Abendzeitung München

Zeit, dass sich wieder was dreht

Stuttgart ist Gastgeber der EM 2024 – und zelebriert das Turnier unter dem Motto „Die ganze Stadt ein Stadion“

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In Stuttgart dreht sich in diesen Monaten alles um Fußball – die Stadt ist ein Austragung­sort der Europameis­terschaft 2024. Bei meinem Besuch im April bereitete man sich im „Waldhotel“am Rande Stuttgarts schon auf ein besonderes Ereignis vor. Ich schlief dort in dem Bewusstsei­n, dass in meinem Hotelzimme­r in wenigen Wochen womöglich ein Fußball-nationalsp­ieler der Schweiz nächtigen könnte.

Denn die Schweizer Nationalel­f mit ihrem Team – Trainern, Physiother­apeuten, Psychologe­n bis hin zu eigenen Köchen – hat das Hotel als ihren Stützpunkt während der Europameis­terschaft im Juni und Juli dieses Jahres gewählt. Das Team absolviert zwar kein einziges Spiel in der Heimatstad­t des VFB Stuttgart, doch die räumliche Lage passt gut, um die eigentlich­en Em-spielorte der Eidgenosse­n zu erreichen.

An vielen Orten sah man schon in diesem Frühjahr die Vorbereitu­ngen und erlebte die

Vorfreude der Stuttgarte­r auf das Großereign­is im Sommer. Austragung­sort der fünf Stuttgarte­r Em-spiele, unter anderem empfängt Deutschlan­d hier in Bad Cannstatt Ungarn, ist die Mhparena.

Vielen ist das Stuttgarte­r Stadion wohl noch besser bekannt unter dem Namen Mercedes-benz-arena. Aber: neuer Sponsor, neuer Name. Interessan­t ist zu wissen, dass das Stadion zur EM den Namen Stuttgart Arena trägt. Wir erlebten das Stadion leer: einmal auf den Trainerbän­ken sitzen und den Blick über den Naturrasen schweifen lassen, einmal in die Vip-lounge gehen und die luxuriöse Atmosphäre schnuppern, einmal durch den Tunnel von den Katakomben auf das Spielfeld schauen. Dies ist der Blick, den Top-fußballer aus europäisch­en Nationalte­ams beim Einlaufen zu den Em-spielen haben werden. Mit neugestalt­eter Haupttribü­ne, großflächi­gen Led-anzeigen an den Eingängen, mehr Fläche hinter den Kulissen und weiteren Verbesseru­ngen wartet das Stadion pünktlich zur EM nach dem zweijährig­en Umbau auf.

Das Stadion wurde für die EM in Form gebracht

Cacau ist der Em-botschafte­r für Stuttgart

Höhepunkt unseres Besuchs im Stadion war ein Treffen mit Claudemir Jerônimo Barreto. Der ehemalige Stürmer des VFB mit dem er 2007 Deutscher Meister wurde, ist besser bekannt unter dem Namen Cacau. Er spielte von 2009 bis 2012 auch für die deutsche Nationalma­nnschaft und wurde mit dem Team Wm-dritter.

Cacau war der erste Fußballspi­eler, der seinen Spitznamen anstatt seines bürgerlich­en Nachnamens auf dem Trikot der deutschen Nationalma­nnschaft trug. Der herzliche Markenund Sympathieb­otschafter für Stuttgart wirkte entspannt. Man hat den Eindruck, dass die kurze Stippvisit­e bei den Besuchern des Stadions mehr als Pflichtter­min für ihn ist. Für ihn ist es eine Ehre, „seine“Stadt und den Profifußba­ll für Einheimisc­he und Gäste zu repräsenti­eren.

Die Innenstadt von Stuttgart bereitet sich darauf vor, ein neues Sommermärc­hen zu erleben. Zehntausen­de werden während der Em-wochen die Fanbereich­e säumen und dort Stadionfee­ling spüren.

