Nibelungen Recken stürmen die Bühne
Mit einer modernen Version der germanischen Sage geht das Volkstheater Aichach in die neue Saison. Bei einer öffentlichen Auftaktprobe mit Regisseurin Dagmar Franz-Abbott fällt die Entscheidung für das Stück
13 Spieler und Spielerinnen des Aichacher Volkstheaters hatten sich schnell entschieden: Mehrheitlich plädierten sie für die „Nibelungen“in der Version von Thomas Birkmeir und überließen dafür „Das Gespenst von Canterville“dem nächtlichen Spuk. Beide Stücke lagen den Interessenten am Samstag zum Probelesen vor. Nach einem kurzen Einlesen und dem Anspielen einzelner Szenen war allen klar, dass mit den Nibelungen das breit gefächerte schauspielerische Potenzial der Protagonisten besser zur Geltung käme. Erstmalig wird Dagmar Franz-Abbott als Regisseurin die Truppe in dieser Saison leiten.
Die ausgebildete Schauspielerin, Sprecherzieherin und Dozentin an der Universität bringt viel Erfahrung mit. Seit Jahren ist sie in der Kulturszene in Augsburg an zahlreichen Projekten maßgeblich beteiligt. Unter anderem führte sie die Drama- und Filmgruppe an der Internationalen Schule in der Fuggerstadt, als Theaterpädagogin leitet sie diverse Workshops und ist bei Präventionsgesprächen an Schulen eine geschätzte Referentin. Nach Aichach kam sie auf Empfehlung von Daniela Nering.
Die Regisseurin kann sich auf das bewährte Schauspielteam des Volkstheaters verlassen. Die 13 Spieler, die sich im Juze eingefunden hatten, standen alle schon mal auf der Bühne. Entsprechend flott absolvierten sie die Aufwärmübungen, das Anspielen der Eingangsszenen war aussagekräftig genug, um bereits einzelne Charaktere erkennen zu können.
Der gesamte Vormittag war dem „Gespenst von Canterville“von Susanne Lietzow vorbehalten. Frei nach der bekannten Vorlage von Os- car Wilde geht es um das tragische Dasein eines Schlossgespensts, das einer amerikanischen Familie als neue Hausherren den Garaus machen will. Mit viel Improvisationstalent und akustischen Dudelsacksignalen aus den Reihen der Spieler gingen die Protagonisten zur Sache, sehr zur Freude ihrer Regisseurin. „Ihr sollt glücklich sein mit dem, was ihr spielt“, betonte die Regisseurin, die bewusst auf ein Casting verzichtet und den Spieler bestenfalls die Rollenverteilung selbst überlassen möchte.
Trotz einer gewissen gespenstischen Affinität und dem spukhaften Treiben in den düsteren Gemächern des Schlosses zu Canterville wollen es die Volkstheater-Profis letztendlich doch lieber mit dem urdeutschen Klassiker der „Nibelungen“halten. Thomas Birkmeir hat die geschichtsträchtige Sage in die Gegenwart geholt. Seine moderne Version behält die zentrale Thematik um Mord, Rache und Verrat im Auge und stattet sie entsprechend mit einer gut nachvollziehbaren Sprache aus. Einige Handlungsstränge sind leicht abgeändert, einiges wird den Helden neu in den Mund gelegt, ohne dass das Geschehen sich weitläufig verzettelt.
Die Sage um dem Drachentöter Siegfried, die Recken Gunther und Hagen, die resoluten Damen Kriemhild und Brünhild und vielen anderen birgt in Birkmeirs Version genügend Stoff, um daraus einen kurzweiligen, spannenden und zugleich sehr amüsanten Abend zu machen. Gerade diese Mischung hat die Darsteller und die Regisseurin dazu bewogen, die traditionsreiche und in zahllosen Varianten inszenierte Geschichte auf die Aichacher Bühne zu bringen.
Die Rollenverteilung steht noch aus. An Spielern mangelt es zurzeit nicht, sodass alle Spielwilligen gemäß ihres Temperaments und ihrer Statur bedient werden können, heißt es.
In den kommenden Wochen und Monaten gibt es für alle Beteiligten viel zu tun. Am Samstag, 18. November, werden die NibelungenHelden erstmalig die Aichacher Bühne erobern.