Polit Krimi bei den Sudetendeutschen
Landesobmann Hörtler berichtet von schwierigen Gesprächen in Prag. Ernst Wollrab im Amt bestätigt
Im Mittelpunkt der Kreisversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) in der Schlosswirtschaft in Stätzling (Stadt Friedberg) stand neben den Neuwahlen ein Bericht des bayerischen Landesobmanns der SL, Steffen Hörtler. Er war direkt aus Prag nach Stätzling gekommen. Die bayerisch-tschechischen Beziehungen waren in der tschechischen Hauptstadt Thema einer Tagung des Sudetendeutschen Rates mit tschechischen Politikern, die laut Hörtler schon seit Jahren „eher einem Polit-Krimi“gleichen.
In den Beziehungen zwischen Sudetendeutschen und Tschechen gebe es „viele hoffnungsvolle Ansätze“, aber es gelte nach wie vor „einiges aufzuarbeiten und viel zu kritisieren“, sagte er. Aber, so Hörtler, gleichzeitig Chef des Seminarhauses der SL am Heiligenhof in Bad Kissingen: „Wir kommen nur weiter, wenn wir miteinander reden.“Positiv seien „die vielen Begegnungen, die von der tschechischen Zivilgesellschaft ausgehen“. Vor allem junge Tschechen würden dafür sorgen, „dass sich 20 Jahre nach der deutsch-tschechischen Deklaration einiges ändert“. Hörtler bat seine in Stätzling versammelten Landsleute „nach wie vor um viel Geduld“und forderte die Sudetendeutschen der Erlebnisgeneration auf, ihre Erinnerungen für ihre Enkel aufzuschreiben, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.
Ein Sudetendeutscher mit Leib und Seele ist der 81-jährige Ernst Wollrab aus Friedberg, seit 1968 im Altkreis Friedberg und später im Landkreis Aichach-Friedberg ohne Unterbrechung Kreisobmann der SL. Bei den Neuwahlen wurde Wollrab für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. 2018 wird Wollrab demzufolge sein 50. Jubiläum als Kreisobmann feiern. Seine Stellvertreter sind weiterhin Maria Kretschmer aus Mering und Franz Böse aus Friedberg. Dem engeren Vorstand gehören als neuer Kreiskassenwart Franz Böse (für den erkrankten Rudolf Kuchar), als Schriftführer Peter Gürtler, als Kulturreferentin Maria Kretschmer und als Frauenreferentin Elisabeth Sedlmayr an. Als Kassenprüfer fungieren Rudolf Kraus und Hermann Paul.
Laut Kreisgeschäftsführer Franz Böse gehören derzeit „um einiges mehr als 200 Mitglieder“dem Kreisverband der Sudetendeutschen mit verschiedenen Ortsverbänden in Aichach und im Raum Friedberg (Mering, Derching und Stätzling und weitere kleine Verbände) an.
Auch der Bezirksvorsitzende des Bundes der Heimatvertriebenen (BdV), der frühere CSU-Landtagsabgeordnete Reinhard Pachner, war zur Kreisversammlung der SL gekommen. Er ist, wie Ernst Wollrab auch, im Rahmen zahlreicher Kontakte zwischen Sudetendeutschen und Tschechien (Beispiel: Marienbader Gespräche) aktiv.
Ernst Wollrab appellierte abschließend an die Landsleute im Wittelsbacher Land, sich zahlreich am Pfingsttreffen der Sudetendeutschen auf dem Messegelände in Augsburg zu beteiligen, „um Flagge zu zeigen, dass es uns nach wie vor noch gibt“. (gps)