Endlich eine eigene Moschee
Die Ahmadiyya-Gemeinde bezieht bald ihr Gebetshaus in Oberhausen. Warum so viel Zeit zwischen den ersten Plänen und der Fertigstellung verstrichen ist und warum ein Vorfall die Freude trübt
Derartige Szenen sind gerade vielerorts bei Neubauten zu beobachten: Im Freien verlegen Arbeiter Pflastersteine, während ein Bagger für den nächsten Einsatz bereit steht. Im Inneren, wo weitere Männer umherwuseln, sind Gerüste aufgestellt. Die Baustelle in der Donauwörther Straße gegenüber der PaulRenz-Sportanlage ist dennoch etwas Besonderes. Schon optisch hebt sich das Gebäude mit einer Kuppel und einem Türmchen von seiner Umgebung ab. Es handelt sich um die Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde. Sie steht kurz vor der Fertigstellung. „Unser Ziel ist es, hier noch im Februar das erste Freitagsgebet abzuhalten“, sagt Sajid Mahmood, Präsident der islamischen Gruppierung in Augsburg.
Die hellgelbe Fassade unter der Kuppel ist von einer Folie abgedeckt: Hier ist noch blass die Schmiererei mit den Worten „Wer baut Kirchen in der Türkei – Deutsche wacht auf“, zu erkennen, die kürzlich für Aufregung sorgte (wir berichteten). Die Gemeinde hat versucht, die Buchstaben zu entfernen. Neu gestrichen werden soll die Wand erst im Frühjahr. Auf jeden Fall vor der offiziellen Eröffnungsfeier voraussichtlich im April, zu dem die Ahmadiyyas ihr Oberhaupt Hadhrat Mirza Masroor Ahmad erwarten.
Eigentlich wollten die rund 150 Mitglieder längst in ihrer Moschee beten. „Die ersten Gespräche liegen rund zehn Jahre zurück“, erinnert sich der frühere Präsident Ahmad Naseer. Der Verzicht auf das von den Oberhausern unerwünschte Minarett löste nicht alle Probleme. Differenzen mit den Nachbarn, die teilweise vor Gericht beigelegt werden mussten, sowie ein fehlender Kanalanschluss, führten dazu, dass zwischen der Grundsteinlegung in der Donauwörther Straße und dem bevorstehenden Einzug fast siebeneinhalb Jahre verstrichen. Mit den hinterhalb lebenden Nachbarn sieht sich die Gemeinde auf einem guten Weg. Auch Bauleiter Saeed Gessler von der Ahmadiyya-Zentrale in Frankfurt hofft, dass die an der Grundstücksgrenze vorgesehene Mauer vielleicht gar nicht gebaut werden muss, da sich die Geräuschentwicklung in Grenzen halten dürfte.
Das Gros der Aktivitäten soll sich ohnehin im Inneren des Neubaus abspielen: Herzstück der BaitulNaseer-Moschee sind die beiden – nach Geschlechtern getrennten – Gebetsräume. Der Iman wird bei den Männern sein, die Gebete werden in den Frauenraum übertragen. Hinzu kommen ein Multifunktionsraum, eine Teeküche und Sanitäranlagen. Das Gotteshaus soll zwar an allen Tagen geöffnet sein, doch vor allem zu den Freitags- und Feiertagsgebeten erwartet die Gemeinde etwa 80 Gläubige. „Wir wollen auch, dass die Nachbarn uns kennenlernen“, betont Präsident Mahmood. Im Anschluss an die offizielle Eröffnung sollen sie und andere Interessierte eingeladen werden. Bis zum Einzug ist die Gemeinde „heimatlos“. Um Kosten zu sparen, hat sie ihre bisherigen Gebets- und Aufenthaltsräume in einem Hinterhof in Pfersee bereits aufgegeben. Den Bau der 600000 Euro teuren Moschee in Oberhausen finanziert Ahmadiyya komplett aus Eigenmitteln, darunter sind auch Spenden der örtlichen Mitglieder.
Ein Großteil der Gläubigen im Raum Augsburg stammt ursprünglich aus Pakistan. Die Religionsgemeinschaft hat ihren Ursprung jedoch in Indien. Sie sieht sich als
Nach Angaben des Büros für Migration gibt es in Augsburg 24 muslimische Organisationen. Sie be treiben knapp 20 Moscheen bezie hungsweise Gebetsräume. Zu den größten Einrichtungen zählt die Mo schee in der Eschenhofstraße in Ober hausen.
Hinter den Mo scheen stecken häufig Dachverbän de. Zu den größten zählen der VIKZ (Verband der Islamischen Kulturzen tren), DITIP (Türkisch Islamische Uni friedliebende Reformgemeinde, deren Gründer den Islam von seinen Verkrustungen befreit habe. Die internen Regeln sind aber streng: Für die Frauen gilt das Kopftuchgebot.
Deutschlandweit hat Ahmadiyya rund 40000 Mitglieder. In bislang rund 40 Städten konnte die Gemeinde repräsentative Moscheen beziehungsweise Gebetshäuser bauen. Teilweise mieten die Gläubigen, wie bis vor kurzem auch in Augsburg, Räume an.
Den Vandalismus an der neuen Moschee nimmt die Ahhma diyya Jugendorganisation zum Anlass für einen Gesprächsabend am Donnerstag, 23. Februar, von 17 bis 20 Uhr im Alt stadt Café, Judenberg 6. Die Moslems wollen mit der Bevölkerung über „Die Bedeutung von Kirchen, Synagogen, Mo scheen und anderen Gotteshäusern im Islam“diskutieren und Fragen beant worten.
Muslime in Augsburg