Lokalmatador und Aussteiger gefeiert
Kombinierer Rießle Dritter beim Weltcup-Finale in Schonach / Kircheisens Abschied / Watabe krönt seine Saison
Schonach (sid). Fabian Rießle hat beim Heimspiel im Schwarzwald das Podest erreicht, derweil Björn Kircheisen im emotionalen letzten Rennen seiner Karriere abgeschlagen ins Ziel kam. Das Weltcup-Finale in Schonach war für die deutschen Kombinierer das perfekte Spiegelbild eines turbulenten Olympiawinters mit vielen Höhen und einigen Tiefen. Von den Pyeongchang-„Dominierern“war am Ende nur noch Lokalmatador Rießle konkurrenzfähig. „Es war ein sehr einsames Rennen und sauanstrengend. Ich habe alles versucht, aber gegen Akito Watabe war kein Kraut gewachsen“, sagte der 27-Jährige, dessen kräftezehrende Aufholjagd am Sonntag ohne Krönung blieb.
Japans Gesamtweltcup-Sieger Watabe, der bereits als Samstag in Schonach den Schwarzwaldpokal gewonnen hatte, feierte seinen siebten Saisonsieg. Bei Olympia hatte es für den 29-Jährigen allerdings nur zu einer Silbermedaille gereicht.
Rießle, der in Pyeongchang Gold mit dem Team und Silber im Einzel geholt hatte, gab im Kampf um seinen ersten Heimsieg alles. Nach Platz sieben beim enttäuschenden deutschen Abschneiden am Samstag reichte es immerhin zu seinem sechsten Podium in den letzten sieben Rennen. Im Gesamtweltcup wurde er als Dritter bester der DSV-Kombinierer, die im Nationencup Zweiter hinter Norwegen wurden.
„Vier Saisonsiege, das ist schon toll. Jetzt freue ich mich auf den Urlaub und greife dann wieder an – vielleicht werden es ja nächstes Jahr dann fünf“, sagte „Rio“, der mit rund einer Minute Rückstand als Vierter in die Loipe gegangen war. Dort lief er bis auf zwölf Sekunden an die Spitze heran, auf der Schlussrunde verließen ihn dann aber die Kräfte. Im Ziel lag er 48,1 Sekunden hinter Watabe, der vor dem Norweger Jarl Magnus Riiber siegte.
Bei frühlingshaften Temperaturen kam der dreimalige Olympiasieger Eric Frenzel nach einem erneut schwachen Springen nur auf Platz 13, hinter Manuel Faißt (15.) musste sich Rekordweltmeister Johannes Rydzek mit Platz 17 begnügen. Kircheisen, der nach 17 Medaillen bei Großereignissen seit 2002 Abschied nahm, landete beim letzten Wettkampf seiner Karriere auf Rang 22, wurde aber frenetisch gefeiert.
„Ich habe das noch einmal richtig genossen. Tolles Wetter, tolles Publikum“, sagte der 34-Jährige. Bundestrainer Hermann Weinbuch zog vor seiner Mannschaft den Hut. „Wir wollten bei Olympia in der besten Form sein, das haben wir geschafft“, sagte der Meistermacher: „Wir sind holprig in die Saison gestartet, aus dieser kleinen Delle aber herausgekommen und ein geiles Team geworden.“Nach der sagenhaften Saison 2016/17, als die „Dominierer“26 von 29 Wettbewerben gewannen, war ein leichter Rückschritt unausweichlich.
Dass Weinbuchs Männer beim Saisonhöhepunkt in Pyeongchang sämtliche drei Olympiasiege sowie fünf von sieben möglichen Medaillen holten, tröstet in höchstem Maße darüber hinweg, dass die Weltcup-Bilanz durchwachsen ausfiel. Rießle zeigte mit vier Saisonsiegen, dass er mehr als die dritte Option ist. Rydzek mit zwei Siegen und Frenzel, dessen Erfolgsserie mit fünf Gesamtweltcup-Triumphen, mit nur einem gewonnenen Einzelrennen wurden unter Wert geschlagen – für die kommende Saison sagen sie Watabe den Kampf an.
DIE ABSCHIEDSTRÄNEN verdrückt Björn Kircheisen, der mit Rang 22 in Schonach seine lange und erfolgreiche Karriere beendet. Foto: dpa
DIE KRISTALLKUGEL stemmt Akito Watabe. Foto: dpa