Aichacher Nachrichten

Hightech aus der Garage: Tichawa schaut genau hin

Friedberge­r Unternehme­n bekommt in den USA Preis für neues Produkt. Das ist für die geplante Expansion wichtig

- VON THOMAS GOSSNER

Natürlich gibt es auch die Garage. Zwar sind Lager, Fertigung und Verwaltung über drei Etagen des ehemaligen Schwestern­wohnheims an der Burgwallst­raße verteilt. Doch gleich gegenüber am Leitenweg steht eben die Garage, voll mit Maschinen und Komponente­n. So wie es sich einfach gehört für ein High-Tech-Unternehme­n, das sich aus kleinen Anfängen anschickt, die Weltmärkte zu erobern. Und dass die Produkte der Friedberge­r Firma Tichawa Vision internatio­nal großes Ansehen genießen, das haben Christine und Nikolaus Tichawa jetzt ganz offiziell bestätigt bekommen.

Bei der Automate 2017, der größten Fachmesse für Automatisi­erungstech­nik in Nordamerik­a, erhielten sie den renommiert­en „Innovators Award“in Gold für ihre neue Entwicklun­g. Für die Auszeichnu­ng, die vom internatio­nalen Fachmagazi­n Vision Systems Design vergeben wird, hatten sich mehr als 1400 Unternehme­n aus der ganzen Welt beworben. Verliehen wurde sie kürzlich in Chicago, wo Nikolaus Tichawa die Auszeichnu­ng entgegenna­hm. „Für die Außenwirku­ng ist das sehr wichtig“, sagt er über die Bedeutung des Preises: „Er stellt klar, dass man mithalten kann.“

Prämiert wurde Tichawas jüngstes Produkt, der VDCIS-Industries­canner: Das Gerät ist speziell für die Oberfläche­ninspektio­n von Lebensmitt­elund Blisterver­packungen sowie Erzeugniss­en aus Glas, Holz, Metall, Plastik und Keramik konzipiert. Das Besondere: Der VDCIS steigert den Arbeitsabs­tand vom Prüfling zum Sensorfens­ter von bisher zehn Millimeter auf jetzt 60 bis 80 Millimeter. Gleichzeit­ig erhöht sich die Tiefenschä­rfe von bisher rund einem Millimeter auf 15 Millimeter. „Damit ist der CIS-Sensor in der Lage, tiefer zu blicken“, erklärt Tichawa: „Das ist ein weltweites Alleinstel­lungsmerkm­al.

Der Scanner kann beispielsw­eise prüfen, ob Tabletten in Verpackung­en fehlen oder den Aufdruck auf Dosen, Flaschen, zylindrisc­hen Formen und anderen gekrümmten Flächen inspiziere­n. Durch seine schlanke und sehr kompakte Bauweise lässt er sich schnell und einfach in Fertigungs­maschinen einbauen. Der Sensor ist dank seiner Segmentbau­weise optional mit einer Lesebreite von 300 bis 1800 Millimeter verfügbar und verfügt über eine Genauigkei­t im Nanometerb­ereich. Die VDCIS-Produktfam­ilie erschließt laut Tichawa komplett neue Anwendungs­felder, wie die Inspektion von Lebensmitt­eln, Schüttgut oder digitalen Druckerzeu­gnissen, die derzeit das größte Wachstumsf­eld darstellen.

Mit der Entwicklun­g und Fertigung von Kameratech­nik für die Industrie haben der promoviert­e Physiker und seine Frau im Jahr 1991 begonnen – damals noch im Kinderzimm­er. Seit 15 Jahren hat das Unternehme­n seinen Sitz an der Burgwallst­raße,

Entwicklun­g und Fertigung haben im Kinderzimm­er begonnen

wo 18 Mitarbeite­r tätig sind. Der Platz ist knapp, der Chef muss sein Büro unterm Dach schon mal mit dem Azubi teilen.

Von Juli an verlagert Tichawa Vision darum seine Fertigung in eine 500 Quadratmet­er große Halle, die in Lechhausen angemietet wurde. Entwicklun­g, Vertrieb und Verwaltung bleiben aber an der Burgwallst­raße. Mit dem zusätzlich­en Raum und sorgsam reinvestie­rten Gewinnen will die High-Tech-Schmiede wachsen. Von derzeit 2,5 Millionen soll der Umsatz innerhalb der nächsten Jahre auf zehn Millionen Euro steigen, kündigt Tichawa an.

Deutsche Firmen sind weltweit führend in der Bildverarb­eitung, die Absatzmärk­te von Tichawa Vision sind darum über den ganzen Globus verteilt: In England, Italien, Frankreich, Israel, Nordamerik­a, Indien und China finden sich die Produkte made in Friedberg. In Japan ist gerade eine neue Vertretung im Aufbau. „In Bayern werden die optischen Technologi­en sehr unterstütz­t“, lobt Nikolaus Tichawa die Wirtschaft­spolitik im Freistaat. Nicht zuletzt dank dieser Unterstütz­ung kündigt er eine weitere Neuentwick­lung an. Und mit der will er sich dann wieder bewerben für den „Innovators Award“des amerikanis­chen Fachmagazi­ns.

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Foto: Michael Hochgemuth Ein Spitzenpro­dukt aus Friedberg: Chris tine und Nikolaus Tichawa präsentier­en den neuen Industries­canner, für den sie eine weltweit begehrte Auszeichnu­ng er halten haben.

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