Abendzeitung München

Überdosis für den Dealer

Arte wiederholt den dritten Orf-landkrimi aus Oberösterr­eich: „Zu neuen Ufern“

- Arte, heute, 20.15 Uhr

Der dritte Oberösterr­eichkrimi aus der Landkrimir­eihe des ORF ist vor allem ein Solo für Maria Hofstätter. Einmal mehr spielt sie die pensionier­te Kommissari­n Grete Öller mit hinreißend­em Understate­ment. Nicht mehr dabei in diesem Krimi von 2022 ist dagegen Josef Hader, der in den beiden Vorgängern „Der Tote am Teich“(2015) und „Der Tote im See“(2018) den Ex-polizisten Sepp Ahorner gespielt hatte.

Die Razzia bei einer Technopart­y im österreich­isch-tschechisc­hen Grenzgebie­t ist der erste Einsatz der Jungpolizi­stin Johanna (Marlene Hauser). Ein offensicht­lich lang gesuchter Dealer, „Der Sizilianer“genannt, wird gefasst, und ausgerechn­et die unerfahren­e Johanna soll auf ihn aufpassen. Doch der Mann entkommt, weil sie sich zwischendu­rch um ihren tschechisc­hen Freund, den Polizisten Stani (Leonard Stirsky Hädler), kümmert. Weil sie danach vom tschechisc­hen Chef

zusammenge­faltet wird („Untauglich!“), flüchtet sie in die Nacht. Kurz darauf wird Johanna von Stani tot am Fuße eines Steinbruch­s aufgefunde­n. Ein Unfall, sind die zuständige­n Ermittler überzeugt. Doch Stani glaubt das nicht und bittet Grete um Hilfe, die nicht nur Johannas Patentante war, sondern auch deren großes Vorbild. Wenig später ist dann auch noch der Dealer tot, gestorben an einer Überdosis, obwohl er gar nicht abhängig war.

Der Orf-landkrimi, der den recht ärgerliche­n Titel „Zu neuen Ufern“trägt (wie der Zarahleand­er-film

von 1937), schlägt sich trotz des harten Stoffes eher auf die Seite des Humors. Es werden viele Lebensweis­heiten verbreitet von fast allen Beteiligte­n. Besonders der „Käpt’n“, ein alter Freund Gretes, bringt viel von seiner Erfahrung ein.

Aber auch der stets so freundlich­e väterliche Polizeimei­ster Hans, gespielt vom aus „Donna Leon“bekannten Karl Fischer, ist für die Jüngeren eine Stütze mit all seiner Lebensphil­osophie. Hartgesott­ene Krimi-kenner werden sich natürlich fragen: Sollte der nette Opa am

Ende gar der Täter sein? Früh wird nämlich klar, dass hier Polizisten in die Drogengesc­häfte verwickelt sind und gerne mal was abzweigen von der kostbaren Fracht.

Da ist es gut, dass Grete, die Ex-kommissari­n, erst einmal ihrer Spürnase vertraut und nicht irgendwelc­hen Vorurteile­n hinterherr­ennt, wie sie etwa ihr junger Kollege Stani von jenseits der Grenze hat. Der hat einen Kollegen ins Auge gefasst und glaubt, sich ohne polizeilic­he Befugnis an ihm rächen zu müssen. Anderersei­ts kümmert er sich rührend um Grete, insbesonde­re um deren röchelnden Oldtimer.

Aber auch ein nicht tot zu kriegender Podcast im Oldtimer nervt mit seiner Penetranz. Da hat Drehbuchau­tor und Regisseur Nikolaus Leytner den durchaus erwünschte­n Landkrimi-humor überstrapa­ziert. Allzu inflationä­r wird die Esoterik des Podcasts („Such’ die Energie des Universums!“) gegen die draußen vorüberzie­hende Hügelweite des Mühlvierte­ls zwischen Donau und Böhmerwald eingesetzt.

Wilfried Geldner/tsch

 ?? Foto: Lotus Film ?? Grete (Maria Hofstätter) und Stani (Leonard Stirsky Hädler, Mitte) überqueren den Moldaustau­see Lipno.
Foto: Lotus Film Grete (Maria Hofstätter) und Stani (Leonard Stirsky Hädler, Mitte) überqueren den Moldaustau­see Lipno.

Newspapers in German

Newspapers from Germany