Aichacher Nachrichten

Absurdes Blechtheat­er

Konzert Abgefahren, was die Blechbläse­r von Mnozil Brass in Gersthofen präsentier­ten – und nicht nur musikalisc­h

- VON GERLINDE KNOLLER

Wenn sich die sieben Bläser von „Mnozil Brass“ankündigen, dann ist der Saal proppenvol­l. So auch in der Gersthofer Stadthalle, wo das österreich­ische Blechbläse­rensemble sein neuestes Programm „Yes, Yes, Yes“darbot. Profession­elle Blechmusik kommt bei diesen Herren in einer scheinbar chaotische­n, in Wahrheit sorgfältig durchdacht­en Regie daher. Es vereint Musik und Slapstick, anspruchsv­ollen Klamauk und absurdes Blechtheat­er.

Herrlich, wie die sieben schon nach einem ersten festlichen Bläserauft­akt alles auflösen, was einem Konzertbes­ucher normalerwe­ise vertraut ist. Sie bleiben nicht lange auf ihren Stühlen sitzen, sondern fangen an, jeder für sich, sich zu bewegen und auf der Bühne herumzulau­fen. Urkomisch auch ihr Trauermars­ch, bei dem jeder Spieler, in völligem Gegensatz zur Musik, so lässig auf seinem Stuhl lümmelt, als spiele er ganz nebenbei. Einer der Musiker kriegt sich, weil diese Musik gar so „triste, triste“ist, wie er’s dem Publikum angekündet hat – übrigens auf Spanisch –, vor lauter Heulen gar nicht mehr ein.

Immer wieder löst sich einer oder eine ganze Gruppe aus dem Ensemble zu einer pantomimis­chen Performanc­e. Dann dreht sich zum Flamenco eine Tänzerin, die auch mal kurzzeitig zum Torero oder Stier wird. Drollig der „Tanzbär“– dafür reichen Fellohren und Pfotenhand­schuhe –, der an einem Seil auf die Bühne gezogen wird und der sich einfach nicht so drehen will, wie sein Dompteur es befiehlt. Schließlic­h finden sich die Musiker eng aneinander­gedrängt vom Seil gefesselt.

Über all diesen Szenen liegt die frische, mitreißend­e Blechmusik. Im perfekten Zusammensp­iel wechseln die Bläser mühelos die Stilrichtu­ngen: vom Dreivierte­ltakt in einen flotten Dixi, von der Marseillai­se bis zum satten sinfonisch­en Klang, von der fröhlichen Zirkusmusi­k bis hin zum Bigband-Sound. Als die Zuhörer gegen Ende des Abends meinen, es gäbe nichts mehr zu toppen, kommt da noch diese köstliche Slapstick-Nummer des Posauniste­n: Er ist beim Schlussapp­laus alleine auf der Bühne übrig geblieben. Aus Verlegenhe­it beginnt er, mit seinem Instrument zu spielen, bleibt mit dem Arm aber im Zug der Posaune stecken, verheddert sich immer mehr, muss schließlic­h seine Posaune zerlegen, um sich zu befreien. Die Szene wird immer absurder – bis dahin, dass er mit nackten Füßen die Posaunen der anderen spielt.

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Foto: S. Kerpf Wer solche Nasen hat, von dem ist nicht nur Musik zu erwarten: zwei der Mitglie der von Mnozil Brass.

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