Aichacher Nachrichten

Das „Dings“war wieder „eiwanfrei“

Rolf Miller albert sich im Aichacher Pfarrzentr­um mit Halbsätzen und unausgespr­ochenen Gedanken durchs Programm

- VON BRIGITTE GLAS

Das Aichacher Pfarrzentr­um war so gut wie voll besetzt. Rolf Miller fand das „eiwanfrei“. Logisch – das ist ja auch das zweite Lieblingsw­ort des Odenwälder Kabarettis­ten. Das erste ist „Dings“. Man kennt Rolf Miller seit vielen Jahren aus dem Fernsehen. Der Meister der Halbsätze und unausgespr­ochenen Gedanken gastierte mit seinem neuen Programm „Alles andere ist primär“in Aichach und riss das Publikum von der ersten Minute an mit.

Für seinen Auftritt braucht er nicht viel: einen Stuhl und eine Flasche Wasser. Breitbeini­g, scheinbar prollig sitzt er da und schwadroni­ert über seine Freunde, die Frauen, die Politik, die 80er-Jahre und sich selbst. Einfach über alles. Er beginnt einen Satz, stockt, fügt das allumfasse­nde Wörtchen „Ding“zwei-, dreimal hinzu, verharrt. Und trotzdem weiß jeder, was gemeint ist. Oft kommt noch ein „eiwanfrei“hinterher, wenn ihm etwas besonders gut gefällt. Das zieht Miller zwei Stunden lang durch.

Der Zuhörer erfährt, dass USPräsiden­t Trump frauenfein­dlich ist, aber „zwei Drittel aller Männer sind das auch und bei den Frauen ist es über die Hälfte“. Die Deutschtür­ken, die für Erdogan sind, sind in Millers Augen „Freilandhü­hner, die für Käfighaltu­ng demonstrie­ren“. Ansonsten widmet er sich dem ganz banalen Alltag. In seinem aktuellen Programm kommen wieder seine Freunde Jürgen und Achim vor. Und natürlich Achims Schwester Barbara, die er wegen ihrer üppigen weiblichen Ausstattun­g nur als „Apparat“bezeichnet: „Rein körperlich ist diese Frau eine Biowaffe.“Überlegt habe er schon, „bei ihr mal anzugreife­n“, aber: „Die Schwester vom besten Kumpel als Freundin, das ist ja friendly fire.“

Mit den Beziehunge­n ist es eh so eine Sache. „Personen in Beziehunge­n leben nicht länger, es kommt ihnen nur so vor“, lästert Miller. Und fügt hinzu: „Die Beziehung geht am längsten, wo beide in fester Partnersch­aft sind.“Auch die Frage, weshalb eine Scheidung so teuer ist, kann er leicht beantworte­n: „Weil sie es wert ist.“Ein Freund, der sich von einer seiner Frauen trennt und am nächsten Tag feststellt, dass er sich aus Versehen der Falschen entledigt hat, hatte eben Pech. Für sich selbst hat er die Lösung gefunden: Frauen will er „nicht mehr stationär aufnehmen, sondern nur noch ambulant.“

Zum Sport hat er ein zwiespälti­ges Verhältnis: „Wenn sich andere bewegen, werde ich müde.“Oder zum Fußball-Kommentato­r Béla Réthy: „Der hat noch nie das

„Personen in Beziehunge­n leben nicht länger, es kommt ihnen nur so vor.“Rolf Miller

gleiche Spiel gesehen wie ich.“Seine Jugend waren eindeutig die 80er. Damals haben er und seine Kumpels Achim und Jürgen großartige Musik gehört, aber nicht „diesen schwulen Bohlen mit Modern Talking“. Nein, bei ihnen waren es „Black Sabbath“oder auch „Atz-Datz“, wie „AC/ DC“im Odenwald bezeichnet wurden. Im Fernsehen guckten sie „Miami Vice“mit „diesen zwei Vollspacke­n“: Gegen Don Johnson sei Lukas Podolski ein Mathelehre­r, findet Miller. Sein allumfasse­ndes Fazit des Jahrzehnts: „Wer sich an die 80er noch erinnern kann, der hat sie nicht erlebt.“

Zwischen seine Geschichte­n streut Miller seine ganz eigenen Weisheiten ein, wie: „Sudoku ist Kreuzwortr­ätsel für Menschen, die nix wissen“, „Reden ist Schweigen, Silber ist Gold“und „Ich nehme mich selber nicht so wichtig, wie ich bin.“Und weil’s pressiert: „Wenn nicht, wann dann jetzt.“Das Aichacher Publikum ist begeistert und erklatscht sich mehrere Zugaben.

Daraufhin kommt Rolf Miller als reale Person auf die Bühne zurück und erzählt den Besuchern einige lustige Anekdoten, die er tatsächlic­h so erlebt hat. Die Frage, woher er seine Ideen für die abgebroche­nen Sätze habe, beantworte­t er schlagfert­ig: „Aus Interviews mit

Fußballern.“

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Foto: Brigitte Glas Rolf Miller weihte das Publikum im Aichacher Pfarrzentr­um in seine ganz eigenen Lebensweis­heiten ein.

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