Ohne Witz
Theater Weshalb in Ingolstadt die „Bürgerwehr“von Alan Ayckbourn misslingt
Der 1939 in London geborene Alan Ayckbourn hat wunderbare schwarze Komödien geschrieben. „Frohe Feste“zum Beispiel aus seiner frühen Zeit gehört nach wie vor zum Besten, was es in diesem Genre gibt. Die 2011 uraufgeführte Farce „Bürgerwehr“dagegen kommt eher harmlos daher, lässt die politische Zuspitzung des brisanten Themas vermissen. Die schier hilflos erscheinende Inszenierung von Johannes Lepper am Großen Haus des Stadttheaters Ingolstadt rückt das Stück nun aber an den Rand der Belanglosigkeit.
Spießer einer privilegierten Siedlung rüsten gegen die vermeintlich bedrohliche Umgebung auf, bewaffnen sich, errichten hohe Zäune, verfolgen Abtrünnige in den eigenen Reihen. Ein Nachbarhaus geht in Flammen auf. Auf der Veranda des Bürgerwehr-Führers Martin und seiner frömmelnden Schwester Hilda aber lungert eine Christus-Figur neben einem großen Gartenzwerg, beide dargestellt von Statisten – ein amüsanter Aspekt in der ansonsten sehr mäßig witzigen Inszenierung.
Unbegreiflich erscheint, wie der Regisseur das eher inhaltsarme Stück in die Länge zieht, Zeit vertut mit der Ausstellung von Petitessen. Etwa am Anfang, wenn Martin es einfach nicht schafft, seinen Pullover überzuziehen und seine Schwester umständlich helfen muss. Dass der Mann etwas trottelig ist, erschließt sich hinlänglich in der weiteren Handlung. Drei Stunden dauert die Aufführung, immer wieder kommt Langeweile auf, auch wegen erstaunlich dürftiger Regie-Einfälle.
Ein Problem der Inszenierung könnte sein, dass sich Johannes Lepper, statt Enge zu zeigen, einen abstrakten großen Raum eingerichtet hat, in dem immer wieder Klappstühle herumgerückt werden. Ein paar gelungene Momente gibt es dennoch, darunter eine Prügelszene in Zeitlupe. Im wackeren Ensemble herausragend die temperamentvolle Katrin Wunderlich als rotzige, freizügige Amy.
Dargeboten werden zwischendurch die Volkslieder „Hoch auf dem gelben Wagen“und „Nehmt Abschied, Brüder“. Am Schluss, da darf dann heftig gegrübelt werden, wird überraschend der kirchliche Song intoniert: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.“Ein wohlklingendes, frommes Finale. Aber, bitte, was will uns das hier sagen?
Aufführungen Wieder am 3., 11., 12., 18., 27. und 28. Mai