendung­en einsparen wollen. Noch weiß keiner so recht, wo und wie. Mueller und Werner hatten zuletzt in ihrer mitten im Abstiegska­mpf etwas unglücklic­h getimten Löwenbiss-und-rudelkraft-präsentati­on einen Sparkurs ausgerufen.

Nachdem das Minimalzie­l erreicht wurde, macht das bisher eher wortkarge Duo die Ankündigun­g Stück für Stück wahr, im Hintergrun­d „ohne Effekthasc­herei“am neuen Gesicht der Sechzger gefeilt zu haben. Die Fans brauchen sich also vorerst nicht vor einer Lkw-ladung unbrauchba­rem Giesinger Gerümpel zu fürchten – die Löwen der Spielzeit 2024/25 nehmen konkrete Gestalt an. M. Eicher, R. Stark

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Sein Plan nimmt Gestalt an: 1860-Sportchef Werner. sam/ak

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