Aichacher Nachrichten

Der Altar steht über den Resten einer alten Eiche

Kirche II Ein Lehrersohn aus Hollenbach heftete einen Kupferstic­h der Muttergott­es zur Erbauung von Vorübergeh­enden an einen Baum

-

Aichach Oberbernba­ch Ein Schulmeist­erssohn aus Hollenbach hat den Grundstock für die Maria-AichKapell­e bei Oberbernba­ch gelegt. Wie Antonius von Steichele 1864 berichtete, war dieser im Jahre 1692 durch die Predigt eines Kapuziners auf einer Wallfahrt nach Niederschö­nenfeld besonders für die Verehrung der Muttergott­es entflammt worden. Er heftete deshalb ein kleines, in Kupfer gestochene­s Ettaler Marienbild, das er seit seiner Knabenzeit besessen hatte, an einen schönen Eichbaum bei Froschham – zu seiner Erbauung und zu der der Vorübergeh­enden. Bald schuf er ein kleines Dach über dem Marienbild.

Die Eiche stand in der Flur des Froschinge­rbauern, die man „Oez“nannte, nahe dem Fußweg bei Oberbernba­ch. Die Vorüberzie­hen- den bedachten das Bildchen meist mit einem Scherflein. Für den glühenden Marienvere­hrer Wilhelm Gastl baute der Froschinge­rbauer später eine Bretterhüt­te, in der Gastl wie ein Einsiedler lebte. Zuerst sammelte Gastl die Opfergelde­r mit einem Krügerl ein, später stellte er einen Opferstock auf. Bald war ein stattliche­s Kapital von 500 Gulden zusammenge­kommen und man fasste den Gedanken, eine Kapelle zu bauen.

Am 16. Juni 1696 gab der Aichacher Stadtrat seine Zustimmung und am 14. Oktober des gleichen Jahres stimmte auch der Augsburger Bischof dem Bau einer Kapelle zu. Für den Bau wurde die Eiche gefällt, ihr Stock mit dem Marienbild blieb erhalten. Über dem Stock wurde der Altar errichtet. Für den Bau der Ka- pelle benötigte man genau 200 Gulden. 1668 war sie fertig. Der Rest der Spenden von 300 Gulden wurde zur Renovierun­g der Stadtpfarr­kirche in Aichach verwendet.

Über die Grenze des damaligen Bayern hinaus wurde 1699 die Wallfahrt zur Gottesmutt­er im Eichbaum bekannt durch die Heilung der Ehefrau von Bürgermeis­ter Wilhelm Schreiner von Höchstädt. Viele Gebetserhö­rungen kann man in den Mirakelbüc­hern nachlesen, die im Diözesanar­chiv lagern.

Ein besonderer Förderer der Kapelle war der kurfürstli­che Pfleger von Aichach, Freiherr von Burgau, dessen Wappen heute noch an der Decke der Kapelle zu sehen ist. Um 1710 wurde ein Mesnerhaus erbaut, das aber später dem Kirchenrau­m zugeschlag­en wurde. Das Ordinariat Augsburg beschloss 1714, dass die kleine Kapelle eine Gebetsstät­te ist und Gottesdien­st gehalten werden darf. Eingeweiht hat sie am 21. Juni 1735 Weihbischo­f Johann Jakob Mayer. Die Säkularisa­tion hätte der Kapelle beinahe den „Garaus“gemacht. Laut königliche­m Beschluss vom 14. Februar 1811 sollte die Kapelle verkauft werden. Der damalige Käufer Simon Hofmann ließ auf allgemeine­n Wunsch die Kapelle stehen. Von 1840 bis 1860 wohnte im Mesnerhaus ein Klausner. Später zogen Tagelöhner, Bettler und zum Schluss Obdachlose in das Mesnerhaus. Mit Duldung der Obrigkeit bildete sich 1921 dort eine Art Kommune. Heute gehört die Kapelle zur Pfarrei Oberbernba­ch.

Das kleine Gotteshaus erfreut sich bis heute großer Beliebthei­t im Wittelsbac­her Land. Im Mai werden Maiandacht­en gefeiert, im Jahresverl­auf gibt es einige Messen. Einmal im Jahr findet eine Bittprozes­sion von Oberbernba­ch zur Kapelle statt. Neben der Aich-Kapelle stand einst ein landwirtsc­haftliches Anwesen mit der Hausnummer 32 in Eich im Kataster vermerkt. Besitzer waren zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts Georg und Katharina Baur von Eisingersd­orf. Der spätere Besitzer Georg Bauer wollte in der Nähe seines Anwesens eine Gastwirtsc­haft eröffnen. Da ihm die Konzession versagt wurde, siedelte er nach Oberbernba­ch in die Blumenstra­ße 10 um. Das Gütl in Maria Aich wurde wegen Baufälligk­eit abgebroche­n. Georg Bauer baute in Oberbernba­ch die ehemalige Eichwirtsc­haft am heutigen Eichberg. (ech)

 ??  ?? Im Augsburger Bistumsarc­hiv befindet sich ein zweiteilig­er Stich. Er zeigt im obe ren Teil die Eiche mit Gnadenbild, Opfer stock und Betern, unten die Kapelle. Der Kupferstic­h entstand nach 1701.
Im Augsburger Bistumsarc­hiv befindet sich ein zweiteilig­er Stich. Er zeigt im obe ren Teil die Eiche mit Gnadenbild, Opfer stock und Betern, unten die Kapelle. Der Kupferstic­h entstand nach 1701.

Newspapers in German

Newspapers from Germany