Stadt greift Bahn wegen gefällter Bäume an
Nachdem am Hauptbahnhof drei Bäume umgesägt wurden, läuft nun ein Verfahren gegen die Bahn. Auch der vierte kommt bald weg. Eine andere Abholzaktion verlief dagegen wie geplant
Die vier Bäume am Bahnhofsvorplatz sind nicht mehr zu retten. Drei sind bereits gefällt, der einzig stehende Baum kommt weg. Wegen der Fällungen, die von einem Gutachter als zwingend angesehen werden, greift die Stadt jetzt die Deutsche Bahn an. Die Bahn trägt die Verantwortung für die Bauarbeiten. Für die Fällung müsse sie geradestehen, sagt Umweltreferent Reiner Erben (Grüne).
Die Stadt hat nach seinen Angaben ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Grund dafür sei, dass die Bahn bestehende Auflagen nicht erfüllt habe. Der Schutz der Bäume sei nicht in dem ausreichenden Maß geschehen, wie dies zuvor vereinbart worden sei. Erben nimmt hier auch die Baufirmen in die Pflicht: „Die Sensibilität bei den Firmen ist nicht da.“Das stelle er immer wieder fest. Erinnerungen werden an eine Fällaktion im Frühjahr 2016 wach. Da waren an einer Baustelle in der BürgermeisterAurnhammer-Straße in Göggingen zuvor gesunde Bäume gefällt worden. Auch hier waren laut Stadt bei laufenden Bauarbeiten offenbar die entsprechenden Schutzmaßnahmen nicht eingehalten worden. Die Stadt leitete ein Verfahren ein. Fast ein Jahr danach streiten die Parteien noch immer. „Das Verfahren läuft noch“, sagt Erben.
Was nun am Bahnhof geschehen sei, bezeichnet Erben als „nicht erfreulich“. Er verweist auf die Ausgangslage, die mit der Bahn verein- bart worden sei. Im November 2015 sei mit ihr besprochen worden, dass die Bäume auf dem Vorplatz als schützenswert anzusehen seien. Sechs Bäume waren es anfangs, zwei durften allerdings gefällt werden. Bei den anderen Bäumen war festgelegt worden, dass das Wurzelwerk entsprechend zu sichern sei, damit die Bäume trotz Baustelle überleben. Die Bahn errichtet derzeit an dem Platz ein kleines Containerdorf. Es dient dazu, das DB-Reisezentrum und einige Läden unterzubringen. Sie müssen aus dem Bahnhofsgebäude vorübergehend raus. Dass die Bäume jetzt gefällt werden mussten, stellte dieser Tage ein Gutachter fest. Die Standsicherheit sei nicht mehr gewährleistet. Die Bahn hatte zuletzt betont, dass das Unternehmen die Platanen habe retten wollen. Doch die Bäume seien vorgeschädigt gewesen.
Aussagen, wonach die Bäume ohnehin hätten weichen müssen, wenn nach dem Abbau des Containerdorfs der Vorplatz neu gestaltet wird, widerspricht Referent Erben. Im Zuge des Umbaus des Hauptbahnhofs wird auch der Bahnhofsvorplatz umgestaltet. Dazu sagt Erben: „Im Siegerentwurf des Wettbewerbs war formuliert worden, dass die Bäume möglichst erhalten werden sollen.“
Der vierte Baum am Bahnhof ist bald weg. Auch am Theater wurden diese Woche zehn Bäume gefällt. Hier sei alles korrekt über die Bühne gegangen, sagt Erben. Es gebe die politische Entscheidung, dass an dieser Stelle ein neues Gebäude errichtet wird. Dort werden ein zweistöckiger Technikkeller und darüber der neue Orchesterprobensaal entstehen. Dass es sich hier um vitale Bäume gehandelt habe, stehe außer Frage. Die Untere Naturschutzbehörde habe die Genehmigung deshalb erteilt, weil das Bauprojekt die Fällung erlaube. Oberbürgermeister Kurt Gribl mag in diesem Fall die Aufregung über gefällte Bäume nicht nachvollziehen: „Die Bäume standen nun einmal in einem unmittelbaren Baubereich.“