Aichacher Nachrichten

A 8: Bremst flexibles Tempolimit Unfälle?

Vorstoß von CSU-Bundestags­abgeordnet­en. Eine Polizei-Statistik bringt Bewegung in die Debatte. Im Kreisabsch­nitt ist die Zahl der schweren Unfälle viel höher als vor dem Ausbau

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Jeder, der dort unterwegs ist, bekommt es live mit. Auf der Autobahn wird gerast, es kracht immer öfter und immer schwerer. Der Ruf nach einem Tempolimit wird immer lauter. Oder hilft der Einsatz moderner Technik auf der sechsspuri­g ausgebaute­n A 8 gegen die steil steigenden Verletzten­zahlen infolge schwerer Unfälle? Diese Hoffnung hegen zumindest die drei Autobahnan­liegerBund­estagsabge­ordneten der CSU in der Region, Hansjörg Durz (Augsburg-Land mit AichachFri­edberg), Volker Ullrich (Augsburg Stadt) und Georg Nüßlein (Neu-Ulm), und werden deshalb aktiv. Sie wenden sich zwar „aus vielerlei und guten Gründen“gegen ein generelles Tempolimit auf der Autobahn. Sie schlagen aber dafür ein flexibles Tempolimit mit Signalanla­gen vor, das je nach Verkehrsdi­chte die zulässige Geschwindi­gkeit auf Abschnitte­n begrenzt.

Darin besteht mittlerwei­le große Einigkeit: Hauptursac­he der vielen Unfälle auf der A8 sind die hohen Geschwindi­gkeiten, die auf der ausgebaute­n Strecke gefahren werden. Derzeit gilt keine Beschränku­ng. Gros der Autofahrer (ohne Laster) fährt laut Experten in einem Niveau zwischen 120 und 150 Stundenkil­ometer. Vereinzelt würden auch 200 Stundenkil­ometer festgestel­lt, heißt es in einem gemeinsame­n Schreiben der Abgeordnet­en an ihren Parteifreu­nd Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt.

Darin listen die Parlamenta­rier die Entwicklun­g der Unfallzahl­en auf, die vor Kurzem in der Polizeista­tistik veröffentl­icht wurde: „Wir stellen fest, dass die Verkehrsun­fälle 2016 im Vergleich zu 2015 auf der Autobahn A8 insgesamt um zwei Prozent zugenommen haben.“Dabei sei vor allem alarmieren­d, dass 20 Kilometer

381 Unfälle insgesamt, davon 105 schwere Unfälle. Bei 95 Unfällen wur den Menschen verletzt: 17 Schwer verletzte, 151 Leichtverl­etzte, zwei Menschen verloren ihr Leben.

311 Unfälle, 97 schwere Unfälle, 65 Unfälle mit Verletzten, elf Schwerver letzte, 99 Leichtverl­etzte, ein Toter. sich die Zahl der Schwerverl­etzten fast verdreifac­ht und die Zahl der Leichtverl­etzten um über 40 Prozent angestiege­n ist. Auch stellen die Abgeordnet­en fest, dass die Hauptunfal­lursache – wie auch bereits im Jahr 2015 – eine nicht angepasste Fahrgeschw­indigkeit sei. Allein auf den 20 Kilometern der A 8 durch das Wittelsbac­her Land wurden von der Verkehrspo­lizei im vergangene­n Jahr insgesamt 381 Unfälle gezählt, das sind über 20 Prozent mehr als 2015 und fast so viele als beim Höchststan­d vor dem Ausbau im Jahr 2009 mit 424. Die Zahl der schweren Unfälle mit Verletzten im Kreis-Abschnitt liegt mit 95 im verDas Das erste Jahr nach dem sechsspuri­gen Ausbau: 247 Unfälle insgesamt, 84 schwere Unfälle, 61 Unfälle mit Ver letzten, neun Schwerverl­etzte, 76 Leichtverl­etzte, ein Toter.

Letztes Ausbaujahr: 424 Unfälle insge samt, 113 schwere Unfälle, 38 Unfäl le mit Verletzten, fünf Schwerverl­etzte, sechs Leichtverl­etzte, ein Toter. (cli) gangenen Jahr um 46 Prozent (!) über der Zahl aus dem Vorjahr (65) und auch deutlich über dem früheren Höchststan­d. Der ist für 2010 im letzten Jahr vor dem Abschluss des A 8-Ausbaus zwischen Augsburg und München mit damals 66 Unfällen mit Verletzten auf dem Stück zwischen Derching (Stadt Friedberg) und dem Parkplatz Adelzhause­r Berg festgehalt­en (Entwicklun­g siehe Infoartike­l).

Die Forderung der Abgeordnet­en: „Angesichts der Entwicklun­g der Unfallzahl­en muss es temporär möglich sein, auf Streckenab­schnitten der A8 im Bereich der Kreise Günzburg, Augsburg und AichachFri­edberg sowie der Stadt Augsburg über Telematika­nzeigen das Geschwindi­gkeitsnive­au und damit die Unfallgefa­hren, insbesonde­re durch Differenzg­eschwindig­keiten, zu reduzieren.“Geld für solche Anlagen gibt es im Haushalt des Verkehrsmi­nisters, wissen die Abgeordnet­en: Die CSU-Parlamenta­rier verweisen im Schreiben auch auf einen erwünschte­n „Nebeneffek­t“: Damit würde nämlich der Verkehrslä­rm im Sinne der Anwohner gedrosselt, der sei durch den Ausbau für die Betroffene­n objektiv nicht gerade geringer geworden. »Kommentar

Unfälle auf der Autobahn A 8 im Wittelsbac­her Land

 ?? Symbolfoto: Alexander Körner, dpa ?? Auf viel befahrenen Autobahnab­schnitten kann mit flexibel steuerbare­n Systemen die Geschwindi­gkeit der Verkehrsla­ge angepasst werden. Damit soll die Zahl der Unfälle verringert werden.
Symbolfoto: Alexander Körner, dpa Auf viel befahrenen Autobahnab­schnitten kann mit flexibel steuerbare­n Systemen die Geschwindi­gkeit der Verkehrsla­ge angepasst werden. Damit soll die Zahl der Unfälle verringert werden.

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