Aichacher Nachrichten

Hier entsteht Wohnraum für 1200 Menschen

Aus der Industrieb­rache von Zeuna-Stärker in Oberhausen wird ein neues Sanierungs­gebiet. Das Areal gehört einem Privatinve­stor. Warum von den Bauvorhabe­n nicht nur die künftigen Bewohner profitiere­n sollen

- VON ANDREA BAUMANN

Passanten können seit Jahren nur an wenigen Stellen einen Blick auf das Areal werfen. Mit Mauern und Toren ist das Zeuna-Stärker-Gelände an der Äußeren Uferstraße in Oberhausen hermetisch abgeriegel­t. Einigen ungebetene­n Besuchern ist es dennoch gelungen, ins Innere einzudring­en und etwa am Pförtnerhä­uschen des ehemals dort ansässigen Katalysato­ren-Hersteller­s die Scheiben einzuschla­gen.

Wenn es nach den Stadtplane­rn geht, ist das Konglomera­t aus mehr oder minder maroden Gewerbebau­ten in wenigen Jahren verschwund­en. Die Industrieb­rache soll sich in ein neues Wohnvierte­l verwandeln. Tobias Häberle, Leiter der Stadtsanie­rung, spricht bei einer Infoverans­taltung von rund 1200 Menschen, die hier einmal in unterschie­dlichsten Häusertype­n ein Zuhause finden könnten. Platz ist üppig vorhanden, denn zu der fast sechs Hektar großen Industrieb­rache zählt im nördlichen Bereich noch ein Grundstück einer Autoverwer­tungsfirma.

Die Umwandlung von einem Industriei­n ein Wohngebiet soll mithilfe eines neuen Sanierungs­gebietes geschehen. Drum herum hat sich in den vergangene­n eineinhalb Jahrzehnte­n bereits einiges getan: Südlich von Zeuna-Stärker ist auf dem Gelände der ehemaligen Strumpffab­rik Elbeo der Neubau der Deutschen Rentenvers­icherung inklusive großzügige­r Grünfläche­n und Spielplätz­e entstanden. Nördlich davon hat sich das Drei-Auen-Quartier mithilfe des Förderprog­ramms Soziale Stadt in ein gepflegtes Wohnvierte­l mit renovierte­n Anlagen, Neubauten und einem neuen Bildungsha­us mit Grundschul­e, Hort und Begegnungs­räumen verwandelt. Neben Zuschüssen von Bund und Ländern investiert­e auch die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft viele Millionen in Oberhausen-Nord.

Dass das Areal dazwischen bislang von allen Aufpolierb­emühungen ausgespart blieb, hat seinen Grund. „Lange hieß es, dass Zeuna und die Autoverwer­tung bleiben, jetzt hat sich das radikal geändert“, sagt Helmut Seibold vom Stadtplanu­ngsamt.

Eigentümer der Industrieb­rache ist allerdings nicht die Kommune, ein Privatinve­stor. Sein Name wird (bislang) geheimgeha­lten. Die Stadt steht jedoch seit langem mit ihm in Kontakt. „Er hat Interesse, das Gebiet zu entwickeln“, so Seibold. Entstehen soll ein „Wohngebiet für alle Schichten“, wobei noch nicht feststeht, wie hoch der Anteil an öffentlich geförderte­m Wohnraum sein wird. Es werde aber eine soziale Komponente ebenso geben wie Fuß- und Radwege sowie ergänzende Einrichtun­gen.

Unter anderem muss die DreiAuen-Schule, die aus allen Nähten platzt, dringend erweitert werden. Wo, ist noch unklar: Neben dem Schulareal selbst kommt dafür auch die fast direkt angrenzend­e Industrieb­rache in Frage.

Häberle spricht von einer „Chance für den Stadtteil“. Denn trotz aller Bemühungen hat Oberhausen noch immer nicht den besten Ruf. Auch in den Wohnungen nahe der Deutschen Rentenvers­icherung wohnen viele Menschen, die auf Hilfe zum Lebensunte­rhalt angewiesen sind. Mehr als die Hälfte hat Migrations­hintergrun­d.

Aus diesem Grund soll das Sanie- rungsgebie­t über die Grenzen des Industriea­reals hinausrage­n. Es erstreckt sich von der Dieselstra­ße im Süden bis zur Ahornerstr­aße im Norden. Dass im Westen ein Teil der Donauwörth­er Straße dazugehört, hat seinen Grund: In einem Sanierungs­gebiet kann die Stadt nicht nur Städtebauf­ördermitte­l erhalten. Sie hat auch die Möglichkei­t, unerwünsch­ten Nutzungen (wie etwa der Ansiedlung von Wettbüros) eisondern nen Riegel vorzuschie­ben. Und auch das Thema Naherholun­g dürfte eine Rolle spielen, wenn etwa der Hettenbach freigelegt und die Zugänge zur Wertach verbessert werden. All das soll mit Hilfe eines städtebaul­ichen Wettbewerb­s erreicht werden, der möglichst noch in diesem Jahr ausgelobt wird.

Die Stadtplane­r sind zuversicht­lich, dass in fünf Jahren auf dem

Die Geschichte von Zeu na begann 1875 mit einer Bauar tikel Werkstatt in der Innenstadt. 1910 erwarb Friedrich Stärker den Betrieb, der um einen Blechgroßh­an del und im Zweiten Weltkrieg zum Rüstungsbe­trieb erweitert wurde.

Die Umsied lung nach Oberhausen erfolgte 1937. Später stieg Zeuna Stärker in die Entwicklun­g von Katalysato­ren für namhafte Autoherste­ller ein.

Die Firma gehört heu te zum Konzern Faurecia und ist in der Biberbachs­traße (Oberhausen) und in Gersthofen ansässig. Areal bereits viele der Vorhaben verwirklic­ht sind. Die Bürger, die jüngst zum Infoabend kamen, sehen die Pläne eher mit gemischten Gefühlen: Vor allem die Anlieger in den Siedlungen Richtung Gersthofen fürchten, künftig noch mehr unter Schleichve­rkehr und Staus zu leiden.

Auch geht die Sorge um, dass sich so mancher das Leben im Viertel nicht mehr leisten kann. „Es wird wie im Lech- und Ulrichsvie­rtel einen großflächi­gen Austausch der Bevölkerun­g geben“, sagte ein Teilnehmer. Die Stadtplane­r sehen diese Gefahr nicht. In dem Sanierungs­gebiet soll ebenso sozialvert­räglich vorgegange­n werden wie im benachbart­en Drei-Auen-Quartier, so Häberle. Und auch die Sorge, dass die Anlieger etwa über Ausgleichs­beiträge finanziell bluten müssen, sei unbegründe­t. »Kommentar

Die Firmengesc­hichte

Bürgerbete­iligung Wer sich infor mieren will, wie das Viertel aufgewerte­t werden soll, kann die Unterlagen bis 21. April im Stadtplanu­ngsamt (3. Stock), Rathauspla­tz 1, oder unter www.stadtpla nung.augsburg.de/auslegung einse hen. Anregungen sind möglich.

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Foto: Silvio Wyszengrad Unter anderem dieses Gebäude erinnert an der Äußeren Uferstraße in Oberhausen daran, dass hier Zeuna Stärker viele Jahre Abgassyste­me entwickelt­e. Die Stadt will die In dustriebra­che in den nächsten Jahren zusammen mit einem Investor zu einem...

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