Seine Kunst fühlt sich zu Hause im Köglturm
Thomas Heyls Werke erobern die kleinen Kabinette. Im Zwielicht erleben seine Werke eine völlig neue Dimension
Thomas Heyl, 1960 in Coburg geboren, hat sich und seinen Bildern den Aichacher Köglturm zu Eigen gemacht. In den kleinen Räumlichkeiten, die der Künstler als „Kabinette“bezeichnet, würden sich die von ihm ausgewählten Bilder regelrecht wohlfühlen, versichert er. „Wie zu Hause“, dürfte als Kompliment eines Künstlers an ei- nen Ausstellungsort kaum zu überbieten sein. Am Freitagabend war die Vernissage einer wieder einmal sehenswerten Ausstellung im Köglturm, der zweiten und für dieses Jahr letzten der Ausstellungsreihe „Wechselspiel – Spielwechsel“.
Thomas Heyl lehrt seit vielen Jahren als Professor für Kunst und Didaktik an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, er war und ist in zahlreichen Ausstellungen bundesweit vertreten, ist mehrfacher Preisträger. In Aichach stellt er 16 seiner Werke aus – Bilder und Scherenschnitte, die sich dem Betrachter aufgrund der künstlerischen Technik erst beim Verweilen erschließen.
Malerei wird zum Material, hatte Jakob Steinberger in seiner Laudatio betont, und verwies auf die faszinierende Art, mit der Heyl die Materialien verarbeitet und die Farbebenen zusammenspielen lässt. Pigment auf Papier oder Acryl, heißt es lakonisch auf der Ausstellungsliste. Konkret ist das künstlerische Prozedere unterschiedlich wahrnehmbar: Generell entsteht der Eindruck der Mehr- und Vielschichtigkeit, die Farben sind in den Konturen zum Teil dick aufgetragen, dann wieder wirken sie wässrig, verlaufen, pastellfarbig.
Es gibt keine Regelmäßigkeiten in der Pinselführung, vieles ist in der Form schief, krumm, verdreht. Immer wieder entsteht der Eindruck einer imaginären Tiefendimension, einer plastischen Darstellung, die das Abgebildete aus dem Rahmen zu hebeln scheint. Vereinzelt glaubt man Bögen, Rohre, Röhren, Knochen, Treppenstufen, Kreise zu entziffern. Im Hintergrund heben kleine Muster in unterschiedlicher, meist zarter Farbgebung, das vordergründige Motiv hervor. Das diffuse Licht in den Räumlichkeiten tut ein Übriges, um die Gebilde in ein eigenes Licht zu versetzen oder sie teilweise verschwimmen zu lassen.
„Die Scherenschnitte sind eigentlich gar keine“, hatte Steinberger doziert. Die Illusion bleibt dennoch erhalten. Der Künstler hat Flammruß auf Transparentpapier aufgeteilt, er hat Teile herausgeschnitten und verändert, sie neu aufgetragen, sodass zum Teil reliefartige Formen entstehen. Ein interessantes schwarz-weiß Spiel mit Raum und Schattenwurf, das die Fantasie des Betrachters anheizt.
Sie ist im Köglturm noch bis zum 28. Mai bei freiem Eintritt zu besichtigen. Geöffnet ist jeweils samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 18 Uhr sowie auf Anfrage.