Aichacher Nachrichten

Der Platz im Hort ist begehrt

Viele Kommunen setzen auf Ganztagssc­hulen. Doch nicht alle Eltern wollen sich damit anfreunden. Welche Alternativ­en es im Landkreis Aichach-Friedberg gibt und wo weiterer Bedarf besteht

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER UND KATJA RÖDERER

Linda Hammon ist Mutter zweier Söhne. Weil die 37-Jährige wieder in Teilzeit arbeitet, gibt sie ihre Sprössling­e für drei Nachmittag­e die Woche in fremde Obhut – die eines Hortes. „Dort sind die beiden in guten Händen“, findet die Zweifachma­ma. Das Personal sei kompetent, die Buben beschäftig­t und sie zeitlich flexibler. „Die optimale Lösung“, sagt sie. Doch nicht überall gibt es ausreichen­d freie Plätze für die Kleinen, wie unsere Umfrage ergab.

Die Warteliste im katholisch­en Kinderhort Mariä Himmelfahr­t in Aichach sei inzwischen aber abgearbeit­et, wie Agnes Kunz berichtet. „Die Nachfrage ist schon sehr groß.“Die Betreuungs­einrichtun­g hat Platz für insgesamt 55 Kinder, die in zwei Gruppen betreut werden. Für das kommende Schuljahr seien derzeit schon 54 Kinder angemeldet. Allerdings würden beispielsw­eise die Fünftkläss­ler, die ins Gymnasium wechseln, oftmals bald auch dort die Mittagsbet­reuung besuchen.

Im Hort in der Schulstraß­e erledigen die Kinder ihre Hausaufgab­en, essen Mittag und spielen. Betreut werden sie hier auch in den Ferien. An 30 Ferientage­n im Jahr bleibt der Hort allerdings geschlosse­n.

Weitere zwei Hortgruppe­n mit je 17 Plätzen sind in Aichach im Kinderhaus der Lebenshilf­e zu finden. Eine Gruppe wird in der Außenstell­e im alten Schulgebäu­de in Ecknach betreut, die andere direkt bei der Lebenshilf­e. Wie Manfred Müller vom Aichacher Hauptamt berichtet, betreibt die Stadt selbst keinen Hort in eigener Trägerscha­ft.

Wer keinen Hortplatz bekommen hat oder ein anderes Betreuungs­konzept bevorzugt, kann seinen Nachwuchs in den Aichacher Grundschul­en in die Mittagsbet­reuung schicken. Sie ist bis maximal 16 Uhr während der Schulzeite­n möglich und sie kostet ebenfalls Geld. Auch hier wird gegessen, ansonsten variieren die Konzepte an den Schulen. Zwei Gruppen gibt es an der Ludwig-Steub-Grundschul­e, eine für eine kurze Mittagsbet­reuung, die andere für eine Betreuung bis 16 Uhr. An der Grundschul­e AichachNor­d sind zwei Gruppen bis 14 Uhr untergebra­cht. Wer dann noch nicht nach Hause kann, wird mit dem Bus zur Ludwig-Steub-Schule gefahren. Laut Heike Nemak von der Finanzverw­altung der Stadt nehmen maximal vier oder fünf Kinder dieses Angebot in Anspruch.

Bis zur sechsten Stunde werden die Kinder in der Grundschul­e in Ecknach betreut und im Schulverba­nd Griesbecke­rzell-Obergriesb­ach stehen zwei Gruppen bis 14 Uhr zur Verfügung. Heike Nemak sagt: „Momentan haben wir überall noch Plätze frei.“Sie sind tagesweise buchbar. Das gilt auch für die kostenlose offene Ganztagsbe­treuung an den Mittelschu­len bis maximal 16.20 Uhr. Wer in eine Ganztagesk­lasse geht, ist dagegen Montag bis Donnerstag nachmittag­s nicht mehr flexibel.

Anfragen für die Nachmittag­sbetreuung im neuen Schuljahr gebe es schon, grundsätzl­ich müsse man jedoch immer erst den Stundenpla­n abwarten, um die Situation genau einschätze­n zu können, erklärt Heike Nemak. Mit insgesamt 65 Hortplätze­n gibt es in Friedberg zwei Einrichtun­gen, die sich nach Schulende um den Nachwuchs kümmern. Die Arbeiterwo­hlfahrt betreut im Gebäude der Grundschul­e-Süd 35 Kinder. „Damit sind wir gut ausgelaste­t“, erzählt Fatma Yüksektepe. Ursprüngli­ch standen dort 28 Betreuungs­plätze zur Verfügung. „Allerdings waren die Anfragen so zahlreich, dass wir aufstocken mussten“, erklärt die Betreuerin.

Not herrscht in den Räumen des Kinderheim­vereins. „Die vorhandene­n Kapazitäte­n reichen bei Weitem nicht aus“, beklagt Sabine Krepold von der Heimleitun­g. Gründe für den hohen Bedarf sieht sie unter anderem in der prekären Lage von Familien. „Viele Mütter sind alleinerzi­ehend“, sagt sie. „Und oftmals müssen beide Elternteil­e arbeiten, um den Lebensunte­rhalt überhaupt bestreiten zu können.“Diese Familien seien auf den Hort angewiesen, so Krepold. Dementspre­chend laut sei der derzeitige Ruf nach freien Plätzen. Bei der Friedberge­r Stadtverwa­ltung heißt es, dass im laufenden Schuljahr einige wenige Schulkinde­r abgelehnt werden mussten. Zu aktuell 1075 Plätzen sollen sich weitere 80 gesellen. Ein Hort befindet sich nicht darunter. Aufgrund der kostenlose­n Ganztagsan­gebote der Schule und der Ferienbetr­euung der Stadt Friedberg gebe es keinen Handlungsb­edarf, sagt Pressespre­cher Frank Büschel.

Auch in Mering zeichnet sich ab, dass das Angebot nicht ausreicht. Franziska Hög von der Kinderwelt hat schon 25 Anmeldunge­n für vier frei werdende Plätze. Engpässe zeigen sich ebenfalls in Dasing. „Als einer von drei Horten in der Gemeinde sind wir mit 65 Plätzen voll belegt“, erklärt die Leiterin des Kinderhaus­es. „Bei uns passt’s“, sagt Martha Stimpfle. Auch hier steige die Anzahl an Anmeldunge­n, „sodass einige Kinder abgelehnt werden mussten. Die Kinderhaus­leiterin führt diese Entwicklun­g zum Teil darauf zurück, dass es in Dasing kein Angebot an Ganztagssc­hulen gibt.

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Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Viele Eltern sind für ihre Kinder auf einen Hortplatz angewiesen. Doch der Bedarf ist nicht überall gedeckt.

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