Wie wollen wir im Jahr 2050 leben?
Zwei Tage lang werden Anfang April auf Schloss Blumenthal für das Wittelsbacher Land Wege in eine lebenswerte Zukunft gesucht. Jeder kann mitreden. Bei dem Wochenende soll es aber nicht bleiben
Die Zukunftsprognosen sind düster. Die Welt steuere auf einen ökologischen Kollaps zu, sind viele überzeugt. Dass es nicht so kommen muss, zeigt der Dokumentarfilm „Tomorrow“, der beim jüngsten Aichacher Filmfestival zu sehen war.
Er zeigt positive Beispiele für nachhaltiges Handeln aus zehn Ländern: vom Radfahrer stärkenden Verkehrskonzept über demokratische Mitbestimmung in einem indischen Dorf und Ökolandwirtschaft bis zur lokalen Währung, die die Wirtschaftskreisläufe vor Ort stärkt. Der Untertitel des Films: „Die Welt ist voller Lösungen“. Ernst Haile, Kreisvorsitzender im Bund Naturschutz (BN), überträgt diesen Satz aufs Wittelsbacher Land: „Der Landkreis ist voller Lösungen.“
Bei einer zweitägigen Veranstaltung Anfang April auf Schloss Blumenthal (Stadt Aichach) soll es genau um solche Ideen gehen. Wie wollen wir leben? Unter dem Titel „Forum Z – unser Landkreis 2050“sollen sich Vertreter aller gesellschaftlichen Gruppen Gedanken machen, wie die hohe Lebensqualität im Wittelsbacher Land gesichert und zukunftsfähig gestaltet werden kann.
Die Themen sind umfassend: Landwirtschaft, Energie, Mobilität, Umweltbewusstsein, Bildung, Wirtschaft und Demokratie. Sie sollen nach Impulsreferaten in Arbeitskreisen diskutiert werden. Verbände und Kommunen sollen dabei ebenso vertreten sein wie Wirtschaft und Landwirtschaft, aber auch Privatleute. Veranstalter ist die Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN), unterstützt von der Gemeinschaft Schloss Blumenthal und dem Wittelsbacher Land. Als Moderator fungiert der Hörfunkjournalist Werner Bader vom Bayerischen Rundfunk.
Ein Anstoß zu der Veranstaltung war die UN-Klimakonferenz von Paris 2015, erklärt BN-Kreisvorsitzender Ernst Haile. „Die große Politik gibt die Ziele vor“, sagt er: Treibhausgasemissionen verringern, erneuerbare Energien ausbauen, Energieeffizienz steigern. „Aber was machen wir im Landkreis?“Im BN-Kreisverband mit seinen zwölf Ortsgruppen werde laufend diskutiert, wie zukunftsfähiges Leben gestaltet werden kann, ohne den gewohnten Lebensstandard aufgeben zu müssen, sagt Haile.
Beim „Forum Z“wünscht er sich eine breitere Diskussion mit vielfältigen Teilnehmern. Jeder könne hier mitreden und mitgestalten, betont er. „Wir hoffen, dass sich viele davon angesprochen fühlen und sich einbringen wollen“, so Haile. Er ist überzeugt, dass es im Wittelsbacher Land viele gute Ideen gibt. Einen „Unverpackt-Laden“nennt er als Beispiel. Haile könnte sich zum Beispiel vorstellen, das triste Straßenbegleitgrün mit Samenmischungen zur pflegeleichten Bienenweide zu machen. Oder einen CO2-neutralen Landkreisbus, der mit Windenergie angetrieben wird. Solche Ideen zu finden und an die Öffentlichkeit zu bringen, ist ein Ziel der Veranstaltung. Für Werner Bader ist das gerade in Zeiten der zunehmenden Politikverdrossenheit und nationalistischer Tendenzen „gelebte Demokratie. Hier kann man mitreden, etwas in Gang bringen“.
Einige Ideen wird der Wittelsbacher-Land-Verein an beiden Tagen beim „Markt der Möglichkeiten“präsentieren. Der Verein ist für die Regionalentwicklung des Landkreises verantwortlich und verhilft ProVerein jekten zu Mitteln aus dem Förderprogramm Leader. Stellvertretende Geschäftsführerin Ramona Riederer kann einige innovative Beispiele aus dem Kreis nennen: den Generationenpark in Aindling oder das geplante Gemeinschaftshaus im Affinger Ortsteil Gebenhofen.
Was die Arbeitskreise erarbeiten, soll in eine Erklärung einfließen, die zum Abschluss Landrat Klaus Metzger überreicht wird. Das soll es aber nicht gewesen sein, ist allen Beteiligten wichtig. Haile hofft, dass sich Gruppen entwickeln, die die Themen fortführen und Projekte umsetzen. Wie Ramona Riederer betont, werden die gleichen Themen in den Arbeitskreisen im Wittelsbacher-Land-Verein besprochen. Schon bei dessen Regionalkonferenz im September hofft sie, über Resultate berichten zu können. Das „Forum Z“soll es künftig jedes Jahr geben. »Kommentar