Mauerblick inklusive
Der britische Graffiti-Künstler Banksy eröffnet besonderes Hotel in Bethlehem
Für einen Berg- oder Meerblick zahlt man ja normalerweise drauf. Der Blick auf die betongraue, acht Meter hohe Mauer vor den Fenstern eines Hotels in Bethlehem aber ist in den Zimmerpreisen inbegriffen. Das neu eröffnete Hotel des britischen Künstlers Banksy liegt im Westjordanland in unmittelbarer Nähe zur israelischen Sperranlage. Schon der Name ist vielsagend: „The Walled Off Hotel“, zu Deutsch „Das abgeschottete Hotel“.
Ist das ein Witz? Diese Frage stellt und beantwortet der Künstler auf seiner Internetseite selbst. Kein Witz – sondern ein Kunstprojekt mit begrenzten Parkmöglichkeiten, einheimischen Angestellten, Bar, Schlafsaal sowie Präsidentensuite. Herzlich Willkommen sind Gäste aus der ganzen Welt – und von allen Seiten des Konflikts. Ein Hinweis, der Hotelgäste andernorts nicht unbedingt erwarten würde: Unter keinen Umständen ist mit einem LaserStift auf die Wachtürme des Militärs zu leuchten.
Umgesetzt und finanziert hat das Projekt Banksy, der bemüht ist, seine Identität geheim zu halten. Anlass ist der 100. Jahrestag der Balfour-Deklaration von 1917, als Großbritannien zustimmte, eine „nationale Heimstätte“für Juden in Palästina zu errichten. Im Hotel wird in einem Museum an die Geschichte erinnert und der immerwährende Konflikt geschildert. Die Einnahmen kommen Menschen vor Ort zugute. Schlafsaal-Betten gibt es ab 30 Dollar, eine Nacht in der Suite kostet bis zu 965 Dollar. Alles ist kunstvoll eingerichtet und dekoriert – so ganz anders als beim Blick aus dem Fenster. (clg)