Piëch will nicht in Berlin aussagen
Ausschuss Warum der Volkswagen-Patriarch sich öffentlich zurückhält, was er wann in dem Abgas-Skandal wusste
Bei der Suche nach Verantwortlichen in der VW-Abgasaffäre wird sich die Öffentlichkeit weiter gedulden müssen. Zwar soll ExVW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch Berichten zufolge in Befragungen durch Staatsanwälte und einer von Volkswagen engagierten Kanzlei Anschuldigungen gegen VW-Aufsichtsräte und Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn erhoben haben. Doch öffentlich äußern mag sich der 79-Jährige dazu nicht. Über seinen Anwalt ließ Piëch erklären, er werde nicht vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags aussagen.
Der Vorsitzende des Abgas-Untersuchungsausschusses warf Piëch mangelnde Bereitschaft zur Aufklärung des Diesel-Skandals vor. „Wenn er nichts zu verbergen gehabt hätte, hätte er kommen müssen“, sagte der Ausschusschef Herbert Behrens (Linke). Es gehe Piëch wohl nicht um eine Aufklärung des Skandals, er habe offenbar andere Motive: „Der Boss der Bosse kneift vor dem deutschen Parlament“, sagte der Politiker. Angesichts der neuen Anschuldigungen im AbgasSkandal wollten Linke und Grüne den früheren VW-Aufsichtsratschef im Untersuchungsausschuss als Zeuge vorladen. Eine Kernfrage dürfte sein: Wussten Mitglieder der Konzernführung nur von Problemen bei Abgaswerten oder auch vom bewussten Einsatz einer Betrugssoftware? Er werde auf das „Angebot einer öffentlichen Anhörung vor einem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages nicht eingehen“, ließ Piëch jedoch mitteilen. Als Österreicher ist er nicht zur Aussage verpflichtet.
Der Grünen-Politiker Oliver Krischer kritisierte, Piëch sei nicht bereit, seinen Beitrag zur Aufklärung des Skandals zu leisten. „Das bekräftigt das Sittengemälde von einigen Verantwortlichen eines Konzerns, dem es mehr um sich selbst als um das Wohl des größten deutschen Autobauers geht“, sagte Kri- scher. Niemand stehe bis heute zu seiner Verantwortung und mache reinen Tisch. Piëch soll in den Befragungen durch Staatsanwälte und der von VW engagierten Kanzlei Jones Day Anschuldigungen gegen VW-Aufsichtsräte und Ex-Vorstandschef Winterkorn erhoben haben. Sie sollen früher als bisher bekannt von Hinweisen auf AbgasManipulationen in den USA erfahren haben. Der Manager und die Aufseher bestreiten das. Im Wortlaut sind entsprechende Aussagen Piëchs bislang nicht öffentlich dokumentiert.
Der 79-Jährige bestätigte lediglich, er habe im April 2016 gegenüber der Kanzlei Jones Day Aussagen gemacht. Zum Inhalt äußerte er sich nicht. „Herr Prof. Dr. Piëch denkt nicht daran, das, was als angebliche Inhalte der Vernehmungen kolportiert wird, seinerseits öffentlich zu kommentieren“, hieß es in der Erklärung. (dpa)