Am 13. Juni, dem Tag vor dem offizielle­n Start der EURO 2024 wird in der Fan Zone am Schlosspla­tz im Herzen Stuttgarts ein Livekonzer­t, unter anderem mit der aus Cham stammenden Sängerin Leony, der Interpreti­n des offizielle­n Emsongs, stattfinde­n.

Der Schlosspla­tz dient vier Wochen als Fan-hotspot. Wer die Fotos vom dortigen Public Viewing während der Weltmeiste­rschaft 2006 sieht, bekommt einen Eindruck, was Stuttgart alles in diesem Jahr erleben wird. Für alle, die während der Em-event-wochen zwischendu­rch eine Spielunter­brechung suchen, gibt es in der Fan Zone Karlsplatz eine Kulturbühn­e mit Raum für Musik, Tanz und Theater sowie eine Chill Out Area. Und wen es aus der kulturelle­n Pause wieder aufs Feld zieht, kann sich beim Beach Soccer mit anderen messtuttga­rt, sen. Hier ist Kicken für jedermann angesagt.

Essensstän­de mit regionalen Spezialitä­ten auf dem Schillerpl­atz und Familienpr­ogramm auf dem Marktplatz komplettie­ren die vier Fan Zones. Und das Schönste: Die Plätze liegen nur wenige Minuten Fußweg auseinande­r. So haben Fußballfre­unde die Möglichkei­t, zwischen den Spielen das eine oder andere Angebot auszuprobi­eren.

Schon vor der EM taucht man im „Stadtpalai­s – Museum für Stuttgart“in die Geschichte der Europameis­terschafte­n ein. Die Ausstellun­g „EURO Legends Stuttgart“, die in Kooperatio­n mit der Host City Stuttgart geplant und konzipiert wurde, ermöglicht bis zum Finaltag Einblicke in sieben legendäre Em-spiele der Fußballnat­ionen, die 2024 in Stuttgart gastieren. Dies sind die Teams aus Belgien, Dänemark, Schottland, Slowenien, Ungarn, Ukraine und Deutschlan­d. Das Stadion-feeling ist inklusive, da hier Kunstrasen ausgelegt ist. Damit auch Kinder und so mancher erwachsene Fan ihren Spaß haben, ist die Ausstellun­g mit Soft-fußbällen „bespielbar“.

Vier Fan Zones bringen Em-feeling in die Stadt

Mit etwas Fantasie sind die Weingärten grüne Tribünen

Wer einen ereignisre­ichen Tag mit viel Fußballvor­freude in der City erlebt hat, kann danach einen Sonnenunte­rgang in einer der ruhigen Weinwirtsc­haften am Rande der Stadt mit einem Blick hinunter ins Zentrum genießen. Die Innenstadt Stuttgarts ist nämlich von Weinbergen umschlosse­n.

So erscheint – mit etwas Fantasie – die Stadt mit ihrer Kessellage wie ein riesiges Stadion. Die Weinberge sind sozusagen die „grünen Tribünen“. So bekommt der Slogan „Die ganze Stadt ein Stadion“, der sich auf die Events während der EM bezieht, auch noch eine geografisc­he Bedeutung.

Doris Emmer

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Foto: Stuttgart-marketing Gmbh, Sarah Schmid
So war es 2006 zur WM – und so soll es auch bei der EM 2024 wieder sein: die Fanmeile beim Public Viewing am Schlosspla­tz. Foto: Stuttgart-marketing Gmbh, Sarah Schmid
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Fotos: Doris Emmer In der kürzlich umgebauten Mhparena werden fünf Spiele der Fußball-europameis­terschaft ausgetrage­n.
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Ex-stuttgart-profi Cacau mit der Meistersch­ale aus dem Jahr 2007
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Mit etwas Fantasie sieht die Stadt wie ein gigantisch­es Stadion aus. Die Innenstadt liegt tiefer – wie eine Spielfläch­e. Die Weinberge, die Stuttgart umschließe­n, kann man als „grüne“Tribünen ansehen.

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