Hightech aus der Garage: Tichawa schaut genau hin
Friedberger Unternehmen bekommt in den USA Preis für neues Produkt. Das ist für die geplante Expansion wichtig
Natürlich gibt es auch die Garage. Zwar sind Lager, Fertigung und Verwaltung über drei Etagen des ehemaligen Schwesternwohnheims an der Burgwallstraße verteilt. Doch gleich gegenüber am Leitenweg steht eben die Garage, voll mit Maschinen und Komponenten. So wie es sich einfach gehört für ein High-Tech-Unternehmen, das sich aus kleinen Anfängen anschickt, die Weltmärkte zu erobern. Und dass die Produkte der Friedberger Firma Tichawa Vision international großes Ansehen genießen, das haben Christine und Nikolaus Tichawa jetzt ganz offiziell bestätigt bekommen.
Bei der Automate 2017, der größten Fachmesse für Automatisierungstechnik in Nordamerika, erhielten sie den renommierten „Innovators Award“in Gold für ihre neue Entwicklung. Für die Auszeichnung, die vom internationalen Fachmagazin Vision Systems Design vergeben wird, hatten sich mehr als 1400 Unternehmen aus der ganzen Welt beworben. Verliehen wurde sie kürzlich in Chicago, wo Nikolaus Tichawa die Auszeichnung entgegennahm. „Für die Außenwirkung ist das sehr wichtig“, sagt er über die Bedeutung des Preises: „Er stellt klar, dass man mithalten kann.“
Prämiert wurde Tichawas jüngstes Produkt, der VDCIS-Industriescanner: Das Gerät ist speziell für die Oberflächeninspektion von Lebensmittelund Blisterverpackungen sowie Erzeugnissen aus Glas, Holz, Metall, Plastik und Keramik konzipiert. Das Besondere: Der VDCIS steigert den Arbeitsabstand vom Prüfling zum Sensorfenster von bisher zehn Millimeter auf jetzt 60 bis 80 Millimeter. Gleichzeitig erhöht sich die Tiefenschärfe von bisher rund einem Millimeter auf 15 Millimeter. „Damit ist der CIS-Sensor in der Lage, tiefer zu blicken“, erklärt Tichawa: „Das ist ein weltweites Alleinstellungsmerkmal.
Der Scanner kann beispielsweise prüfen, ob Tabletten in Verpackungen fehlen oder den Aufdruck auf Dosen, Flaschen, zylindrischen Formen und anderen gekrümmten Flächen inspizieren. Durch seine schlanke und sehr kompakte Bauweise lässt er sich schnell und einfach in Fertigungsmaschinen einbauen. Der Sensor ist dank seiner Segmentbauweise optional mit einer Lesebreite von 300 bis 1800 Millimeter verfügbar und verfügt über eine Genauigkeit im Nanometerbereich. Die VDCIS-Produktfamilie erschließt laut Tichawa komplett neue Anwendungsfelder, wie die Inspektion von Lebensmitteln, Schüttgut oder digitalen Druckerzeugnissen, die derzeit das größte Wachstumsfeld darstellen.
Mit der Entwicklung und Fertigung von Kameratechnik für die Industrie haben der promovierte Physiker und seine Frau im Jahr 1991 begonnen – damals noch im Kinderzimmer. Seit 15 Jahren hat das Unternehmen seinen Sitz an der Burgwallstraße,
Entwicklung und Fertigung haben im Kinderzimmer begonnen
wo 18 Mitarbeiter tätig sind. Der Platz ist knapp, der Chef muss sein Büro unterm Dach schon mal mit dem Azubi teilen.
Von Juli an verlagert Tichawa Vision darum seine Fertigung in eine 500 Quadratmeter große Halle, die in Lechhausen angemietet wurde. Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung bleiben aber an der Burgwallstraße. Mit dem zusätzlichen Raum und sorgsam reinvestierten Gewinnen will die High-Tech-Schmiede wachsen. Von derzeit 2,5 Millionen soll der Umsatz innerhalb der nächsten Jahre auf zehn Millionen Euro steigen, kündigt Tichawa an.
Deutsche Firmen sind weltweit führend in der Bildverarbeitung, die Absatzmärkte von Tichawa Vision sind darum über den ganzen Globus verteilt: In England, Italien, Frankreich, Israel, Nordamerika, Indien und China finden sich die Produkte made in Friedberg. In Japan ist gerade eine neue Vertretung im Aufbau. „In Bayern werden die optischen Technologien sehr unterstützt“, lobt Nikolaus Tichawa die Wirtschaftspolitik im Freistaat. Nicht zuletzt dank dieser Unterstützung kündigt er eine weitere Neuentwicklung an. Und mit der will er sich dann wieder bewerben für den „Innovators Award“des amerikanischen Fachmagazins.