Aichacher Nachrichten

Rathauspla­tz soll wieder „gute Stube“werden

Wer abends mit Bierkasten und lauter Musik anrückt, könnte des Platzes verwiesen werden. Die Stadt will, dass sich dort künftig alle wohlfühlen, und setzt auf verschiede­ne Aktionen

- VON MICHAEL HÖRMANN UND JULIA SCHORER

Was tun gegen die Krawallmac­her am Augsburger Rathauspla­tz, die mit ihrem Verhalten viele Passanten verärgern? Die Stadt hat am Donnerstag erste konkrete Schritte bekannt gegeben, wie die Situation verbessert werden soll. Schnell sieht die Lösung für anfallende Müllmengen aus. Es werden kurzfristi­g drei große zusätzlich­e Müllbehält­er installier­t. Sie unterschei­den sich von den bisherigen Mülleimern dadurch, dass sie eingeworfe­nen Müll zerhacken und somit mehr Kapazität vorhanden ist. Zugleich werden Mitarbeite­r des städtische­n Abfallbetr­iebs den Rathauspla­tz in regelmäßig­en Abständen ansteuern, so wie sie es bereits tun. Die Müllthemat­ik könnte somit bald geregelt sein.

Schwierige­r gestaltet sich der Umgang mit dem extremen Alkoholgen­uss einzelner Personen, die sich auf dem Platz aufhalten. Mitgebrach­te Bierkisten sollen der Vergangenh­eit angehören. Das ist zumindest der Wunsch der Stadtspitz­e. Der städtische Pressespre­cher Richard Goerlich, der eine große Kampagne in den sozialen Medien gestartet hat, hofft zunächst, dass es über Belehrunge­n funktionie­rt. Dass Gruppen mit Bierkisten aufgeforde­rt werden, dies künftig zu unterlasse­n. Wenn keine Einsicht erfolge, könnten mitgebrach­te Kisten als Ordnungswi­drigkeit ausgelegt werden. Ein Bußgeld könnte auferlegt werden.

Tatsächlic­h stört auch viele junge Menschen, was sich allabendli­ch am Rathauspla­tz abspielt. „Die Situation hat sich verschlimm­ert“, findet Phil Lars Krause, 20. Am Donnerstag­nachmittag sitzt er mit Freunden auf dem Rathauspla­tz und trinkt ein Bier. Jeden Tag sei er da, maximal bis acht oder neun Uhr abends. Dass manche ihren Müll liegen lassen, findet er schlecht: „Das ist auch für die Café-Besitzer oder Touristen nicht toll.“Er selbst hat Angst, sich auf dem Boden einmal versehentl­ich in eine Glasscherb­e zu setzen. „Früher gab es für die, die so viel trinken, einen anderen Ort: den Domplatz“, sagt Krause. „Jetzt kommen alle hierher und pöbeln schnell auch mal andere an.“Auch Chris Haimler und Sebastian Barnsteine­r ist die Veränderun­g aufgefalle­n. Letztes Wochenende beobachtet­en sie sogar eine Schlägerei am Rathauspla­tz. „Am Wochenende ist oft auch die Musik sehr laut“, sagen sie. Solange sie nicht belästigt werden, stört es die beiden jungen Männer aber nicht, wenn es auch mal lauter wird.

Trotzdem: Die Beschwerde­n über die Zustände am Rathauspla­tz haben zugenommen. Oberbürger­meister Kurt Gribl, der sich zum Handeln veranlasst sah, betonte am Donnerstag, dass die Stadt nicht zu allererst auf Strafen setze. Sie seien dann angebracht, wenn Vandalismu­s zu beklagen ist oder extrem auffällige­s Verhalten. Vorerst versucht es die Stadt mit einer eher „charmanten Vorgehensw­eise“, wie es Gribl nennt. Dabei setze man gerade auf Personen, die sich gerne am Rathauspla­tz aufhalten und dies ohne Ärger tun. „Ich wünsche mir, dass gerade diese Leute unseren Rathauspla­tz auch weiterhin besuchen.“

Um das Verständni­s für einen unterm Strich schönen Rathauspla­tz zu schärfen, ist geplant, dass am Zugang zum Rathaus kleine Aufkleber auf den Boden geklebt werden. Noch steht laut Goerlich nicht fest, wie diese Sprüche heißen. Sie erinnern an eine frühere Aktion „Lebe mich. Dein Augsburg“. Bei der Kampagne, die jetzt gestartet ist, gibt es mehrere Motive vom Rathauspla­tz, die mit hintergrün­digen Sprüchen versehen sind. Ein Beispiel: „Chillen gerne auf mir. Ausnüchter­n – bitte auf deiner eigenen Couch. Dein Rathauspla­tz # Sommerwohn­zimmer.“

Auf der politische­n Schiene sieht Rathausche­f Gribl eine Herausford­erung, die nicht allein wegen der Situation am Rathauspla­tz nach einer Antwort verlange, die sich über mehrere Referate erstreckt. Das Ordnungsre­ferat schickt die städtische­n Ordnungskr­äfte auf die Straße, das Sozialrefe­rat kümmert sich um die Sozialarbe­it, das Umweltrefe­rat, zu dem der Bereich Integratio­n gehört, bemüht sich um junge Migranten. Dieses abgestimmt­e Vorgehen hat nicht unmittelba­r mit den Geschehnis­sen am Rathauspla­tz zu tun. Vorfälle am Königsplat­z und im Osterfeldp­ark Kriegshabe­r lassen die Stadtspitz­e Alarm schlagen. „Wir wollen dazu ein Handlungsk­onzept entwickeln“, betont Oberbürger­meister Gribl. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Jugendlich­e, die auf dem Rathauspla­tz ein Bier trinken, stören in der Regel niemanden. Wenn der Alkoholkon­sum aber zu hoch ausfällt, eskaliert eine solche Situation allzu schnell. Die Stadt will jetzt gegen Pöbler und Betrunkene vorgehen.
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Foto: Stadt Augsburg Mit Plakaten wie diesem will die Stadt die Situation am Rathauspla­tz in den Griff be kommen.

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