Hier entsteht Wohnraum für 1200 Menschen
Aus der Industriebrache von Zeuna-Stärker in Oberhausen wird ein neues Sanierungsgebiet. Das Areal gehört einem Privatinvestor. Warum von den Bauvorhaben nicht nur die künftigen Bewohner profitieren sollen
Passanten können seit Jahren nur an wenigen Stellen einen Blick auf das Areal werfen. Mit Mauern und Toren ist das Zeuna-Stärker-Gelände an der Äußeren Uferstraße in Oberhausen hermetisch abgeriegelt. Einigen ungebetenen Besuchern ist es dennoch gelungen, ins Innere einzudringen und etwa am Pförtnerhäuschen des ehemals dort ansässigen Katalysatoren-Herstellers die Scheiben einzuschlagen.
Wenn es nach den Stadtplanern geht, ist das Konglomerat aus mehr oder minder maroden Gewerbebauten in wenigen Jahren verschwunden. Die Industriebrache soll sich in ein neues Wohnviertel verwandeln. Tobias Häberle, Leiter der Stadtsanierung, spricht bei einer Infoveranstaltung von rund 1200 Menschen, die hier einmal in unterschiedlichsten Häusertypen ein Zuhause finden könnten. Platz ist üppig vorhanden, denn zu der fast sechs Hektar großen Industriebrache zählt im nördlichen Bereich noch ein Grundstück einer Autoverwertungsfirma.
Die Umwandlung von einem Industriein ein Wohngebiet soll mithilfe eines neuen Sanierungsgebietes geschehen. Drum herum hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten bereits einiges getan: Südlich von Zeuna-Stärker ist auf dem Gelände der ehemaligen Strumpffabrik Elbeo der Neubau der Deutschen Rentenversicherung inklusive großzügiger Grünflächen und Spielplätze entstanden. Nördlich davon hat sich das Drei-Auen-Quartier mithilfe des Förderprogramms Soziale Stadt in ein gepflegtes Wohnviertel mit renovierten Anlagen, Neubauten und einem neuen Bildungshaus mit Grundschule, Hort und Begegnungsräumen verwandelt. Neben Zuschüssen von Bund und Ländern investierte auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft viele Millionen in Oberhausen-Nord.
Dass das Areal dazwischen bislang von allen Aufpolierbemühungen ausgespart blieb, hat seinen Grund. „Lange hieß es, dass Zeuna und die Autoverwertung bleiben, jetzt hat sich das radikal geändert“, sagt Helmut Seibold vom Stadtplanungsamt.
Eigentümer der Industriebrache ist allerdings nicht die Kommune, ein Privatinvestor. Sein Name wird (bislang) geheimgehalten. Die Stadt steht jedoch seit langem mit ihm in Kontakt. „Er hat Interesse, das Gebiet zu entwickeln“, so Seibold. Entstehen soll ein „Wohngebiet für alle Schichten“, wobei noch nicht feststeht, wie hoch der Anteil an öffentlich gefördertem Wohnraum sein wird. Es werde aber eine soziale Komponente ebenso geben wie Fuß- und Radwege sowie ergänzende Einrichtungen.
Unter anderem muss die DreiAuen-Schule, die aus allen Nähten platzt, dringend erweitert werden. Wo, ist noch unklar: Neben dem Schulareal selbst kommt dafür auch die fast direkt angrenzende Industriebrache in Frage.
Häberle spricht von einer „Chance für den Stadtteil“. Denn trotz aller Bemühungen hat Oberhausen noch immer nicht den besten Ruf. Auch in den Wohnungen nahe der Deutschen Rentenversicherung wohnen viele Menschen, die auf Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen sind. Mehr als die Hälfte hat Migrationshintergrund.
Aus diesem Grund soll das Sanie- rungsgebiet über die Grenzen des Industrieareals hinausragen. Es erstreckt sich von der Dieselstraße im Süden bis zur Ahornerstraße im Norden. Dass im Westen ein Teil der Donauwörther Straße dazugehört, hat seinen Grund: In einem Sanierungsgebiet kann die Stadt nicht nur Städtebaufördermittel erhalten. Sie hat auch die Möglichkeit, unerwünschten Nutzungen (wie etwa der Ansiedlung von Wettbüros) eisondern nen Riegel vorzuschieben. Und auch das Thema Naherholung dürfte eine Rolle spielen, wenn etwa der Hettenbach freigelegt und die Zugänge zur Wertach verbessert werden. All das soll mit Hilfe eines städtebaulichen Wettbewerbs erreicht werden, der möglichst noch in diesem Jahr ausgelobt wird.
Die Stadtplaner sind zuversichtlich, dass in fünf Jahren auf dem
Die Geschichte von Zeu na begann 1875 mit einer Bauar tikel Werkstatt in der Innenstadt. 1910 erwarb Friedrich Stärker den Betrieb, der um einen Blechgroßhan del und im Zweiten Weltkrieg zum Rüstungsbetrieb erweitert wurde.
Die Umsied lung nach Oberhausen erfolgte 1937. Später stieg Zeuna Stärker in die Entwicklung von Katalysatoren für namhafte Autohersteller ein.
Die Firma gehört heu te zum Konzern Faurecia und ist in der Biberbachstraße (Oberhausen) und in Gersthofen ansässig. Areal bereits viele der Vorhaben verwirklicht sind. Die Bürger, die jüngst zum Infoabend kamen, sehen die Pläne eher mit gemischten Gefühlen: Vor allem die Anlieger in den Siedlungen Richtung Gersthofen fürchten, künftig noch mehr unter Schleichverkehr und Staus zu leiden.
Auch geht die Sorge um, dass sich so mancher das Leben im Viertel nicht mehr leisten kann. „Es wird wie im Lech- und Ulrichsviertel einen großflächigen Austausch der Bevölkerung geben“, sagte ein Teilnehmer. Die Stadtplaner sehen diese Gefahr nicht. In dem Sanierungsgebiet soll ebenso sozialverträglich vorgegangen werden wie im benachbarten Drei-Auen-Quartier, so Häberle. Und auch die Sorge, dass die Anlieger etwa über Ausgleichsbeiträge finanziell bluten müssen, sei unbegründet. »Kommentar
Die Firmengeschichte
Bürgerbeteiligung Wer sich infor mieren will, wie das Viertel aufgewertet werden soll, kann die Unterlagen bis 21. April im Stadtplanungsamt (3. Stock), Rathausplatz 1, oder unter www.stadtpla nung.augsburg.de/auslegung einse hen. Anregungen sind möglich.