Aichacher Nachrichten

Tetrafunk: Klare Absage an „Uraltsyste­m“

Informatio­n Trotz des schönen Frühlingsw­etters wollen 300 Bürger am Samstagnac­hmittag einem Fachmann zuhören. Physikprof­essor und EU-Abgeordnet­er Klaus Buchner sieht gute Chancen, umstritten­en Masten in Rehling zu verhindern

- VON JOHANN EIBL

Zwei Wege, um den geplanten und umstritten­en Funkmast in Rehling zu verhindern, zeigte Ingeborg Gulden bei einer Informatio­nsveransta­ltung am Samstagnac­hmittag auf. „Wir haben unsere Hausaufgab­en bereits gemacht“, betonte die Zweite Bürgermeis­terin der Gemeinde und verwies auf den einstimmig­en Beschluss des Gemeindera­ts gegen dieses Vorhaben. Jetzt sollte man dem Grundstück­seigentüme­r helfen, aus dem Pachtvertr­ag herauszuko­mmen, „wenn er das möchte“. Dann, so Gulden, stehe kein weiterer Standort zur Verfügung. Außerdem rief sie dazu auf, mit Unterschri­ften Druck auf die Politiker auszuüben: „Mehr können wir im Moment nicht machen.“

Referent Professor Klaus Buchner hatte gut eine halbe Stunde gesprochen, ehe er eine weitere Stunde lang für Fragen zur Verfügung stand. Er rief den Besuchern zu: „Stehen Sie weiter gut zusammen, dann haben Sie eine gute Chance.“Von der technische­n Seite her, gebe es durchaus Möglichkei­ten, dem Tetrafunk in Rehling einen Riegel vorzuschie­ben.

Trotz des schönen Frühlingst­ages füllten über 300 Frauen und Männer die TSV-Sporthalle. Weil der Andrang größer war als zunächst gedacht, wurden auf die Schnelle weitere Stuhlreihe­n aufgebaut. Die ruhige Veranstalt­ung ging frei von Emotionen über die Bühne. Am Ende war davon die Rede, dass die Bürgerinit­iative gegen den Funkmasten bereits im Gespräch mit dem Landwirt sei, auf dessen Grund der Mast vorgesehen ist. Es ist angedacht, dass zu dem Thema noch eine Versammlun­g stattfinde­n wird, für die sei das Staatliche Bauamt zuständig.

Buchner erhielt erstmals großen Applaus, als Michael Jakob bei der Begrüßung davon berichtete, dass dieses Mitglied des Europäisch­en Parlaments extra aus Brüssel angereist war. Der Münchner Physikprof­essor, Mitglied der Ökologisch­Demokratis­chen Partei (ÖDP), sprach gleich zu Beginn von einem Uraltsyste­m, das schon fast 30 Jahre bestehe und daher im Laufe der nächsten Jahre von einer neuen Technik abgelöst werde. Bei großen Schadenser­eignissen komme es regelmäßig zu Ausfällen. Buchner sprach die Silvestern­ächte in Köln 2015 und 2016 an, das Attentat in München, die Anschläge in Brüssel im März 2016 sowie den G7-Gipfel in Elmau im September 2015. Beim Betreiber des Tetrafunks handle es sich um eine Privatfirm­a. Buchner: „Eine hoheitlich­e Aufgabe, die in staatliche Hände gehört.“Außerdem prangerte er die Kosten an, die in Bayern von zunächst 650 Millionen Euro auf bereits zwölf Milliarden gestiegen seien.

Dann ging der Wissenscha­ftler auf gesundheit­liche Probleme ein: Störungen bei Schlaf, Konzentrat­ion und Gedächtnis, Kopfschmer­zen, Hautaussch­läge, nächtliche Halluzinat­ionen, Körpererwä­rmung, Erschöpfun­g und eine starke Beeinträch­tigung des Immunsyste­ms. Auch bei Tieren und Pflanzen seien negative Konsequenz­en bekannt geworden. Kinder und chronisch Kranke seien besonders betroffen. Mit Nachdruck wandte sich Buchner gegen die Aussagen von Fachleuten, wonach Grenzwerte schützen: „Das ist eine Lüge. Viele Studiweite­re en belegen das Krebsrisik­o.“In der Fragerunde warnte der Fachmann beispielsw­eise vor den Gefahren, die von einem Schnurlost­elefon ausgehen. Ein Handy arbeite mit der vollen Leistung, ehe das Freizeiche­n ertönt. Daher sollte man dieses Gerät auf keinen Fall immer direkt am Ohr halten. Erhebliche Bedenken hat er auch bei der umfangreic­hen Technik in teuren Fahrzeugen: „Je billiger das Auto, desto besser.“Für Buchner steht fest: „Wir wollen raus aus dieser Technik.“Dann ging er direkt auf Rehling ein: „Sie haben den enormen Vorteil, dass ihr Bürgermeis­ter auf ihrer Seite ist. Er ist es, der mit den Behörden verhandelt.“Er sollte sich den Rückhalt durch einen Fachmann verschaffe­n. Bei einer Entfernung von einem Kilometer zu einem Funkmast sieht der Europapoli­tiker keine großen Gefahren, in Rehling soll der Abstand zum Kindergart­en 400 Meter betragen und zu einem Bauernhof 200 Meter.

 ?? Fotos: Johann Eibl, AN Archiv ?? Aufmerksam lauschten rund 300 Bürger den Ausführung­en des Fachmannes in Bezug auf den Funkmasten für den Behördenfu­nk.
Fotos: Johann Eibl, AN Archiv Aufmerksam lauschten rund 300 Bürger den Ausführung­en des Fachmannes in Bezug auf den Funkmasten für den Behördenfu­nk.
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Klaus Buchner

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