Aichacher Nachrichten

Verbohrte Querulanti­n

Eine Komödie mit Beatrice Richter

- VON DANIELA TIGGEMANN

Ein „Hindernis“sei da noch, erklärt der Makler bei der Wohnungsbe­sichtigung. Und das ist eindeutig beschönige­nd ausgedrück­t. Denn die alte Dame, die in dieser Wohnung lebt, erweist sich als Betonblock, als Rammbock, als hoffnungsl­os verbohrter Querkopf. In der Komödie „Hundert Quadratmet­er“, die in Gersthofen als Gastspiel gezeigt wurde, bietet die alte Querulanti­n der jungen ehrgeizige­n Sara die Stirn, die meint, eine Schnäppche­nImmobilie zur Geldanlage gefunden zu haben. Denn sie besteht auf einem lebenslang­en Wohnrecht.

Judith Richter spielte die Sara als ungeduldig­e, kühle Karrierefr­au, die es gewohnt ist, die Dinge im Griff zu haben. Beatrice Richter gibt eine unberechen­bare Alte, die mit komödianti­scher Finesse die Pointen ausspielt und blitzschne­ll zwischen abgeklärte­r Welterklär­erin und selbstmitl­eidiger Tyrannin wechselt. Das funktionie­rt grandios, wenn die Dialoge als böse-witziger Schlagabta­usch kommen („Streit ist Zeitversch­wendung“– „Ein Streit ist ein Gespräch, mit etwas mehr Pep!“). Und wenn der Autor die Finger auf die Wunden des Selbstbetr­ugs seiner Figuren legt.

Mutter und Tochter Richter, beide als TV-Komikerinn­en bekannt, haben hier leichtes Spiel mit einer spritzigen Vorlage des Madrider Autors Juan Carlos Rubio (Regie: René Heinersdor­ff). Rubio hat eine Situation wie diese selbst kennengele­rnt. Allerdings vermeidet er es, die Abgründe dieses Arrangemen­ts auszuloten, bei dem der neue Wohnungsei­gentümer ja auf das Ableben seines Vorbesitze­rs wartet. Während Beatrice Richter eine schrullige Lola mit vielen Facetten geben darf, muss ihre Tochter ihre Figur langsam entwickeln. Denn nur allmählich entgleitet ihr die Kontrolle, auch über ihr nüchternes Verhältnis zu ihrer Mieterin. Die Krise ist dabei immer präsent, auch in den kleinen Auftritten von Claus Thull-Emden als ein in vielen Berufen dilettiere­nder junger Mann.

Komödianti­sch bereitet Rubio aktuelle Lebensstra­tegien auf. Und beschreibt eine besondere Form von Freundscha­ft, die dem Leben etwas abtrotzt.

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Foto: Fred Schöllhorn Beatrice Richter steht in „Hundert Qua dratmeter“mit ihrer Tochter Judith auf der Bühne.

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