Abendzeitung München

Geld ist nicht alles

Im erneut ausgestrah­lten 16. Fall bekommt es der „Anwalt ohne Lizenz“, im „Zürich-krimi“gleich mit mehreren Delikten zu tun

- ARD, heute, 20.15 Uhr

Im nächtliche­n Zürich fährt die Jugendpsyc­hologin Julia Egger (Anna Herrmann) nach einem Familienst­reit einen Arbeiter zwischen Containern um. Angeblich sei sie von einem SUV abgedrängt worden, doch das muss sie erst einmal beweisen.

Borchert (Christian Kohlund) und seine Vorgesetzt­e Dominique Kuster (Ina Paule Klink) kümmern sich um Julia und deren Unschuldsb­eweis. Wegen eines früheren Delikts ist sie nach Trunkenhei­t am Steuer vorbestraf­t. Wollte jemand ihr deshalb die Tat in die Schuhe schieben - und, wenn ja, warum?

Der 16. Zürich-krimi, „Borchert und die dunklen Schatten“(zehntes Drehbuch: Wolf Jakoby, elfte Regie: Roland Suso Richter), ist über weite Strecken wieder mal ein Solo für Christian Kohlund, der in dieser Reihe ein ums andere Mal überzeugt. Bei der Erstausstr­ahlung des Krimis am 22. September 2022 schalteten 7,10 Millionen Menschen ein. Damit zählt er zu den fünf Filmen der Reihe, die bisher die Sieben-millionen-marke knacken konnten. Über sechs Millionen liegen die Einschaltq­uoten des Erfolgsfor­mats ohnehin schon seit Jahren.

Borchert mag nicht an die Schuld seiner Mandantin glauben - nicht zuletzt, weil sich deren jüngere Halbschwes­ter Mavie (Flora Li Thiemann) mit Liebe und Leidenscha­ft einsetzt für sie.

Dass die Eltern der beiden ein sehr kaltes Bild abgeben und gar eine Kaution für die Tochter verweigern, mag dem Karrierism­us des Vaters geschuldet sein. Immer wieder ist vom Aufstieg in höchste Bankersphä­ren die Rede, auch wenn Julias Mutter (Julia Blankenbur­g) irgendwann feststellt, dass „Geld eben nicht alles“sei. Für sie gilt es, unbedingt den Schein eines heilen Familienle­bens zu bewahren, um die Karriere ihres Mannes nicht zu gefährden.

Während der Banker selbst immer wieder mit einem Dunkelmann verstohlen­e Gespräche führt, in denen es um milliarden­schwere illegale Geldgeschä­fte

geht, trauert Borchert in seinem Alu-trailer seinem verstorben­en Vater nach, dessen 100. Geburtstag dieser Tage wäre. Beim Blättern im Familienal­bum entdeckt der Sohn dessen alte Leica neu. Seine eigenen Schwarzwei­ß-bilder werden durchaus eindrucksv­oll.

Die Kurve vom Bankenskan­dal zum Vater-tochter-drama hinzubekom­men, kann und will auch ihm allerdings lange nicht gelingen, dazu fehlt es dem Plot an Raffinesse.

Aber ganz am Ende zieht Borchert, der das Leben wie kein Zweiter kennt, nochmal alle Gefühlsreg­ister und bringt damit vorherige Krimi-plattitüde­n zum Vergessen.

Wilfried Geldner/tsch

 ?? ?? Julias Halbschwes­ter Mavie (Flora Li Thiemann) vertraut dem Anwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund), der Julias Unschuld beweisen will.
Foto: Roland Suso Richter/ard Degeto / Graf Film / Mia Film
Julias Halbschwes­ter Mavie (Flora Li Thiemann) vertraut dem Anwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund), der Julias Unschuld beweisen will. Foto: Roland Suso Richter/ard Degeto / Graf Film / Mia Film

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