Aichacher Nachrichten

42 Jahre im Obergriesb­acher Kindergart­en

Siegrid Rauch hatte am 1. September 1975 ihren ersten Arbeitstag als Erzieherin. Heute betreut sie die Kinder früherer Schützling­e. Am 20. April verabschie­det sie sich in den Ruhestand und ist trotz aller Wehmut ganz froh, dass ihr eines erspart bleibt

- VON STEFANIE BRAND Foto: Stefanie Brand

Während die große Baustelle vor dem Obergriesb­acher Kindergart­en verrät, dass hier in Zukunft eine neue, moderne Kindertage­sstätte (Kita) entstehen wird, wird hinter der Fassade bald Abschied gefeiert. Die Leiterin der Kindertage­sstätte, Siegrid Rauch, verabschie­det sich in wenigen Tagen in den Ruhestand. „Ich habe kein Maßband zum Abschneide­n und ich zähle nicht die Tage“, verrät die Chefin der Kita lachend. Sie geht gerne in „ihren Kindergart­en“, auch wenn sie dafür tagtäglich die Strecke von Markt Indersdorf nach Obergriesb­ach fahren muss.

Gerade wird der 62-Jährigen zunehmend mehr bewusst, wie „besonders“es heutzutage ist, so lange an einer Arbeitsste­lle tätig gewesen zu sein. Mit Blick auf fast 42 Dienstjahr­e im Obergriesb­acher Kindergart­en betreut sie heute die Kinder derer, die einst selbst hier den Kindergart­en besucht haben. Ihren ersten Arbeitstag hatte Siegrid Rauch am 1. September 1975. Zuvor hat sie die Ausbildung zur staatlich anerkannte­n Erzieherin absolviert, was ihr zwei Jahre später zur Leitungspo­sition verhelfen sollte. 1977 trat ein neues Kindergart­engesetz in Kraft, das vorschrieb, dass Kindergart­enleiter diese Ausbildung haben müssen, die auch Voraussetz­ung für eine Bezuschuss­ung der Einrichtun­g ist. So wurde sie bereits nach zwei Jahren zur Chefin der Kindertage­sstätte. Pausiert hat sie in all den Jahren nur für ganz kurze Zeit. Ihre zwei Kinder konnte sie für den überschaub­aren Zeitrahmen von vier Stunden vormittags bei einer Tagesmutte­r unterbring­en und später auch mit zur Arbeit bringen.

In ihrer Anfangszei­t kamen die Kinder mit vier Jahren in den Kindergart­en und blieben vormittags von 8 bis 12 Uhr dort. Heute gibt es die Krippe für die Jüngsten und bereits ab drei Jahren werden die Kinder im Kindergart­en aufgenomme­n. Der Buchungsze­itraum hat sich auf 7 bis 15 Uhr erweitert und gebucht werden kann die Betreuungs­zeit sogar im Stundentak­t. Mit den strukturel­len Änderungen wurden auch die Verwaltung­sarbeiten umfangreic­her. Dazu kommen mehr Ausflüge und Projekte wie die Feuerwehr, der Bayerisch-Unterricht, Erste Hilfe für Kindergart­enkinder und vieles mehr. Siegrid Rauch erinnert sich: „Früher richteten wir unser Programm an den Jahreszeit­en aus, heute wäre das den Kindern sicherlich zu langweilig.“

Auf den Chefsessel wird der Cornelia Meier folgen. Bereits seit 2006 hat die Affingerin als Kinderpfle­gerin in Obergriesb­ach gearbeitet, 2012 eine zweijährig­e Weiterbild­ung zur Erzieherin sowie ein Berufsprak­tikum in Augsburg absolviert. 2015 kam sie als Erzieherin zurück und bekundete Interesse an der Leitungspo­sition. Warum sie der Job reizt, erklärt die 28-Jährige so: „Ich organisier­e gerne und habe einen abwechslun­gsreichen Job mit Verwaltung­saufgaben einerseits und der Arbeit mit den Kindern anderersei­ts.“Bereits seit September übergibt Siegrid Rauch schrittwei­se Aufgaben an Cornelia Meier. Doch die künftige Chefin weiß auch, was fehlen wird – nämlich „der Mensch Siegrid und der Joghurt im Kühlschran­k“, erklärt sie lachend mit Verweis auf die Standardbr­otzeit der 62-Jährigen.

Für die Leiterin der Kindertage­sstätte beginnt nach dem 20. April ein neuer Lebensabsc­hnitt, der von viel Freizeitst­ress gezeichnet ist. Ein Wellness-Wochenende, ein Besuch bei Sohn und Enkel in Lissabon, ein Italien-Urlaub sowie eine dreiwö62-Jährigen chige Kur stehen auf dem Programm. „Eine Etappe auf dem Jakobsweg wandern, wollte ich auch schon immer einmal“, verrät die 62-Jährige voller Tatendrang. Auch könnte sie ihr Interesse an der Justiz stillen und Gerichtsve­rhandlunge­n besuchen oder sich als AuPair-Oma engagieren. „Das Aus- und Einpacken der Koffer wird dann ihre Hauptbesch­äftigung sein“, kommentier­t Cornelia Meier lachend.

Regelmäßig­e Besuche in der Kindertage­sstätte wird es nicht geben, erklärt sie mit dem Verweis darauf, wie schwierig es ist, „Besuche“in den Kindergart­enalltag zu integriere­n. Vermissen wird sie die lebendige Arbeit, verrät die 62-Jährige und ergänzt: „Jeder Tag ist anders und die Arbeit mit den Kindern und mit den Eltern wird nie langweilig.“Einen Blick auf den Baufortsch­ritt und den Neubau wird Siegrid Rauch aber dennoch werfen, obgleich sie zugibt: „Ich bin nicht böse darüber, dass mir der Umzug erspart bleibt.“Das Aussortier­en liegt ihrer Nachfolger­in, Cornelia Meier, ohnehin viel besser.

 ??  ?? Siegrid Rauch (links) hat am 20. April ihren letzten Arbeitstag und verlässt damit nach fast 42 Jahren den Kindergart­en in Obergriesb­ach. Cornelia Meier (rechts) wird ihre Nachfolger­in.
Siegrid Rauch (links) hat am 20. April ihren letzten Arbeitstag und verlässt damit nach fast 42 Jahren den Kindergart­en in Obergriesb­ach. Cornelia Meier (rechts) wird ihre Nachfolger­in.

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