Rathausplatz soll wieder „gute Stube“werden
Wer abends mit Bierkasten und lauter Musik anrückt, könnte des Platzes verwiesen werden. Die Stadt will, dass sich dort künftig alle wohlfühlen, und setzt auf verschiedene Aktionen
Was tun gegen die Krawallmacher am Augsburger Rathausplatz, die mit ihrem Verhalten viele Passanten verärgern? Die Stadt hat am Donnerstag erste konkrete Schritte bekannt gegeben, wie die Situation verbessert werden soll. Schnell sieht die Lösung für anfallende Müllmengen aus. Es werden kurzfristig drei große zusätzliche Müllbehälter installiert. Sie unterscheiden sich von den bisherigen Mülleimern dadurch, dass sie eingeworfenen Müll zerhacken und somit mehr Kapazität vorhanden ist. Zugleich werden Mitarbeiter des städtischen Abfallbetriebs den Rathausplatz in regelmäßigen Abständen ansteuern, so wie sie es bereits tun. Die Müllthematik könnte somit bald geregelt sein.
Schwieriger gestaltet sich der Umgang mit dem extremen Alkoholgenuss einzelner Personen, die sich auf dem Platz aufhalten. Mitgebrachte Bierkisten sollen der Vergangenheit angehören. Das ist zumindest der Wunsch der Stadtspitze. Der städtische Pressesprecher Richard Goerlich, der eine große Kampagne in den sozialen Medien gestartet hat, hofft zunächst, dass es über Belehrungen funktioniert. Dass Gruppen mit Bierkisten aufgefordert werden, dies künftig zu unterlassen. Wenn keine Einsicht erfolge, könnten mitgebrachte Kisten als Ordnungswidrigkeit ausgelegt werden. Ein Bußgeld könnte auferlegt werden.
Tatsächlich stört auch viele junge Menschen, was sich allabendlich am Rathausplatz abspielt. „Die Situation hat sich verschlimmert“, findet Phil Lars Krause, 20. Am Donnerstagnachmittag sitzt er mit Freunden auf dem Rathausplatz und trinkt ein Bier. Jeden Tag sei er da, maximal bis acht oder neun Uhr abends. Dass manche ihren Müll liegen lassen, findet er schlecht: „Das ist auch für die Café-Besitzer oder Touristen nicht toll.“Er selbst hat Angst, sich auf dem Boden einmal versehentlich in eine Glasscherbe zu setzen. „Früher gab es für die, die so viel trinken, einen anderen Ort: den Domplatz“, sagt Krause. „Jetzt kommen alle hierher und pöbeln schnell auch mal andere an.“Auch Chris Haimler und Sebastian Barnsteiner ist die Veränderung aufgefallen. Letztes Wochenende beobachteten sie sogar eine Schlägerei am Rathausplatz. „Am Wochenende ist oft auch die Musik sehr laut“, sagen sie. Solange sie nicht belästigt werden, stört es die beiden jungen Männer aber nicht, wenn es auch mal lauter wird.
Trotzdem: Die Beschwerden über die Zustände am Rathausplatz haben zugenommen. Oberbürgermeister Kurt Gribl, der sich zum Handeln veranlasst sah, betonte am Donnerstag, dass die Stadt nicht zu allererst auf Strafen setze. Sie seien dann angebracht, wenn Vandalismus zu beklagen ist oder extrem auffälliges Verhalten. Vorerst versucht es die Stadt mit einer eher „charmanten Vorgehensweise“, wie es Gribl nennt. Dabei setze man gerade auf Personen, die sich gerne am Rathausplatz aufhalten und dies ohne Ärger tun. „Ich wünsche mir, dass gerade diese Leute unseren Rathausplatz auch weiterhin besuchen.“
Um das Verständnis für einen unterm Strich schönen Rathausplatz zu schärfen, ist geplant, dass am Zugang zum Rathaus kleine Aufkleber auf den Boden geklebt werden. Noch steht laut Goerlich nicht fest, wie diese Sprüche heißen. Sie erinnern an eine frühere Aktion „Lebe mich. Dein Augsburg“. Bei der Kampagne, die jetzt gestartet ist, gibt es mehrere Motive vom Rathausplatz, die mit hintergründigen Sprüchen versehen sind. Ein Beispiel: „Chillen gerne auf mir. Ausnüchtern – bitte auf deiner eigenen Couch. Dein Rathausplatz # Sommerwohnzimmer.“
Auf der politischen Schiene sieht Rathauschef Gribl eine Herausforderung, die nicht allein wegen der Situation am Rathausplatz nach einer Antwort verlange, die sich über mehrere Referate erstreckt. Das Ordnungsreferat schickt die städtischen Ordnungskräfte auf die Straße, das Sozialreferat kümmert sich um die Sozialarbeit, das Umweltreferat, zu dem der Bereich Integration gehört, bemüht sich um junge Migranten. Dieses abgestimmte Vorgehen hat nicht unmittelbar mit den Geschehnissen am Rathausplatz zu tun. Vorfälle am Königsplatz und im Osterfeldpark Kriegshaber lassen die Stadtspitze Alarm schlagen. „Wir wollen dazu ein Handlungskonzept entwickeln“, betont Oberbürgermeister Gribl. »Kommentar