Nein zum Frühling
Dem Frühling zuzujubeln, ist keine Kunst. Alle haben wir auf mildere Temperaturen gewartet, auf Schneeglöckchen, Krokusse und Osterglocken, und eigentlich ist er schon da, der Frühling. Aber ich will ihn nicht besingen und kein Frühlingsfoto posten, ich will heute an diejenigen erinnern, die unter dieser Saison leiden, die mit schniefenden Nasen und roten Augen wissen, wie mies sich Frühling anfühlt. Die einen fast vergeblichen Kampf gegen Erlen, Weiden und Haselnusspollen führen (trotz wunderbarer Mittel gegen den sogenannten Heuschnupfen).
Und wer hat schon mal an die Schüler gedacht, die, von enthusiastischen Lehrern gezwungen, Frühlingsgedichte auswendig lernen, umdichten oder interpretieren müssen? Man erinnere sich nur an Herrn Mörike und das blaue Band, das im Frühling durch viele Klassenzimmer flattert.
Auch der Landwirt geht nicht entspannt durch diese Jahreszeit. Vor dem Regen steht er unter dem Zwang, die Unmengen von Gülle auszubringen, die sich bei Frosttemperaturen angesammelt haben, denn nur dann kann die Wiese sprießen. Düngen muss man bei Sonnenschein, vor dem nächsten Tief, das schneller kommt, als man wünscht. Und mit dem Frohsinn und dem Energieschub, der bei helleren Tagen eintreten soll, ist es auch nicht so weit her. Da hängt ein Großteil unserer Mitmenschen schlapp rum und versucht mit giftgrünen Smoothies und Salatblättchen den Vitaminpegel hochzuschrauben.
Alles in allem: Vom Jauchzen sind wir weit entfernt, aber bis zum Sommerbeginn haben wir ihn hinter uns, den Frühling.