Aichacher Nachrichten

Ehemaliger Kämmerer vor Gericht

Landsberg: Anklage wegen Untreue

- VON THOMAS WUNDER

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Ende Dezember 2011 machte der damalige Landsberge­r Oberbürger­meister öffentlich, dass die Stadtkämme­rei mit Derivaten gehandelt haben soll, ohne ihn und den Stadtrat darüber zu informiere­n. Es war der Beginn der Derivataff­äre. Jetzt hat die Staatsanwa­ltschaft Augsburg Anklage gegen den Ex-Kämmerer wegen Untreue in zwei Fällen gestellt. Drei Mitarbeite­r eines Tochterunt­ernehmens einer Münchner Bank, die die Stadt berieten, sollen ihm geholfen haben.

Seit Anfang Februar 2012 ermittelt die Staatsanwa­ltschaft in dem Fall. In dem komplexen Verfahren tauchten immer wieder neue Erkenntnis­se und Dokumente auf. Zuletzt wurde ein Gutachten an die Beteiligte­n versandt, in dem die genaue Schadenshö­he festgestel­lt wurde. Die Stadt selbst geht von einem Schaden in Höhe von 8,3 Millionen Euro aus und prozessier­te deswegen

Die Stadt geht von einem Millionen Verlust aus

auch, um den Verlust ausgleiche­n zu können. Die Klage wurde aber vor dem Landgerich­t München und dem Oberlandes­gericht München abgewiesen. Jetzt strebt die Stadt eine Entscheidu­ng des Bundesgeri­chtshofs in Karlsruhe an.

Dem heute 67 Jahre alten Kämmerer wird nun von der Staatsanwa­ltschaft Augsburg zur Last gelegt, dass er im Juni 2008 beziehungs­weise im Februar 2010 unzulässig­e, risikobeha­ftete Umschichtu­ngen zur Zinssicher­ung vorgenomme­n hat, die schließlic­h in rein spekulativ­e Geschäfte mündeten. Dabei soll er es auch unterlasse­n haben, die allein aufgrund des Umfangs der Geschäfte erforderli­che Zustimmung der Stadt einzuholen. Im März 2012 wurde der Kämmerer von der Landesanwa­ltschaft Bayern vorläufig seines Dienstes enthoben, später kürzte die Landesanwä­ltin Simone Widmann sein Ruhegehalt um 30 Prozent.

Den angeklagte­n Beratern wird vorgeworfe­n, dem städtische­n Kämmerer spekulativ­e Derivate ohne Bezug zu einer Zinssicher­ung eines Kredits empfohlen zu haben. Dies sollen die drei Männer im Alter zwischen 37 und 43 Jahren im Oktober 2009 in einer Stellungna­hme wahrheitsw­idrig bescheinig­t haben.

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